DIY Investoren investieren in Businesses, nicht einfach nur in Aktien

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Willkommen nochmal bei DIY Investor.

Wenn es um fundamentale Aktienanalysen (im Gegensatz zur technischen Analyse) geht, wird in der Finanzwelt im Wesentlichen zwischen zwei Denkrichtungen unterschieden, nämlich Wachstum (also Growth) und Value.

Ganz vereinfacht haben Wachstumsaktien ein hohes Umsatzwachstum, hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse (oder P/E Ratios) und meistens aufregende Stories (siehe z.B. Amazon oder Tesla). Wachstumsinvestoren glauben, dass die hohe Bewertung heute durch weiteres, hohes Umsatz- bzw. Gewinnwachstum in der Zukunft gerechtfertigt ist.

Value Aktien dagegen haben niedrige KGVs bzw. KBVs (Kurs-Buchwert-Verhältnisse oder P/B-Ratios), sind von ihren Höchstkursen der Vergangenheit weit entfernt und die Unternehmen stehen ggf. kurz vor der Pleite.


Erfolgreiches Value Investing ist nicht so einfach wie uns suggeriert wird

Das Problem dabei: Eine tiefere und differenziertere Betrachtung vor allem des Value-Ansatzes findet in den Finanzmedien, also z.B. in den gängigen Börsenzeitschriften, oder in den Vorträgen auf den regelmäßigen Anlegertagen oder Börsenforen etc., meistens nicht statt. Dort wird der Fokus, wahrscheinlich auch bewusst, eher auf die einfachen Aspekte des Value Investing Ansatzes gelegt.

Wer also einen Screen nutzen und nach den Aktien mit den niedrigsten Kurs-Buchwert-Verhältnissen filtern kann, der ist nach der Logik der Finanzbranche bereits ein Value Investor.

Natürlich gibt es auch eine Begründung für diesen einfachen Ansatz: Verschiedene Backtests haben gezeigt, dass wir mit einem Portfolio aus Aktien mit niedrigem P/B-Ratio grundsätzlich den Markt um ein paar Prozentpunkte schlagen können.

Leider ist dies in der Praxis nicht ganz so einfach. Aus mehreren Gründen:

  • Wenige von uns werden tatsächlich die Disziplin haben, um ein breites Portfolio an Werten mit niedrigem P/B-Ratio aufbauen und dieses regelmäßig neu allokieren zu können
  • Tendenziell werden wir deshalb eher nach Gefühl ein paar günstig bewertete Aktien auswählen und hoffen, dass diese gut performen werden. Viele Unternehmen mit niedrigem P/E- oder P/B-Ratio sind allerdings nicht ohne Grund günstig bewertet, sodass dieser Ansatz mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum gewünschten Ergebnis führen wird
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nach einiger Zeit von unserem Ansatz abweichen, weil sich z.B. unsere Aktien über einen längeren Zeitraum viel schlechter entwickeln als der Gesamtmarkt, ist recht hoch (und wir beginnen an unserem Ansatz zu zweifeln)
  • Der Screen gibt uns außerdem keinen Anhaltspunkt, wann (also z.B. bei welchem KBV) wir eigentlich unsere Aktien wieder verkaufen sollten

Das Theme von DIY Investor: Wenn schon aktiv, dann auch richtig!

Was ist nun in diesem Zusammenhang das übergeordnete Theme von DIY Investor?

Um es einmal mit Warren Buffett’s Worten zu sagen (sinngemäß übersetzt):

Es ist besser, ein tolles Unternehmen zum fairen Wert zu kaufen, als ein durchschnittliches Unternehmen zum Spottpreis. – Warren Buffett

Bei DIY Investor folgen wir also grundsätzlich erstmal dem Ansatz von Warren Buffett und fokussieren uns auf den intrinsischen Wert. Wir investieren in Businesses und Geschäftsmodelle. Ausgehend von diesem Mindset kaufen wir Anteile an Unternehmen und nicht bloß nur Aktien (mental gesehen macht bereits diese Prämisse einen großen Unterschied).

Wir nutzen Screens deshalb auch nicht direkt zur Aktienauswahl, sondern bestenfalls zur Generierung von Investment Ideen. Über Screens hinaus haben wir außerdem noch viele andere Möglichkeiten, um Investmentideen zu finden. Unter anderem können wir uns die Portfolios der Top-Investoren oder auch Spezialsituationen wie z.B. Spin-Offs, Mergers etc. anschauen.

Auf den aktuellen Aktienkurs fokussieren wir uns idealerweise erst, wenn wir den intrinsischen Wert eines Unternehmens kennen (um unsere psychologische Biases soweit wie möglich zu vermeiden).

Haben wir ein Unternehmen einmal im Portfolio, dann nehmen wir eine langfristige Perspektive ein und ignorieren i.W. die tagtäglichen Preisschwankungen. Wir verkaufen erst, wenn wir nicht mehr glauben, dass die Marktposition des Unternehmens, das Management etc. unverändert gut sind.

