• Aktien
  • Bewertungsmodelle
  • Checklisten
  • Portfoliokonstruktion
  • Stock Screens
  • Top-Investoren
  • Daten & Tools

DIY Investor

Mit einem Value Investing Ansatz viel erreichen

  • Start
  • About
  • Blog
  • Bücher
  • Ideen
  • Toolbox
  • Lexikon
  • Kontakt
Du befindest dich hier: Home / Psychologie / 5 Biases von Value Investoren

Jan 25 2019

5 Biases von Value Investorenca. 6 Min.


Value Investor Bias Fehler

In den 1970er Jahren hat Daniel Kahnemann quasi bewiesen, dass Menschen grundsätzlich keine rational handelnden Lebewesen sind. Er entdeckte die so genannten kognitiven Verzerrungen („cognitive biases“) indem er anhand von Experimenten belegte, dass wir systematisch falsche Entscheidungen treffen. Seitdem beschäftigt auch die Finanzwelt sich von Jahr zu Jahr immer intensiver mit dem Thema… in diesem Kontext Behavioral Finance genannt. Nun ist es so, dass viele bekannte und erfolgreiche Value Investoren, u.a. auch Warren Buffett und Charlie Munger, die rationale Entscheidungsfindung als wesentliches Erfolgskriterium benennen.

Unsere Rationalität hört allerdings leider oft bereits ganz am Anfang, nämlich bei unseren grundlegenden Annahmen auf. In diesem Artikel möchte ich einmal die negativen Effekte einiger typischer „Value Investing Mantras“ eingehen und diese vielleicht hier und da einmal in Frage stellen.

The first principle is that you must not fool yourself — and you are the easiest person to fool. ~ Richard Feynman


1. KGV: Günstig, günstig, günstig

Viele Privatinvestoren mit einem Fokus auf den „klassischen“ Value Ansatz verwenden Aktien Screener, um interessante Aktien  zu identifizieren. Eine Kennzahl auf die dabei typischerweise besonders viel Augenmerk gerichtet wird, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis bzw. KGV.

Viele Value Strategien beruhen nun einzig und allein darauf, Aktien mit einem niedrigen KGV – der Grenzwert wird hier oft bei 8 bis 12 gesehen – zu kaufen. Auch wenn dieser Screening-Prozess nur eine von vielen möglichen Ansätzen zur Ideengenerierung darstellt, werden vermutlich die wenigsten Value Investoren dieser Kategorie jemals ein Unternehmen mit einem KGV oberhalb von 25 oder 30 überhaupt in Betracht ziehen.

Dies ist zwar in gewisser Weise konsistent mit Ben Graham’s Ideen aus The Intelligent Investor und kann zu sehr guten Returns führen. Allerdings berücksichtigt der Ansatz nicht den aktuellen Wandel hin zu neuen und digitalen Geschäftsmodellen und die zunehmende Disruption althergebrachter Geschäftsmodelle. Die Portfolios dieser Investoren könnten deshalb am Ende zwei systematische Schwächen aufweisen:

  1. Fokus auf althergebrachte, über die Zeit verschwindende Geschäftsmodelle: Es gibt meist einen guten Grund, warum eine Aktie günstig bewertet ist. In vielen Fällen können wir diesen Grund mit „bescheidene Zukunftsaussichten“ oder „schwaches Wachstum“ betiteln. Ein nach diesem Grundsatz aufgebautes Portfolio könnte also dem entsprechend tendenziell zu sehr aus Unternehmen bestehen, die ihre besten Zeiten bereits hinter sich haben (z.B. Old Economy Industrieunternehmen)
  2. Keine Partizipation an Wachstumstrends: Viele wirklich gute Unternehmen mit tollen Wachstumsaussichten und einer – relativ zu den Zukunftschancen – günstigen Bewertung werden von vornherein unberücksichtigt gelassen
Das KGV ist übrigens eine sehr gute Kennzahl, um die eigene Investment Thesis zu kommunizieren (und wird von vielen Value Investoren in den Medien ja auch entsprechend genutzt). Selten ist das KGV aber die beste Kennzahl für die tatsächliche Unternehmensbewertung… jedenfalls aus meiner Sicht.

Ob ein Unternehmen günstig bewertet ist, hängt neben einer Unterbewertung bezogen auf die aktuell erzielbaren Gewinne vor allem auch von den Zukunftsaussichten und dem erwarteten Gewinnwachstum ab und sollte deshalb auch relativ dazu betrachtet werden.


2. Buy-and-Hold für klassische Value Aktien

Die gleichen Investoren, die wie gerade beschrieben ihre Aktien auf Basis des KGV auswählen, verfolgen in vielen Fällen einen Buy-and-Hold Ansatz, d.h. belassen ihre Aktien typischerweise für sehr lange Zeit in ihrem Portfolio.

