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Okt 19 2018

Behavioral Finance: Wie wir am besten mit dem Ankereffekt umgehen


Ankereffekt

In einem meiner ersten Artikel auf DIY Investor hatte ich eine kurze Zusammenfassung zum Thema Behavioral Finance geschrieben. Einer der in diesem Artikel beschriebenen Effekte ist der so genannte Ankereffekt. Dabei handelt es sich um eine kognitive Verzerrung, die dazu führt, dass wir aufgrund von teils irrelevanten Informationen Entscheidungen treffen bzw. die Informationen bei unserer Entscheidungsfindung übergewichten, die wir zuerst erhalten haben. Obwohl der Ankereffekt in den meisten Fällen im Kontext falscher Entscheidungen beschrieben wird (Achtung Gefahr), können wir den Effekt im Rahmen des Value Investing auch zu unserem Vorteil nutzen.

Wie das geht, wird von James Montier, dem Autor des Little Book of Behavioral Investing anhand eines Beispiels erklärt. 


Was ist der Ankereffekt?

Zunächst einmal ist ein Anker die erste Information (oder auch Meinung) zu einem Thema, die wir von einer anderen Person erhalten, irgendwo lesen oder die wir uns auch selbst aus den aktuellen Umständen zusammenreimen.

Das Anchoring bzw. der Ankereffekt ensteht aus dieser Information in der Weise, dass wir die Information beim Treffen einer Entscheidung im Vergleich zu anderen später erhaltenen (und ggf. relevanteren) Informationen zu stark berücksichtigen. Das interessanteste dabei: Die eigentliche Information, also der Anker, muss gar nicht unbedingt etwas mit der eigentlichen Entscheidung zu tun haben.

Sehr ähnlich zum Ankereffekt ist die so genannte Konservatismus-Verzerrung (Anchoring & Adjustment), die beschreibt, wie Investoren neue Informationen mit alten Informationen in Verbindung bringen. Haben wir bereits eine Entscheidung auf Basis von Informationen der Vergangenheit getroffen und erhalten dann neue, gegenläufige Informationen, dann haben wir eine Tendenz dazu, an den alten Informationen festzuhalten bzw. den Effekt der neuen Informationen in unseren Modellen abzumildern.

Beispiel für den Ankereffekt bzw. das Anchoring

Um den Ankereffekt zu testen, wurde einmal eine Reihe von Richtern gebeten, vor der Urteilsfindung bzw. -verkündung mit einem (gezinkten) Würfel zu würfeln. Tatsächlich konnte im Nachhinein eine gewisse Korrelation zwischen der Schwere des Urteils und der Augenzahl auf dem Würfel hergestellt werden.

Etwas Ähnliches passiert oft im Aktienmarkt, wenn schlechte Nachrichten zu einem Ausverkauf bestimmter Titel führen, obwohl diese Informationen ggf. gar keine relevante Information darstellen, weil sie nichts mit der Bewertung des Unternehmens zu tun haben.


Bewertungsniveau als Anker verwenden

Diesen Ankereffekt können wir zu unserem Vorteil nutzen, indem wir uns an unseren bewertungsbasierten Frameworks (heißt an den Ergebnissen unserer Bewertungstools) orientieren. Das schlägt James Montier in seinem Buch Little Book of Behavioral Investing vor. Anstatt uns also von den neuesten Analystenschätzungen oder Neuigkeiten „verankern“ zu lassen, sollten wir uns proaktiv an unseren eigenen Bewertungen orientieren.

Das soll natürlich nicht heißen, dass wir relevante neue Informationen nicht in unsere Bewertung und unsere Entscheidungsfindung einbeziehen sollten. Im Gegenteil. Hier geht es erstmal eher darum, eine mögliche irrationale Entscheidung auf Basis des Ankereffekts zu vermeiden.

Ganz pragmatisch können wir das erreichen, indem wir uns eine Watchlist inklusive der von uns ermittelten fairen Werte der Aktien erstellen und diese regelmäßig überprüfen bzw. durchsehen.

In einer Situation wie wir sie in 2008 bzw. Anfang 2009 hatten, würden wir dann hoffentlich nicht mehr in Panik verfallen und unsere Positionen überstürzt auflösen, sondern stattdessen auf Basis der dann niedrigen Bewertungen günstig Vermögenswerte einkaufen. In einer Situation wie in 2007 (also kurz vor Ausbruch der Krise) würden wir dann auf unseren Barreserven sitzen und auf den richtigen Einstiegszeitpunkt warten (ohne unruhig zu werden, weil wir gerade die einzigen sind, die nicht von den Kursanstiegen profitieren).

