Wie wir die richtige Portfolioallokation finden

Inhalt

Portfolioallokation festlegen

Eine typische Frage unter Investoren – unter konventionellen und unkonventionellen – ist die Frage nach der richtigen Portfolioallokation bzw. Asset Allokation. Wie stellen wir also unser Portfolio zusammen, um erstens bestmöglich an der Marktentwicklung der kommenden Jahre teilzunehmen, uns aber gleichzeitig auch bestmöglich vor möglichen Krisen und Markteinbrüchen zu schützen? Und wie richten wir unser Portfolio richtig auf unsere Bedürfnisse aus?

Diesen Fragen möchte ich in diesem Artikel einmal nachgehen.


Was du in diesem Artikel lernst

  • Was eine Asset Allokation (oder Vermögensallokation bzw. Portfolioallokation) eigentlich ist
  • Welche Einflussfaktoren (neben unserem Return-Ziel) unsere Portfolioallokation noch beeinflussen
  • Warum wir einen DIY Ansatz für die Konstruktion unseres Portfolios brauchen und warum die Portfolioallokationen aus der Investment-Literatur für uns nicht 1-zu-1 übertragbar sind
  • Wie wir uns als DIY Investoren – je nach Risikopräferenz – selbst ein sicheres Portfolio zusammenstellen können und welche vier Investor-Typen sich daraus ergeben (lose basierend auf Joe Ponzio’s F Wallstreet).

Asset Allokation: Was ist das genau?

Der Begriff Asset Allokation (synonym auch Vermögensallokation oder Portfolioallokation) meint zunächst mal die Zuordnung unseres Geldes auf die verschiedenen Anlageklassen (Immobilien, Aktien, Anleihen etc.). Je nach Risikobereitschaft sollten wir in der Theorie z.B. mal mehr in Aktien und mal mehr in Bonds bzw. festverzinsliche Wertpapiere oder auch in Immobilien(-fonds) investieren.

Einer der Grundgedanken hierbei ist natürlich eine ausreichende Diversifikation unseres Portfolios.

Der erste und wesentlichste Einflussfaktor auf die Asset Allokation ist unser erwarteter Return (hängt eng mit unserer Risikobereitschaft zusammen). Haben wir ein Return-Ziel von sagen wir mal >15%, dann scheiden die meisten Investmentoptionen schonmal per Definition aus, weil der erzielbare Return einfach zu gering ist.

Neben unserem Ziel-Return gibt es aber noch ein paar weitere Faktoren, die wir bei der Zusammenstellung unseres Portfolios berücksichtigen sollten:

  • unser Alter und damit zusammenhängend unsere Risikobereitschaft
  • unsere mentale Stärke bzw. Umgang mit Kursschwankungen im Portfolio (Stichwort Verlustaversion)
  • unser Bedarf nach einem regulären passivem Einkommen (heißt im Klartext Dividenden, Mieten, Kupons etc.)
  • unsere Ansprüche an die Liquidität unserer Assets (d.h. wie schnell möchten bzw. müssen wir unser Portfolio im Zweifel zu Geld machen können)
  • unsere Kenntnisse der verschiedenen Anlageklassen und unsere verfügbare Zeit, um uns mit unseren Investments zu befassen
  • ggf. weitere persönliche Faktoren

Warum wir einen DIY Ansatz für die Konstruktion unseres Portfolios benötigen

In der Investment-Literatur oder auch im CFA Curriculum wird der Prozess der Portfolioallokation meistens für einen Fall beschrieben, in dem ein großer Vermögensverwalter einen sehr wohlhabenden Kunden betreut und für diesen auch das Portfoliomanagement übernimmt (typischerweise liegt die Untergrenze hier bei einem Vermögen von ca. 1 Mio. EUR). Da gibt es dann einen Fragebogen und ein so genanntes Investment Policy Statement (IPS), auf dem die Portfolioallokation basiert.

