Funktionsweise einer Bank

So funktioniert das Geschäftsmodell einer Bank!

Funktionsweise einer Bank

Inhalt

Wie ihr vielleicht wisst, habe ich für eine gewisse Zeit auch für große Industriekonzerne gearbeitet (bzw. diese zu verschiedenen Themen beraten). Das Geschäftsmodell von Banken und Finanzdienstleistern war daher meist nicht ganz oben auf meiner Agenda zu finden (heißt diese befanden sich bisher etwas außerhalb meines Circle of Competence). Allerdings ist es aber auch so, dass eine ganze Reihe an Industrieunternehmen (inzwischen) auch Finanzdienstleistungen inhouse anbietet. Meist geht es dabei im ersten Schritt um Finanzierungslösungen im Zusammenhang mit dem Verkauf kapitalintensiver (heißt teurer) Produkte. Die großen Automobil-OEMs sind hier wahrscheinlich eins der bekanntesten Beispiele.

Das Verständnis und die Bewertung dieser “ganz anderen” Geschäftsmodelle bereitet vielen Investoren (inklusive mir selbst) deshalb erstmal ein paar Schwierigkeiten.

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, mich hier auf DIY Investor einmal etwas tiefgehender mit der Funktionsweise von Banken und anderen Finanzdienstleistern auseinanderzusetzen (Versicherungen vielleicht erstmal ausgenommen).

Im ersten Schritt möchte ich mich in diesem Artikel einmal damit befassen, wie eine Bank überhaupt funktioniert, was sie grundsätzlich macht und wie sie Geld verdient. Lasst uns also einmal ein wenig tiefer in die inneren Abläufe einer Bank eintauchen.


Intro: Funktionsweise einer Bank

Am einfachsten lässt sich die Funktionsweise einer Bank aus meiner Sicht erläutern, indem wir das Geschäft anhand eines kleinen fiktiven Beispiels bzw. einer fiktiven Bank beschreiben.

Gehen wir einmal davon aus, dass sich ein paar Investoren zusammengefunden haben, um eine kleine aber feine Bank zu gründen. Hintergrund: Die Investoren haben von ausländischen Bankern gehört, dass das Bankgeschäft – sofern richtig ausgeführt – sehr lukrativ sein kann.

Nachdem die Investoren also alle erforderlichen Genehmigungen von den Aufsichtsbehörden erhalten haben (was in der Realität tatsächlich nicht ganz so einfach ist, nehmen wir hier einfach mal als gegeben an), ist die Gruppe bereit, in die wunderbare Welt des Bankwesens einzutauchen. Aufgrund des zeitlichen Drucks unter dem die Investoren bzgl. der Gründung ihrer Bank stehen, geben sie dem Unternehmen schlicht und einfach den Namen “InnoBank” (obwohl das Geschäftsmodell wie wir gleich sehen werden alles andere als innovativ ist).

Jeder der Investoren steuert einen gewissen Anteil zur Gründung der “InnoBank” bei, sodass am Ende genau 800.000 EUR als Grund- bzw. Anfangskapital zur Verfügung stehen.

Die Investoren möchten ihre Startup-Kosten logischerweise so gering wie möglich halten. Glücklicherweise verfügt jeder der Partner über spezifische Fähigkeiten, mit denen er oder sie zur Gründung der InnoBank beitragen kann (Gründungsdokumente, Filiale, IT-System, erste Kreditanalysen… alles erledigt). Erstmal fallen also keine weiteren “Startup-Kosten” an.

Banken werden alle von einer oder mehreren Aufsichtsbehörden reguliert. Auch die InnoBank ist da natürlich keine Ausnahme (wie oben angemerkt, mussten unsere Investoren ja die behördliche Genehmigung ja bereits einholen).

Neben der Befolgung unzähliger weiterer Regularien muss die Bank insbesondere sicherstellen, dass sie zu jedem Zeitpunkt immer mindestens 8% des Wertes ihrer “risikogewichteten Aktiva” in Form von Eigenmitteln vorhält. Nur dann wird sie von den Regulatoren nämlich als „gut kapitalisiert“ eingestuft. Das Bankkapital dient als Puffer gegen Verluste und versorgt die Bank mit Liquidität.

