Ich schreibe bei DIY Investor ja in der Regel darüber, wie wir unser Cash bestmöglich einsetzen. Also darüber, wie wir potenzielle Investments finden, wie wir diese Investments bewerten und was wir da genau untersuchen müssen etc. Aber… das Geld, welches wir zum Investieren brauchen muss ja am Anfang auch irgendwoher kommen. D.h. wir müssen zunächst mal regelmäßig etwas zurücklegen, bevor wir mit dem Investieren beginnen können. Idealerweise sollten wir sogar unsere Finanzen in der Art und Weise automatisieren, dass wir nicht mehr nur das auf unser “Investment-Konto” überweisen, was am Ende des Monats übrig ist (meistens ist das nämlich dann wenig bis gar nichts).
Ich vermute, dass das den meisten Menschen sogar noch schwerer fällt, als das Investieren an sich.
In diesem Artikel möchte ich also einmal kurz darauf eingehen, wie ich damals meine Finanzen automatisiert habe und warum ich glaube, dass wir auch hierfür einen sehr strukturierten und konsequenten Ansatz benötigen.
Warum Finanzen automatisieren?
Wie schon gesagt: Um Investieren zu können, müssen wir zunächst mal etwas überschüssiges Geld dafür zur Verfügung haben. Ganz am Anfang unserer Investment-Karriere bedeutet dies, dass wir regelmäßig etwas zurücklegen müssen, bevor wir unsere erste Aktie oder unsere erste Immobilie kaufen können.
Wie stellen wir das aber an, wenn wir erstens noch nicht so viel verdienen und zweitens am Ende des Monats meist Ebbe in der Kasse ist?
So ganz einfach ist das nicht. Denn auch hier kommt mal wieder unsere Psychologie mit ins Spiel.
Wir brauchen also ein System, welches direkt zu Beginn eines jeden Monats einen gewissen Betrag auf ein separates Konto bzw. mehrere separate Konten überweist, damit wir keinen direkten Zugriff mehr darauf haben.
Dafür müssen wir zunächst mal wissen, wie viel wir jeden Monat tatsächlich realistisch zurücklegen können. Denn eine zu hoch angesetzte Rücklage, die nur dazu führt, dass wir regelmäßig unser Investment-Konto plündern müssen, um unsere Rechnungen zu bezahlen, ist im Grunde genommen genauso wie gar nichts zurücklegen.
Diesen Fehler sollten wir nicht machen.
6 Schritte zur Automatisierung unserer Finanzen
Wir sollten also Schritt für Schritt vorgehen:
- Zunächst mal sollten wir einen Kassensturz machen
- Dann sollten wir unsere Kosten überprüfen, ggf. optimieren und unsere Rücklage berechnen
- Im dritten Schritt sollten wir eine passende Kontenstruktur festlegen
- Anschließend können wir unsere Finanzen automatisieren
- Bevor wir investieren, sollten wir zunächst eine gewisse Rücklage aufbauen
- Schlussendlich sollten wir konsequent nachvollziehen, ob unsere Strategie Erfolg hat und ggf. Anpassungen vornehmen
Im Folgenden möchte ich einmal auf jeden Schritt kurz eingehen und die wichtigsten Themen kurz beleuchten.
1. Kassensturz
Alles fängt beim Kassensturz an. Wir müssen zunächst mal wissen, wie viel wir in jedem Monat einnehmen und wie viel wir ausgeben.
Eigentlich ja ganz einfach.
Die Einnahmenseite sollte in den meisten Fällen tatsächlich auch recht klar sein.
Auf der Kostenseite fehlt den meisten aber oft die Transparenz, denn auf unserem Girokonto gibt es in der Regel viele Bewegungen. Da gibt es monatliche Abbuchungen, quartalsweise Abbuchungen, jährliche Abbuchungen und auch ganz unregelmäßige Abbuchungen (i.W. unsere Konsumausgaben).
Hier kommt dann die zweite Frage ins Spiel, die wir beantworten müssen: Wie viel muss denn eigentlich immer mindestens auf unserem Konto liegen, damit wir da nicht im Minus landen und unser Investment-Konto anzapfen müssen (wie hoch ist also das erforderliche Working Capital auf unserem Girokonto? :-))?