In der Literatur finden wir zwar auch Anhaltspunkte dafür, wie eine Portfolioallokation für bestimmte Investor-Typen, Risikopräferenzen etc. aussehen könnte. Aus meiner Sicht sind diese aber aus mehreren Gründen für uns als Privatinvestoren bzw. DIY Investoren nicht 1-zu-1 nutzbar:

  1. Die Portfolioallokationen berücksichtigen nicht unser Investment-Knowledge, d.h. es wird immer davon ausgegangen, dass ein professioneller (großer) Vermögensverwalter mit Kenntnissen aller Anlageklassen das Portfoliomanagement für uns übernimmt
  2. Psychologische Faktoren (Verlustaversion, Selbstdisziplin etc.) – die ja recht wichtig sind, wenn wir unser Portfolio selbst managen – werden nicht berücksichtigt
  3. Analog zu den meisten Investmentfonds sind solche Portfolioallokationen auf bestenfalls durchschnittliche Returns und Sicherheit durch Diversifikation ausgelegt (wir können ja aber unser Investitionsrisiko auch anders begrenzen)

Das heißt im Klartext: Möchten wir einen überdurchschnittlichen Return erzielen und unsere Emotionen soweit möglich kontrollieren, dann haben wir eigentlich keine andere Wahl, als unser Portfolio nach unseren eigenen Regeln zusammenzustellen.

Und diese Regeln dürfen aus meiner Sicht nicht zu kompliziert sein.

Am Ende geht es ja nur darum, ein Portfolio aufzubauen, das uns nachts gut schlafen lässt, das wir noch aktiv managen können und das uns trotzdem einen guten Return verspricht.


Die vier verschiedenen Investor-Typen

Basierend auf diesem Anspruch habe ich einmal vier Investor-Typen definiert, die aus meiner Sicht einen Großteil des für uns relevanten Spektrums abdecken (so hoffe ich). Die Definition der Investor-Typen basiert lose auf einer Einteilung aus dem Buch F Wall Street von Joe Ponzio.

Ausgangspunkt ist die Annahme, dass alle Investoren unnötige Risiken erstmal grundsätzlich vermeiden möchten, dies aber auf unterschiedliche Arten und Weisen tun. Am einen Ende des Spektrums haben wir den eher passiven und vorsichtigen Investor, am anderen Ende den opportunistischen und unkonventionellen Value Investor bzw. DIY Investor.

Hier die Klassifizierung:

  1. Der vorsichtige Investor möchte gerne stabiles und langfristiges Wachstum und kann bzw. will sich keine großen Gedanken um die Geschehnisse an den Aktienmärkten machen. Geringe Schwankungen im Portfolio machen den vorsichtigen Investor bereits nervös. Auch möchte der vorsichtige Investor keine (oder nicht viel) Zeit in die Analyse von Unternehmen oder Aktien investieren. Der Großteil (mehr als 50%) aller Investoren und Privatanlager fallen vermutlich in diese Kategorie
  2. Der konventionelle Investor möchte ebenfalls langfristiges Wachstum erzielen, ist aber bereit, ein etwas höheres Risiko einzugehen, was die Fluktuation der Aktienkurse angeht. Er ist bereit etwas Zeit in die Auswahl individueller Aktien zu investieren. Schätzungsweise 35% aller Investoren fallen in diese Kategorie
  3. Sicherheits-Suchende können Marktschwankungen aushalten… bis zu einem gewissen Grad. Tagtägliche Preisschwankungen sind im Wesentlichen egal, große Markteinbrüche möchte der Sicherheits-Suchende aber möglichst vermeiden. Der Sicherheits-Suchende begrenzt sein Risiko bereits aktiv durch entsprechend detaillierte Unternehmensanalysen. Weniger als 15% aller Investoren fallen in diese Kategorie
  4. DIY Investoren interessieren sich nicht für Marktpreisschwankungen. DIY Investoren schauen auf intrinsische Werte und suchen nach Investitionsgelegenheiten in jedem Marktumfeld. DIY Investoren wissen, dass ihr Portfolio auch mal über längere Zeit tief im Minus sein kann und können damit umgehen. Weniger als 1% der Investoren investieren unkonventionell

Jeder dieser Investor-Typen kann langfristig gute Returns erzielen, die Herangehensweise definiert aber, wie die Portfolioallokation aussehen sollte.