Der DIY Investor bzw. Value-Ansatz unterscheidet sich also wie ihr seht in einigen Punkten recht deutlich von dem, was typischerweise unter Investieren verstanden wird. Aus diesem Grund möchte ich auf einige der wesentlichsten Themen nochmal kurz eingehen. Was charakterisiert aus meiner Sicht also einen DIY Investor bzw. einen Value Investor?

Hinweis am Rande: Die gleiche Logik gilt übrigens aus meiner Sicht auch für das Investment in Immobilien.


Intrinsischer Wert und Katalysator anstatt aktueller Marktpreis

Zunächst mal wäre da der intrinsische Wert. Der intrinsische Wert ist die wesentliche Entscheidungsgrundlage für einen DIY Investor bzw. einen Value Investor. Einen großen Teil unserer Zeit im Rahmen der Analyse eines Investments verwenden wir darauf, den intrinsischen Wert der für uns interessanten Unternehmen abzuschätzen. Dazu gehört dann unter anderem natürlich auch die Analyse des Geschäftsmodells, des Wettbewerbsvorteils, der Qualität des Managements etc.

In einem zweiten Schritt schauen wir dann auf den Aktienkurs und bestimmen anhand dessen unsere Sicherheitsmarge. Das heißt wir rechnen aus, wie weit der Aktienkurs (hoffentlich) unter dem intrinsischen Wert liegt. Ist ist Sicherheitsmarge hoch genug – Ben Graham hatte für sich ein Ziel von einem Drittel, also ca. 33% festgelegt, manche Value Investoren haben sogar einen Anspruch von 50% oder mehr -, dann ziehen wir ein Investment in Betracht.

Bevor wir die Aktien allerdings tatsächlich ins Portfolio nehmen, überlegen wir uns, ob es möglicherweise einen so genannten Katalysator (im Englischen Catalyst) gibt, d.h. einen Event innerhalb des Unternehmens (z.B. einen bevorstehenden Wechsel des Management-Teams) oder eine von uns erwartete Änderung des Marktumfelds, die kurz- bis mittelfristig zu einer Anpassung des Marktpreises auf den intrinsischen Wert führen könnte.

Dazu sei angemerkt, dass es einen solchen Katalysator nicht unbedingt immer geben muss. Es kann auch sein, dass der Markt den intrinsischen Wert einfach über einen längeren Zeitraum hinweg falsch einschätzt. In einem solchen Fall kann es dann einige Zeit dauern, bis unser Freund Mr. Market von selbst seine Fehleinschätzung realisiert.

Aber wie Warren Buffett schon sagte:

Put together a portfolio of companies whose aggregate earnings march upward over the years, and so also will the portfolio’s market value. – Warren Buffett

Das heißt der Preis wird früher oder später dem intrinsischen Wert folgen.


Niedriges Risiko bei gleichzeitig hohem Return

Der konventionelle Ansatz in der Finanzindustrie suggeriert uns, dass wir, um höhere Returns zu erzielen, auch ein höheres Risiko eingehen müssen. Das könnte zwar in der Tat ein Weg sein, um höhere Returns zu erzielen. Ein höheres Risiko einzugehen meint aber normalerweise auch die Möglichkeit größerer Verluste.

Wir als DIY Investoren sind nun glücklicherweise keine konventionellen Investoren, die einfach ihr Geld in gerade angesagte Aktien stecken und dadurch unnötig hohe Risiken eingehen möchten. Stattdessen investieren wir unkonventionell und versuchen, smarte unternehmerische Entscheidungen zu treffen – was in der Regel natürlich nicht besonders populär ist.

Es bedeutet nämlich, dass wir z.B. in einer Zeit, in der alle nach einem Eigenheim oder einer Immobilie als Kapitalanlage suchen, die Anlageklasse Immobilien wegen der hohen Preise eher meiden. Analog bei gerade angesagten Aktien.

Wir minimieren unser Investitionsrisiko, indem wir die Geschäftsmodelle und Wettbewerbsvorteile der Unternehmen verstehen, in die wir investieren. Wir glauben nicht an den Risikoansatz, der an den meisten Business Schools gelehrt wird (nämlich effiziente Märkte, Diversifikation etc.).


Fokussierung anstatt Diversifikation

Das heißt auch, dass wir unser Geld in der Regel nicht zu sehr streuen und nicht darauf hoffen, dass einige gute Investments die Performance der vielen schlechten wieder wett machen werden. Stattdessen investieren wir den größten Teil unseres Geldes in unsere besten Ideen und versuchen die schlechten gar nicht erst ins Portfolio zu nehmen. Insgesamt haben wir vielleicht zwischen 5 und 20 individuelle Aktien im Portfolio.

Es ist zwar die gängige Meinung, dass es risikoreicher ist, wenn wir nur wenige Investments im Portfolio haben. Wie sieht es aber aus, wenn es sich bei allen diesen Investments um wirklich tolle Unternehmen handelt? Bei DIY Investor glauben wir nicht, dass es sinnvoll ist, Teile unseres Geldes von den besten Ideen abzuziehen und stattdessen in zweit- und drittbeste Ideen zu investieren, um die Preisschwankungen zu reduzieren, die wir erfahren könnten.