Um Transparenz zu schaffen ist natürlich Excel wieder ganz großartig. Wir sollten uns also im ersten Schritt einmal alle monatlichen Einnahmen und Ausgaben in eine Exceltabelle schreiben und dabei folgendes beachten:
- Kontobewegungen mindestens vom letzten Jahr bzw. den letzten 12 Monaten auswerten (mit Online-Banking und Download der Daten im .csv-Format heutzutage ja kein Problem)
- Quartalsweise und jährliche Abbuchungen auf den Monat umlegen, also durch 4 bzw. durch 12 teilen
- Auch bereits vorhandene Rücklagen, z.B. Rentensparpläne etc., als Cash-Ausgaben definieren (denn dies wird auch automatisiert eingezogen und kann deshalb nicht Bestandteil unserer Investment-Rücklage sein)
- Konsumausgaben so detailliert wie möglich aufschlüsseln. Dieser Betrag wird von Monat zu Monat stark schwanken und wir müssen verstehen, was dahinter steckt (z.B. Urlaube, Ausgehen, Kleidung etc.)
Hier einmal beispielhaft eine solche Tabelle (findet ihr als Template zum Download auch hier: DIY Tools):
Wie ihr seht, habe ich im Beispiel bereits Einkünfte aus Immobilien und Dividenden berücksichtigt. Da diese aber bereits auf den jeweiligen Konten (also Mietkonto bzw. Investment-Konto) anfallen – also automatisch Teil der Rücklage werden -, könnt ihr diese bei der Berechnung auch außen vor lassen.
2. Kosten überprüfen und optimieren
Im zweiten Schritt sollten wir uns speziell die Privatausgaben nochmal im Detail ansehen und überlegen, ob wir hier noch etwas einsparen können.
Wir sollten also zunächst die Kostenseite optimieren, bevor wir uns auf die Einnahmenseite konzentrieren können.
Die Kosten lassen sich natürlich nur zu einem gewissen Grad beeinflussen. Trotzdem steckt in Dingen wie Strom, Heizkosten, Internet/Telefon, Miete oder Konsumausgaben oft ein größeres Potenzial. Überprüfen sollten wir es aus meiner Sicht jedenfalls.
Beim Strom kann z.B. ein jährlicher Neuabschluss des Stromvertrages über Portale wie Verivox oder Check 24 recht viel bringen.
Haben wir unsere Kosten einmal entsprechend untersucht (und idealerweise bereits angepasst), dann können wir unsere monatliche Rücklage berechnen und uns mit unserer Kontenstruktur befassen.
Bei der Berechnung unserer monatlichen Rücklage sollten wir noch einen Abschlag von ca. 20 Prozent berücksichtigen. Für das oben dargestellte Beispiel würde das bedeuten, dass wir anstatt der berechneten ca. 1.300 EUR in jedem Monat nur ca. 1.000 EUR zurücklegen.
3. Kontenstruktur festlegen
Unsere Kontenstruktur hängt etwas davon ab, was konkret wir mit unserer Rücklage vorhaben.
Hier findet ihr einmal eine Struktur, wie ich sie vor einiger Zeit mal für mich aufgesetzt hatte (hat sich allerdings inzwischen noch etwas verändert):
Den unteren Teil (also i.W. das Investment-Konto 2 plus das Immobilienportfolio und das Online-Business) könnt ihr erstmal ignorieren.
Wichtig ist zunächst der obere Teil.
Die meisten von uns werden ein Girokonto haben, auf das monatlich ein Gehalt eingezahlt wird. Lebenshaltungskosten (direkte Abbuchungen, Abhebungen oder Kreditkartenabrechnungen) kennt vermutlich auch so gut wie jeder.
Darüber hinaus könnte es bereits bestimmte Rücklagen geben, die direkt vom Girokonto bedient werden. Oft sind dies Riesterverträge oder andere Sparverträge (ETF Sparplan, Bausparvertrag etc.). Hier solltet ihr sozusagen als Backup einen gewissen Teil eures Gehaltes jeden Monat einzahlen.
Dann wird es aber interessant.
Neben dem Girokonto gibt es – wenn wir wie gesagt Investment-Konto 2 und die damit verbundenen Konten einmal außen vor lassen – zwei weitere Konten:
- ein allgemeines Rücklagenkonto
- ein Investment-Konto mit angeschlossenem Depot
Das allgemeine Investment-Konto brauchen wir für unseren “Notgroschen”, also als Sicherheit für eine außergewähnliche Situation oder einen Notfall. Laut gängiger Meinung sollten hier mindestens 3 Monatsgehälter vorgehalten werden.