Background Eigenmittelanforderung

Die so genannte Gesamtkapitalquote wird wie folgt ermittelt (Quelle: Bundesbank):

Kapitalquote = Eigenmittel / Gesamtrisikobetrag

Die Eigenmittelanforderung setzen sich zusammen aus dem so genannten harten Kernkapital (i.W. Common Equity Tier 1 – erforderlich sind hier 4,5%), dem weichen Kernkapital (1,5%) sowie dem Ergänzungskapital (Genussrechte, langfristige nachrangige Verbindlichkeiten – 2,0%).

Der Gesamtrisikobetrag (= risikogewichtete Aktiva bzw. RWA) setzt sich aus vier Bestandteilen zusammen:

  • Kreditrisiko
  • operationelles Risiko
  • Marktrisiko
  • CVA-Risiko (Derivate etc.)

Die risikogewichteten Aktiva sind dabei nicht äquivalent zur Bilanzsumme, sondern werden nach einer relativ unübersichtlichen Rechenmethodik ermittelt. Bei der Deutschen Bank beispielsweise lagen die Forderungen aus dem Kreditgeschäft Ende 2023 bei ca. 474 Mrd. EUR, die risikogewichteten Aktiva für das Kreditgeschäft bei ca. 266 Mrd. EUR… also substanziell niedriger.

Die Kapitalquote hat übrigens auch einen Einfluss auf die Fähigkeit der Bank zur Ausschüttung einer Dividende.

Wir gehen hier einmal davon aus, dass die Höhe der risikogewichteten Aktiva exakt der Höhe der entsprechenden Forderungen aus dem Kreditgeschäft entspricht. Mit einem verfügbaren Kapital von 800.000 EUR kann die Bank also potenziell bis zu 10 Mio. EUR an Kunden ausleihen (also Darlehen vergeben bzw. Finanzierungen bereitstellen), ohne unter die 8%-Grenze zu fallen.

Obwohl die Bank mit ihrem Kapital von 800.000 EUR bis zu 10 Mio. EUR an potenzielle Kunden verleihen kann, benötigt sie dennoch zunächst das für eine Darlehensvergabe dieser Größenordnung erforderliche Kapital.

Um die Bank zu finanzieren, beschließen die Investoren also, die günstigste ihnen zur Verfügung stehende Finanzierungsquelle anzuzapfen: Die Einlagen von Kunden, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld.

Die InnoBank eröffnet also ihre kleine Filiale, schaltet einige clevere und prägnante Anzeigen (so wie Scalable Capital oder Trade Republic es vormachen) und kann so erfolgreich Einlagen in Höhe von 10 Mio. EUR anwerben. Da die Bank klein ist, kann sie nur ein Standard-Sparkonto anbieten. Und da es sich um eine neue Bank handelt, die auf dem Markt bisher noch nicht so präsent war, muss sie den Einlegern (das ist der offizielle Begriff für diejenigen, die Einlagen bei einer Bank haben) im aktuellen Zinsumfeld schon 3% Zinsen zahlen, um diese zu überzeugen.


Wesentliches zur Bilanz einer Bank

Der erste wichtige Punkt ist nun der Folgende: Die Kundeneinlagen gelten in der Bilanzierungslogik der Bank als Verbindlichkeit, weil das Kapital ja nicht der Bank, sondern den Anlegern zuzurechnen ist. Sofern die Zinsen nicht an eine Mindestlaufzeit gebunden sind, können (und werden) die Anleger ihr Geld natürlich ggf. jederzeit zurückverlangen können. Die Bank wäre dann zur Auszahlung verpflichtet. Deshalb also eine Verbindlichkeit.

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht die Bilanz der Bank also in etwa so aus:

So funktioniert eine Bank

Die Bank verfügt also nun über ein Kapital i.H.v. 800.000 EUR sowie Einlagen i.H.v. 10 Mio. EUR, der einzige Vermögenswert besteht aktuell aus einem Barmittelbestand auf dem Konto i.H.v. 10,8 Mio. EUR.