Besitzen die Portfoliounternehmen allerdings keine besonders rosigen Wachstumsaussichten, dann sollten die Aktien nur so lange im Portfolio bleiben, bis sich die Unterbewertung bezogen auf den aktuellen intrinsischen Wert aufgelöst hat. Weil kein großartiges Wachstum zu erwarten ist, wird der annualisierte Return immer niedriger, je länger dieser Prozess der Wertaufholung dauert bzw. je länger die Aktien im Portfolio verbleiben, wenn dieser Prozess einmal abgeschlossen ist.

Deshalb legen viele der erfolgreichsten Investoren auf diesem Gebiet auch so viel Wert auf einen konkreten und kurzfristig (innerhalb von 6 bis 12 Monaten) greifenden Kurstreiber (Catalyst).


3. Nur originäre Ideen zulassen

Manche Investoren haben an sich den Anspruch, Aktien im Portfolio zu haben, die sonst noch keiner entdeckt hat. Vielen gefällt speziell der Fact Finding Prozess bzw. der Prozess der Ideengenerierung… je unbekannter desto besser. Manchem Investor gefällt vielleicht auch die Aufmerksamkeit, die er erhält, wenn er Freunden, Bekannten oder anderen Investoren von seinen Investments berichtet.

Tatsächlich kann dies aber gegebenenfalls zu zwei nicht zu vernachlässigenden Biases führen:

  • Es könnte sein, dass gute Investments anderer Investoren (unterbewusst) ausgeschlossen bzw. von vornherein nicht in Betracht gezogen werden
  • Investments in bekannte Großunternehmen (Large Cap) oder Unternehmen mit breiter Aufmerksamkeit in der Investoren-Community könnten ausgeschlossen werden, obwohl es sich. ggf. um gute Investments handeln kann

Ein weiterer negativer Nebeneffekt dieses Bias: Der Investor muss mehr Zeit für die Suche nach guten Investmentideen aufwenden und kann seine Analyse nicht auf der Investment Thesis von anderen aufbauen (ob letzteres aufgrund des Ankereffekts natürlich sinnvoll ist, darüber kann gestritten werden).

Diese Schwäche hört sich vielleicht erstmal etwas abwegig an. Ich denke aber, dass dieses Verhalten speziell bei Value Investoren vielleicht öfter vorkommt, als wir denken (und dass wir vielleicht auch selbst manchmal in diese Falle tappen).

Auch Value Investor Mohnish Pabrai hat in seinen Vorträgen und Blogbeiträgen übrigens schon des öfteren seine Verwunderung darüber geäußert, dass viele Investoren einfach nicht „kopieren“ können. Für ihn stellt das Kopieren der Ideen anderer allerdings eine der vielversprechendsten Strategien überhaupt dar (schaut euch hierzu auch die Insights von Mohnish Pabrai an).


4. Strikt nach Lehrbuch vorgehen

Zum Thema Value Investing wurden bereits unzählige Bücher geschrieben… angefangen bei Intelligent Investieren (Ben Graham) und One Up on Wall Street (Peter Lynch) über Auch Sie haben das Zeug zum Börsengenie (Joel Greenblatt) und das Little Book of Valuation von Aswath Damodaran bis hin zu Value Investing von Bruce Greenwald.

In allen diesen Büchern werden mehr oder weniger konkrete Bewertungsansätze bzw. -konzepte vorgestellt. Von allen genannten Autoren können wir viel lernen.

Etwas gefährlich könnte es allerdings werden, wenn wir eine zu akademische bzw. technische Herangehensweise wählen und zu viel Zeit darauf verwenden, z.B. unser DCF-Bewertungsmodell genau wie im Lehrbuch beschrieben, nachzubilden.

Hieraus ergeben sich die folgenden Schwachpunkte:

  • Das eigentliche Investment, also Geschäftsmodell, Wettbewerbsvorteile, Zukunftsaussichten, Qualität des Managements etc. wird ggf. nur insoweit betrachtet, wie ein Input für das Bewertungsmodell gebraucht wird… das heißt das Modell definiert, was der Investor sich anschaut
  • In der Regel wird der gleiche Bewertungsansatz für alle Unternehmen und Situationen verwendet, obwohl diese vielleicht ganz unterschiedliche Herangehensweisen erfordern
Investing in stocks is an art, not a science, and people who’ve been trained to rigidly quantify everything have a big disadvantage. – Peter Lynch

5. Das Makro-Umfeld ignorieren

Viele Value Investoren treffen ihre Investitionsentscheidungen einzig und allein auf Basis des Ergebnisses ihres Bewertungsmodells und ignorieren dabei die Tatsache, dass Leitzins, Wirtschaftsentwicklung, Wechselkurs etc. einen signifikanten Einfluss auf einige unserer wesentlichen Bewertungskennziffern haben können.