Unser Bewertungsrahmen kann uns also dabei helfen, den Ankereffekt zu vermeiden, indem wir uns selbst einen Anker geben, der rational hergeleitet wurde und es vermeiden, uns am zufälligen Lärm des Newsflows festzuhalten.


Nicht das Vorgehen der Analysten nachahmen

Auch wenn Montier vorschlägt, dass wir uns am Bewertungsrahmen orientieren, sollten wir aufpassen, dass wir nicht in die typische Vorgehensweise der Investment Bank Analysten verfallen. In einem Interview gibt James Montier nämlich auch ein paar Insights dazu:

I used to work, you know, with analysts for a very long time, and I knew the way they built their models. They’d look at the share price and they go, “Oh, I want to be a buyer. I need to have a share price target that’s 10% higher, therefore I’m just gonna notch my growth up until I get my DCF to be 10% higher than current price. – James Montier

Frei übersetzt: „Ich habe lange mit Analysten gearbeitet und weiß daher, wie sie ihre Modelle bauen. Analysten würden sich den Aktienkurs anschauen und sagen: ‚Ich möchte ein Käufer sein. Ich benötige ein Kursziel, das um 10% höher ist. Deshalb werde ich meine Wachstumsrate soweit erhöhen, bis mein DCF-Modell ein Kursziel errechnet, das 10% über dem aktuellen Preis liegt.'“

Analysten nutzen die Bewertungstools (im Speziellen das Discounted Cash Flow Modell) also oft nicht richtig. Und auch wir laufen regelmäßig Gefahr, in die gleiche Falle zu tappen und indirekt doch dem Markt, dem Newsflow oder wem auch immer zu folgen (auch wenn Analysten typischerweise andere Anreize haben, als wir selbst). Wir tun das, indem wir unsere Modellinputs entsprechend „optimieren“, bis sie unseren gewünschten Kaufpreis erzeugen.

Auch diesen „Ankereffekt Level 2“ können wir aber vermeiden. Zum Beispiel könnten wir vom aktuellen Preis ausgehen und uns folgende Frage stellen: „An was muss ich glauben bzw. von welchen Prämissen hinsichtlich Wachstum etc. muss ich ausgehen, damit die aktuelle Bewertung gerechtfertigt ist?“. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Annahmen bzw. ggf. auch eine Diskussion mit anderen (Value) Investoren kann uns dabei helfen, uns vom Ankereffekt zu lösen.


Konsequent unseren Investmentprozess verfolgen

Natürlich hilft es auch, wenn wir bei der Auswahl, beim Kauf und auch beim Verkauf unserer Investments einem strukturierten Investmentprozess folgen. Je nachdem, wie es uns am besten liegt, können wir versuchen, die News zunächst auszublenden und uns auf Basis von Geschäftsberichten, Financials und (wenn möglich) Gesprächen mit dem Management eine Meinung zu bilden.


Fazit

Beim Ankereffekt handelt es sich um eine kognitive Verzerrung, die bei uns Menschen allgemein dazu führt, dass wir uns in unserer Entscheidungsfindung von teilweise irrelevanten Informationen beeinflussen lassen (Schaut euch für eine Übersicht auch den DIY Investor Artikel zum Thema Behavioral Finance an).

Wir können diesen Effekt allerdings zu unserem Vorteil nutzen, indem wir sicherstellen, dass es sich bei unserem Anker um unser eigenes Bewertungs-Framework handelt. Auch ein „Reverse-Engineering“ des aktuellen Aktienkurses kann uns dabei helfen, das zugrunde liegende Bewertungsniveau zu hinterfragen („Welche Wachstumsrate nimmt der Markt aktuell an… und ist diese realistisch?“). Schlussendlich tut natürlich ein gut strukturierter Investmentprozess sein Übriges, um den Ankereffekt so gut wie möglich auszuschalten.

Habt ihr eine bestimmte Vorgehensweise, mit der ihr versucht, irrationale Entscheidungen zu vermeiden? Falls ja, dann kommentiert einfach unten.


Weitere Ressourcen

    


Geschrieben von Axel · Kategorien: Prozesse, Routinen und Psychologie

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