Das Investment-Konto mit angeschlossenem Depot brauchen wir dann für unsere Investments in unser Value Portfolio. Am besten nutzt ihr für euer Depot einen Online-Broker, der auch ein zugehöriges Girokonto oder Tagesgeldkonto anbietet. Eine Auswahl bzw. einen Vergleich verschiedener Depots findet ihr z.B. auf der Seite https://www.depot-vergleichen.de.
4. Finanzen automatisieren
Haben wir unsere Kontenstrutur einmal aufgesetzt, können wir damit beginnen unsere Finanzen zu automatisieren.
Dabei gibt es – jedenfalls aus meiner Sicht – drei Stufen:
Wir müssen zunächst einen gewissen Rumpfbetrag auf unserem Girokonto vorhalten, damit auch größere Abbuchungen (z.B. die jährliche Abbuchung der KFZ-Versicherung) unser Konto nicht direkt ins Minus drehen. Heißt im Klartext: Auch nach allen Abbuchungen und Rücklagen sollte am Monatsende immer noch ein gewisser Betrag auf dem Konto sein. Bei mir sind das ca. 1.500 EUR. Diesen Betrag müssen wir zuerst aufbauen, d.h. bevor wir per Dauerauftrag irgendwelche Gelder auf ein externes Rücklagen- oder Investment-Konto überweisen.
Haben wir ausreichendes “Working Capital” auf unserem Girokonto, dann sollten wir im zweiten Schritt damit beginnen, unsere Rücklage für Notfälle aufzubauen. Wie gesagt sollte diese laut landläufiger Meinung mindestens drei Monatsgehälter betragen und auf einem separaten (also vom Girokonto und auch vom Investment-Konto separaten) Konto liegen.
5. Rücklage aufbauen
Haben wir einmal alles analog der oben genannten Schritte aufgesetzt, dann können wir uns erstmal zurücklehnen und dem Betrag auf unserem Investment-Konto beim Wachsen zusehen.
Parallel können wir bereits damit beginnen, uns erste Investmentideen zu überlegen. Je nach Höhe der Rücklage haben wir nämlich recht schnell ausreichend Kapital zusammen, um mit unserem Portfolioaufbau zu starten.
6. Erfolg tracken
Man könnte meinen, dass damit dann alles erledigt ist. Im Grunde genommen ja… aber doch nicht ganz.
Einen wesentlichen und für den Erfolg essentiellen Schritt gibt es hier noch.
Genauso wie wir mithilfe eines Portfolio-Tracking Tools die Rendite unseres Portfolios tracken sollten, sollten wir in Excel (oder Google Sheets, einer App etc.) eine regelmäßige Vermögensaufstellung sowie eine Ein- und Ausgabenübersicht (diese Begriffe nutzen die Banken immer, wenn sie von uns Infos im Vorfeld einer Immobilienfinanzierung haben möchten) pflegen.
Ich mache das z.B. seit Anfang 2011 immer auf Quartalsbasis und muss sagen: Es hilft wirklich sehr dabei, zu verstehen, wo das Geld eigentlich hinfließt (und zu einem späteren Zeitpunkt auch dabei, unser Kapital richtig zu allokieren).
Ganz nach dem Motto von Peter Drucker:
If you can’t measure it, you cannot manage it.
Ein Template für so eine Vermögensaufstellung bzw. Ein- und Ausgabenübersicht könnt ihr auf unserer Seite DIY Tools herunterladen.
Fazit
Zu Beginn unserer Investment-Karriere haben wir oft das Problem, dass wir keine Rücklagen zum Investieren zur Verfügung haben.
Um uns eine regelmäßige Rücklage aufzubauen, sollten wir unsere Finanzen soweit wie möglich automatisieren und einen gewissen Anteil unseres Gehalts direkt zu Beginn des Monats sozusagen unserem Zugriff entziehen und auf ein anderes Konto (unser Investment-Konto) überweisen.
Um festzulegen, wie viel das ist und um hinterher sicherzustellen, dass
- Kassensturz machen
- Kosten überprüfen, ggf. optimieren und Rücklage berechnen
- Kontenstruktur festlegen
- Finanzen automatisieren
- Rücklage aufbauen
- Tracking
Habt ihr dafür einen ähnlichen Ansatz? Wie habt ihr damals euer Portfolio aufgebaut bzw. wie macht ihr das gerade? Schreibt einfach unten einen Kommentar.
10 Kommentare zu „Finanzen automatisieren und Portfolio aufbauen: So gehts!“
Hallo Axel,
schöner Artikel.