So korrelieren z.B. die Kurs-Gewinn-Verhältnisse tendenziell mit dem Zinssatz (mehr Infos dazu findet ihr im Artikel KGV und Zinssatz: So hängen die beiden Kannzahlen zusammen). Auch der WACC (also die gewichteten Kapitalkosten) hängen vom Zinsniveau ab.

Wenn wir im Ausland investieren, z.B. in den USA, dann sollte uns außerdem eine Prognose des Wechselkurses unbedingt interessieren.


Fazit

Es gibt eine ganze Reihe an systematischen Schwächen, für die speziell wir als Value Investoren empfänglich sind. Dazu gehört z.B. ein zu starker Fokus auf ein niedriges KGV als Bewertungskennzahl, ein Buy-and-Hold Ansatz mit den falschen Werten im Portfolio oder ein Vernachlässigen des Makro-Umfelds.

Habt ihr ggf. weitere Themen, die ihr hier seht? Falls ja, dann schreibt doch einfach unten einen Kommentar.


Geschrieben von Axel · Kategorien: Psychologie

Anzeige

Comments

  1. Alexander Sommer says

    22. August 2019 at 7:30

    Wie immer sehr gut auf den Punkt gebracht!
    Alexander

    Antworten

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

ARTIKELSUCHE

TOP PICKS

Die Top Artikel auf DIY Investor aus meiner und aus Lesersicht


Aktienkurse mithilfe der Yahoo Finance API aus dem Netz ziehen bzw. Historische Kursdaten nach Excel importieren mit der Alpha Vantage API


Henry Singleton: Woran wir ein gutes Management erkennen


Deep Dive: Owner Earnings versus Free Cash Flow


Die Portfolio-Strategie von Mohnish Pabrai


Meine erste Eigentumswohnung


Die Basics über Kryptowährungen

MEISTGELESEN

Verkauf von Assets: So wird ein Veräußerungsgewinn verbucht

Verkauf von Assets: So wird ein Veräußerungsgewinn verbucht

Fragetechniken der CIA: So könnt ihr unehrliche Manager identifizieren

Fragetechniken der CIA: So könnt ihr unehrliche Manager identifizieren

Umschuldung Immobiliendarlehen: Das sind unsere Optionen

Umschuldung Immobiliendarlehen: Das sind unsere Optionen

BOOKSHELF

The Curse of the Mogul: Eine tiefgehende Analyse von Media-Businesses

The Curse of the Mogul: Eine tiefgehende Analyse von Media-Businesses

Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse: Ein tolles Buch für Einsteiger

Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse: Ein tolles Buch für Einsteiger

Creating Shareholder Value: Das essentielle Buch von Alfred Rappaport

Creating Shareholder Value: Das essentielle Buch von Alfred Rappaport

Weitere Investment-Bücher >>

 

 
Weitere Artikel, die ich empfehle:

 

Prozess versus Ergebnis: Was wir wirklich kontrollieren können

Prozess versus Ergebnis: Was wir wirklich kontrollieren können

28. Juni 2020 / Psychologie
8 Grundsätze für eine gute Prognose

8 Grundsätze für eine gute Prognose

22. März 2019 / Psychologie
Investment Thesis: Warum ein Pitch unserer Investment-Ideen wichtig ist

Investment Thesis: Warum ein Pitch unserer Investment-Ideen wichtig ist

9. November 2018 / Psychologie
Behavioral Finance: Wie wir am besten mit dem Ankereffekt umgehen

Behavioral Finance: Wie wir am besten mit dem Ankereffekt umgehen

19. Oktober 2018 / Psychologie
Peter Lynch finale Checkliste

Peter Lynch’s finale Checkliste

29. September 2017 / Checklisten, Psychologie
Investment Checkliste emotionaler Check

Pre-Investment Checkliste: Emotionaler Check

16. September 2017 / Checklisten, Psychologie
Buffett Value Investor DIY Investor

DIY Investoren investieren in Businesses, nicht einfach nur in Aktien

14. April 2017 / Grundlagen des Investierens, Psychologie
Langsames Denken: So investieren wir erfolgreicher

Langsames Denken: So investieren wir erfolgreicher

24. Februar 2017 / Psychologie
second level thinking

Second Level Thinking oder Wie wir den Markt schlagen

18. November 2016 / Aktien, Top-Investoren, Psychologie
Checkliste DIY Investor Investment-Checkliste

Warum eine Checkliste auch beim Investieren so effektiv ist

9. September 2016 / Checklisten, Aktien, Aktienanalyse, Psychologie

Über uns
DIY Investing
FAQs

Wir sind auch hier gelistet

Blogverzeichnis Bloggerei.de

Finanzblogroll
Finanzblognews
valueDACH
Nachrichten-Fabrik
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Kontakt
  • DIY Toolbox

© Copyright 2015-20 DIY Investor- Mit wenig Zeit viel erreichen · Alle Rechte vorbehalten