Denn so ist ja die konventionelle Risikodefinition: Risikoreich ist etwas, das stark im Preis schwankt, risikoarm ist etwas, das wenig im Preis schwankt (analog zur Diskussion um den Beta Faktor). Diversifikation im klassischen Sinne führt zu einer Abnahme der Preisschwankung. Führt sie aber auch zu einem absolut besseren Return bei gleichem (echten) Risiko?


Anspruchsvolles Returnziel

Als unkonventionelle Investoren versuchen wir den Markt langfristig zu schlagen. Auch wenn jeder DIY Investor oder Value Investor ein anderes Ziel hat, so liegt dieses doch typischerweise bei ca. 5-10% über Markt. Und das über verschiedene Vier- bis Fünf-Jahres-Zeiträume.

Ohne diesen Return-Anspruch könnten wir übrigens auch in einen passiven Indexfonds investieren und uns bequem zurücklehnen (das ist allerdings aber nicht das, was wir bei DIY Investor anstreben).

In absoluten Zahlen bedeutet dieses Return-Ziel einen Return von >15% bis 20% pro Jahr bzw. eine Verdopplung unseres Portfoliovermögens alle 3 bis 5 Jahre (siehe dazu auch die Portfolio-Strategie von Mohnish Pabrai).

Das macht wegen des Zinseszinseffekts im Vergleich zum Investment in einen passiven Indexfonds einen Riesenunterschied aus.

Um dieses Ziel zu erreichen, ignorieren wir die Nebengeräusche der Finanzwelt und wenden uns stattdessen den Unternehmensberichten und Jahresabschlüssen der Unternehmen zu.


Fokus auf psychologische Aspekte: Unabhängiges Denken und mentale Stärke

Wenn wir unkonventionell investieren, dann kann es natürlich vorkommen, dass wir mit unserem Value Investing-Ansatz auch einmal längere Phasen erleben, in denen wir mit alternativen Strategien bessere Returns hätten erzielen können. Das kann für jeden DIY Investor manchmal sehr frustrierend sein und uns an unserer Strategie zweifeln lassen.

Als DIY Investoren wissen wir aber, dass es solche Phasen geben kann und behalten immer den langfristigen Erfolg im Auge (denn langfristig funktioniert die Strategie besser als jede andere).

Und wir wissen auch, wie wichtig die Kontrolle unserer Emotionen für die Umsetzung und den Erfolg unserer Strategie ist. Dies hat auch Warren Buffett recht früh gelernt und wird nicht müde, auf die Kontrolle der Emotionen als wichtigen Skill eines erfolgreichen (Value) Investors hinzuweisen:

If you cannot control your emotions, you cannot control your money. – Warren Buffett
The greatest Enemies of the Equity investor are Expenses and Emotions. – Warren Buffett

Deshalb investieren wir bei DIY Investor auch viel Zeit darauf, entsprechende Routinen und Prozesse auszuarbeiten, mit deren Hilfe wir unsere Emotionen und unsere teilweise für erfolgreiches Investieren hinderlichen menschlichen Instinkte (Behavioral Biases) in den Griff bekommen können.


Zum Abschluss: Wie werden wir zu guten DIY Investoren?

Ich glaube einige von uns sind sozusagen darauf programmiert, unkonventionell und auf DIY Investor bzw. Value Investor Basis zu investieren (und wie ein Unternehmer zu handeln). Für viele von uns kann das allerdings viel harte Arbeit bedeuten.

Wir sind aus meiner Sicht aber auf dem besten Weg, ein unkonventionell denkender Value Investor zu werden, wenn wir die folgenden Themen konsequent verfolgen und beherzigen:

  • Wir lernen alles was wir können über Geschäftsmodelle und darüber, wie Unternehmen funktionieren
  • Außerdem verinnerlichen wir, dass das Risiko im Business bzw. dem Investment liegt und nicht in der Strategie
  • Wir schauen uns die verschiedenen Investment- und Handelsstrategien an. Nur wenn wir die verschiedenen Optionen kennen, können wir das Value Investing als besten Ansatz auch akzeptieren
  • Wir entwickeln einen für uns funktionierenden Ansatz für die Abschätzung des intrinsischen Wertes. Viele Ansatzpunkte dafür gibt es hier bei DIY Investor
  • Zusätzlich verinnerlichen wir, dass der Preis in der Regel dem Wert folgt, d.h. dass der Aktienkurs irgendwann den intrinsischen Wert erreichen wird und verabschieden uns vom täglichen Beobachten der Kursentwicklung

Wir müssen glaub ich nicht unbedingt unkonventionell sein, um unsere Ziele zu erreichen. Allerdings müssen wir (Investitions-) Strategien verfolgen bzw. Invest-Prozesse definieren, die uns unserem Ziel Stück für Stück näher bringen und die auch den psychologischen Aspekt mit berücksichtigen.

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