Nochmal zusammenfassend: Kredite, die eine Bank vergibt, werden auf der Bankbilanz als Vermögenswerte klassifiziert, während Einlagen (die natürlich irgendwann zurückgezahlt werden müssen, zumindest theoretisch) Verbindlichkeiten darstellen.

Im nächsten Schritt muss dieses Vermögen für die Bank natürlich in einer Art und Weise “arbeiten”, dass damit mehr verdient wird, als 3% pa (nämlich das, was die Bank selbst ihren Anlegern für die Bereitstellung der 10 Mio. EUR zahlen muss). Insgesamt entspricht das einem Zinsaufwand bzw. schlussendlich auch einem Mittelabfluss i.H.v. 300.000 EUR.

Um diese Aufwendungen also zu “finanzieren”, muss die Bank ihre 10 Mio. EUR an Einlagen wie gesagt möglichst gewinnbringend einsetzen. Die Bank hat hierfür zumindest theoretisch einige – auch risikoreiche – Optionen.

Sie könnte beispielsweise mehr oder weniger ausfallsichere Staatsanleihen kaufen, wobei die Rendite für solche Papiere allerdings nach wie vor vergleichsweise gering ausfallen sollte (jedenfalls unterhalb der erforderlichen 3%). Daher entscheidet sich die InnoBank dafür, eigene Kredite zu vergeben (was ja im Grunde traditionell auch das Kerngeschäft einer Bank darstellt).

Bei einer Bilanzsumme von “nur” ca. 10 Mio. EUR erscheint es der InnoBank sinnvoll zu sein, sich auf kleinere Privatkredite, insbesondere Konsumentenkredite mit einer Laufzeit von sagen wir mal bis zu 48 Monaten zu fokussieren, um keine zu großen Klumpenrisiken auf der Bilanz zu haben.

Wie bei den Einlagen muss die Bank aufgrund ihres noch geringen Bekanntheitsgrades einen vergleichbar attraktiven Zinssatz anbieten, um Kreditnehmer anzuziehen.

Die InnoBank schafft es schließlich Kredite in einem Volumen von 10 Mio. EUR zu einem Zinssatz von 6% an x verschiedene Kreditnehmer zu vergeben. Diese Kredite werden im Durchschnitt in weniger als einem Jahr fällig, wodurch die Bank bei der Rückzahlung und dem Ablauf der Kredite über eine gewisse Liquidität verfügt.

Wenn wir nun nach der Kreditvergabe nochmal eine einfache Bilanz für die InnoBank erstellen, dann sieht diese ungefähr wie folgt aus:

Bankbilanz Beispiel

Die Bilanz einer Bank enthält übrigens nicht zwangsläufig eine Unterscheidung zwischen kurzfristigen und langfristigen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten, was eine weitere Besonderheit einer Bankbilanz darstellt.


Eine typische Bank-GuV

Um unser fiktives Bankbeispiel einfach zu halten, nehmen wir an, dass keiner der Einleger im ersten Jahr sein Geld von der Bank abzieht. Die InnoBank hatte ein aktuell sehr typisches Produkt angeboten: Der Zins i.H.v. 3% wird nur ausbezahlt, wenn die Einlagen mindestens für einen Zeitraum von einem Jahr bei der Bank verbleiben. Am Ende des Geschäftsjahres muss die Bank den Anlegern also insgesamt 300.000 EUR an Zinserträgen gutschreiben (= Zinsaufwendungen bzw. Zinszahlungen für die Bank).

Auf der anderen Seite kann die Bank nach dem ersten Betriebsjahr mit einem Zinsertrag i.H.v. 600.000 EUR auf ihr Kreditportfolio rechnen (10 Mio. EUR an Kreditvolumen zu einem Zinssatz von 6%). Gehen wir in diesem Beispiel einmal davon aus, dass die Richtlinien zur Kreditvergabe sehr konservativ ausgestaltet wurden und es zu keinen Zahlungsausfällen auf vergebene Kredite kommt (zu diesem Thema später noch mehr).

Zinserträge und -aufwendungen zusammengenommen hat die InnoBank also zum Ende des Geschäftsjahres einen “Spread”, d.h. eine Differenz zwischen erhaltenem und gezahltem Zins i.H.v. 3% bzw. absolut 300.000 EUR erwirtschaftet. Darüber hinaus gibt es zunächst keine weiteren Einnahmen zu verzeichnen.