Eine Frage zu deinem Kontenblock Immobilienportfolio. Wie hoch ist da dein Puffer? Habe da letztens einen Betrag von 3 Monatskaltmieten pro Einheit gelesen. Kannst du das bestätigen?
Bei z.B. 4 Einheiten a’ 600€ Kaltmiete wären das 7.200€. Das kommt mir recht hoch vor. Gibt es da von dir Erfahrungen?
Zur allgemeinen Kontenstruktur.
Ich nutze dafür die ING Diba. Nur leider ist mir nicht möglich die Konten mit jeweiligen passenden Bezeichnungen umzubenennen. Gibt es Erfahrungen wie man das Lösen kann?
Leider kann ich das nur via App anzeigen lassen, via PC nicht.
Grüße
Hi Rene,
danke dir fürs Feedback.
Ich vermute, dass bei den 3 Monatsmieten auch ein Puffer für kleinere Instandsetzungsmaßnahmen drin ist.
Ich handhabe das so: Auf meinem Mietkonto habe ich nur einen geringen Puffer. Aktuell nur so viel, dass ich ca. 2-3 gleichzeitige Mietausfälle in einem Monat oder eine kleinere Instandsetzungsmaßnahme etc. abdecken kann.
Für alle größeren Sachen habe ich das Instandhaltungskonto. Die Höhe der Rücklage auf diesem Konto habe ich in Abhängigkeit vom Zustand meiner Wohnungen definiert (vor allem der Bäder). Jeden Monat überweise ich zusätzlich einen Anteil der Mieteinnahmen auf dieses Konto, um die langfristig im Durchschnitt erwarteten Instandhaltungskosten abzudecken (würde sagen, ca. 8-10% der Mieteinnahmen). Also auch hier wieder Grundstock + regelmäßige Rücklage.
Hoffe das hilft,
Axel
das Template ist auf deiner Seite nirgendwo zu finden
Danke für den Hinweis… jetzt sollte es da sein!
Hallo Axel,
ein wirklich guter Artikel. Das Schaubild unter 3. gefällt mir besonders gut.
Meiner Meinung nach ist es besonders wichtig, überhaupt damit anzufangen, Geld auf die Seite zu legen.
Viele Grüße
Alexander
PS: Ich habe Deinen Blog auch gleich meiner Finanzblogroll (https://geldz.de/finanzblogroll) hinzugefügt
Hi Alexander,
Danke dir fürs Feedback! Und natürlich fürs Hinzufügen zu deiner Liste… schöne Seite!
Beste Grüße,
Axel
Hi aus Hamburg 🙂
Ein schöner Artikel. Ich handhabe das sehr ähnlich:
1. Auf meinem Gehaltseingangskonto geht, wie der Name schon sagt, jeden Monat mein Gehalt ein.
2. Von diesem Gehaltskonto überweise ich, jeden Monat per Dauerauftrag, meine Fixkosten (inkl. umgelegter, jährlich anfallender, Kosten für Versicherungen etc.) auf ein separates “Fixkostenkonto”
3. Zusätzlich wird jeden Monat automatisiert der Betrag auf mein Verrechnungskonto überwiesen, den ich monatlich in mein Portfolio (Einzelaktien) investiere –> In manchen Monaten kaufe ich auch nichts, dann habe ich im kommenden Monat mehr zum investieren übrig. In der Regel investiere ich aber zwischen 1.000 und 1.300 Euro monatlich
4. Auf einem Tagesgeldkonto liegt ein Notgroschen i.H.v. 3 Nettogehältern
5. Auf meinem Gehaltseingangskonto bleibt danach quasi ein Taschengeld übrig, von dem ich Konsumausgaben (Kinobesuche, Restaurantbesuche etc.) bestreite
Für mich funktioniert das ganz wunderbar, also Kosten – Investment – Konsum strikt voneinander zu trennen; so verliere ich nämlich nicht den Überblick und weiß genau, welcher Geldbetrag auf welchem Konto landet und warum.
Beste Grüße,
Manuel
Hi Manuel,
danke für deine Insights!
Viele Grüße,
Axel
Hi schöner Text. En Fehler ist mir aufgefallen
“Quartalsweise und jährliche Abbuchungen auf den Monat umlegen, also durch 3 bzw. durch 12 teilen”
Ein Jahr hat 4 Quartale.
Vielen Dank für den Hinweis… habe ich korrigiert.