Portfolioallokation bzw. Asset Allokation DIY Investor

1. Der Vorsichtige

Wir müssen nicht täglich den Markt beobachten, um unser Vermögen zu vermehren und die Entwicklung unserer Investments zu verfolgen. Wenn wir das sowieso nicht wollen, weil uns das Auf und Ab der Aktienkurse fertig macht oder weil wir keine Zeit dafür haben, dann sollten wir überlegen, ob wir nicht einen (Groß-)Teil unseres Portfolios in festverzinsliche Wertpapiere bzw. Anleihen mit einem Investment Grade Rating (über verschiedene Laufzeiten, also 10-, 20-, 30-jährige Anleihen) investieren.

Aus Return-Gesichtspunkten sollten wir darüber hinaus einen gewissen Anteil in einen passiven Indexfonds, z.B. auf den S&P500 oder den DAX investieren. Am besten richten wir einmal einen entsprechenden Sparplan ein und beobachten das Ganze dann erstmal nicht weiter.

Wenn wir uns grundsätzlich mit Investitionen in den Aktienmarkt schwer tun (und dies auch nicht ändern möchten), dann gehören wir vermutlich in diese Kategorie.

Erwarteter Return: 5-8% pro Jahr

2. Der Konventionelle

Fühlen wir uns “sicher”, wenn wir Teile unseres Vermögens in Aktien von großen und bekannten Unternehmen halten, also z.B. Coca Cola, McDonalds, Daimler, Siemens, BASF etc.? Also langweilige und etablierte Unternehmen, die gute Dividenden zahlen und die als recht stabil angesehen werden können? Falls ja, dann fallen wir wahrscheinlich in die Kategorie des konventionellen Investors.

Als konventioneller Investor sollten wir ca. 50% unseres Portfolios in Aktien von großen Unternehmen mit stabilen Dividendenzahlungen investieren, den Rest analog zum vorsichtigen Investor in hochqualitative Anleihen oder einen Indexfonds.

Wenn wir also Geld zu unserem Portfolio hinzufügen, dann sollten wir es direkt entsprechend aufteilen: 50% per Sparplan in einen Indexfonds, 50% in Dividendenaristrokraten bzw. Großunternehmen (oder erstmal als Cash auf unser Verrechnungskonto, bis sich eine entsprechende Gelegenheit bietet).

Zur Auswahl unserer Aktien können wir ggf. auf einen recht einfachen Aktienscreen zurückgreifen. Wir sollten uns hierbei allerdings tatsächlich auf die stabilen und etablierten Unternehmen beschränken, da uns sonst böse Überraschungen drohen könnten (siehe dazu auch meinen Artikel DIY Investoren investieren in Businesses, nicht in Aktien).

8 bis 10 individuelle Unternehmen im Portfolio sollten übrigens vollkommen ausreichen. Um unser Portfolio zu managen empfehle ich das simple DIY Investor Portfolioanalysetool, mit dem wir die Änderungen in unserem Portfolio einfach nachverfolgen können.

Erwarteter Return: 8-12% pro Jahr

3. Der Sicherheits-Suchende

Wenn wir glauben, dass Anleihen und Indexfonds für uns zu konservativ und langweilig sind, wir uns aber trotzdem noch gegen die großen Krisen wappnen möchten, dann könnte eine 50/50 Allokation unseres Portfolios für uns in Betracht kommen.

50% unseres Portfolios investieren wir analog zum konventionellen Investor in Aktien von Großunternehmen mit stabilen und idealerweise steigenden Dividenden. Die restlichen 50% können wir dann unkonventionell nach Value Investor Art (siehe weiter unten beim DIY Investor) investieren.

Dabei sollten wir darauf achten, dass wir Spezialsituationen (Spin-Offs, Mergers etc.) nur in geringem Umfang (max. 5%) ins Portfolio nehmen und auch Unternehmen mit Marktkapitalisierungen von unter 500 Mio. EUR eher meiden – einfach weil die Kursschwankungen solcher Firmen dazu führen könnten, dass wir unsicher werden und emotional getriebene Entscheidungen treffen (anstelle rationaler und unternehmerischer Entscheidungen).

Wir sollten immer im Hinterkopf behalten: Ein sicherheitsbewusster Investor zu sein, kann ein sehr guter Weg sein. Mit diesem Ansatz lassen sich sehr ansehnliche Returns erzielen. Es ist außerdem weitaus besser, unsere Limitationen zu kennen und auf ein paar Prozentpunkte an Return zu verzichten, als es komplett zu vermasseln.

Erwarteter Return: 12-15% pro Jahr

4. Der DIY Investor

Als DIY Investoren schauen wir nur auf die Märkte, um Investment-Gelegenheiten zu finden. Ein DAX bei 8.000 Punkten ist für uns viel interessanter, als ein DAX bei 12.000 Punkten.  Wie die meisten anderen Investoren auch, können wir als DIY Investoren schlecht schlafen, wenn die Märkte gerade im Keller sind. Allerdings nur, weil wir die immense Fülle an Investitionsgelegenheiten so aufregend finden und es kaum erwarten können, die Geschäftsberichte etc. durchzuschauen.

Als DIY Investoren kaufen wir nie in der Hoffnung, später mal zu einem guten Preis verkaufen bzw. aussteigen zu können. Stattdessen kaufen wir genau dann, wenn wir aus unserer Sicht für den aktuellen Preis einer Aktie weitaus mehr an Wert erhalten können. Wir wissen, dass der Markt schlussendlich immer den intrinsischen Wert erkennen wird (siehe hierzu auch die 8 zeitlosen Investoren-Tipps von Warren Buffett).

Als unkonventionelle Investoren können wir z.B. eine 80/20 Portfolioallokation anstreben. Das heißt 70-80% unseres Geldes in unterbewertete Unternehmen von hoher Qualität und ca. 20-30% in Spezialsituationen (Spin-Offs, M&A, etc.).

Die 80% des Portfolios in unterbewerteten Unternehmen sollten entsprechend diversifiziert werden. 5 bis 10 verschiedene Beteiligungen sollten hier ausreichend ein. Analog zum DIY Investor Ansatz haben wir nur die besten und nicht die zweit- und drittbesten Investments im Portfolio.

Auch die Spezialsituationen, sofern vorhanden, sollten wir auf verschiedene Investments aufteilen. Abhängig vom Portfoliowert können dies zwischen 0 und 5-10 verschiedene Werte sein.

Als alternative Route können wir überlegen, ob wir aktiv in Immobilien oder Eigentumswohnungen investieren möchten. Dies sollten wir aber immer mit dem Anspruch machen, uns ein kleines Portfolio an Wohnungen aufzubauen, damit sich die Investition in das entsprechende Immobilien-Knowhow auch lohnt.

Erwarteter Return: >15% pro Jahr

Zum Schluss: Eine realistische Portfolioallokation

Die genannten prozentualen Anteile der Assetklassen sollen natürlich nur als grober Anhaltspunkt und zur Illustration dienen. Je nach Präferenz und Bedarf können (und sollten) wir natürlich Anpassungen vornehmen.

Vorstellbar wäre z.B. ein Ansatz, in dem wir ein Drittel unseres Portfolios passiv (über einen Sparplan) in einen Indexfonds investieren (um an der Gesamtentwicklung des Marktes teilzuhaben), ein Drittel in Großunternehmen mit ansehnlichen und steigenden Dividenden (fürs passive Einkommen) und ein Drittel aktiv in unterbewertete Qualitätsaktien aller Art (für hohe Returns).

Über die Zeit können wie die Allokation dann entsprechend anpassen, z.B.:

  • mit zunehmendem Wissen den DIY Anteil erhöhen und den passiven Anteil verringern
  • mit zunehmenden Alter den Anteil an stabilen Dividendenwerten erhöhen, um ein erhöhtes passives Einkommen zu generieren

Die individuelle Ausgestaltung sollte glaub ich bei jedem selbst liegen.

Was meint ihr? Wie sieht eure Portfolioallokation aus? Kommentiert gerne oder schreibt mir eine Nachricht.

1 Kommentar zu „Wie wir die richtige Portfolioallokation finden“

  1. Bin absoluter eingefleischter DIY Investor aber lege auch einen kleinen Teil meines Geldes monatlich in ETF Sparplänen an die die gesamt WW abdecken. Im Grunde gehe ich zu 50% in defensive Titel wie Pharma, Lebensmittel, täglicher Bedarf… und 40% in new Economy wie VR, IoT, E-Mobilität und 3D Druck und 10% in REITs.

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