Zur Info: Die meisten Banken erzielen außerdem sogenannte zinsunabhängige Erträge, d.h. Einnahmen, die zusätzlich zu den Erträgen aus „Ertragswerten“ (wie Darlehen oder Anlagepapieren) erzielt werden, z.B. aus Kontoführung, Vermögensverwaltung, Gebühren für Zahlungsverkehr und Auslandsüberweisungen, Fremdwährungen, Vermittlungs- und Verwaltungsprovisionen, etc. Typischerweise werden diese in der GuV – abzüglich des zugehörigen Provisionsaufwands – in einer Position mit dem Namen “Provisionsüberschuss” zusammengefasst.

Zurück zum InnoBank-Beispiel: Um zum Nettoergebnis und damit zur GuV überzuleiten, müssen vom “Spread” i.H.v. 300.000 EUR ausgehend im nächsten Schritt zunächst die Vertriebs- und Verwaltungs- sowie die anderen Betriebskosten abgezogen werden (d.h. Personalaufwendungen, Werbekostren, Miete und Betriebskosten der Filiale etc.). Gehen wir für unser Beispiel einmal davon aus, dass diese operativen Aufwendungen für die InnoBank bei moderaten 180.000 EUR gelegen haben.

Darüber hinaus muss eine Bank aus Gründen der Risikovorsorge außerdem Rückstellungen für potenzielle Kreditausfälle bilden. Statistisch gesehen fallen nämlich x% der vergebenen Kredite am Ende des Tages unwiederbringlich aus, d.h. werden nicht bzw. nicht vollständig zurückbezahlt. Größenordnungsmäßig liegt man hier idealerweise unterhalb der 0,5%-Marke. Wir gehen in diesem Beispiel einmal von einer Risikovorsorge i.H.v. 0,2%, also absolut 20.000 EUR aus.

Damit verbleibt unserer frisch gegründeten Bank nach Adam Riese ein Gewinn vor Steuern (EBT) i.H.v. 100.000 EUR.

Unterstellen wir einmal einen Steuersatz von im Mittel 30%, dann steht nach Berücksichtigung der Ertragsteuern am Ende unter dem Strich ein Betrag von 70.000 EUR (= Nettogewinn).

Eine einfache Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) für die InnoBank sieht dem entsprechend in etwa wie folgt aus:

Bank GuV

Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang das durch die Bank übernommene Liquiditätsrisiko. In der Praxis ist es nämlich meist so, dass es sich bei den Einlagen um relativ kurzfristige Verbindlichkeiten handelt, während die Darlehen auf der Vergabeseite teils für mehrere Jahre vergeben werden. Im Zweifel muss die Bank also kurzfristig Kapital an die Einleger zurückgeben können, obwohl dieses eigentlich noch für längere Zeit irgendwo anders gebunden ist.

Eine der Kernaufgaben einer Bank besteht also dem entsprechend darin, das aus diesen unterschiedlichen Fristigkeiten resultierende Risiko zu übernehmen (gegen eine Vergütung in Form des Spreads natürlich) und dieses richtig zu managen. Dies kann im einfachsten Fall über das Vorhalten ausreichender Barreserven erfolgen, oft werden aber eher Hedging-Instrumente eingesetzt, um die Fristen entsprechend zu transformieren.


Der interessanteste Teil: Die Kapitalflussrechnung einer Bank

Anhand der Bilanz der InnoBank habt ihr ja bereits gesehen, dass das typische Geschäftsmodell einer Bank sich etwas von dem anderer Unternehmen unterscheidet… mit den entsprechenden Implikationen auf den Jahresabschluss bzw. die Financial Statements.

Die Kapitalflussrechnung bildet da keine Ausnahme. Nach Abschluss des ersten Geschäftsjahres der InnoBank sieht die Kapitalflussrechnung wie folgt aus:

Kapitalflussrechnung einer Bank

Im operativen Cash Flow findet ihr im Wesentlichen die verschiedenen Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung wieder… mit einer Ausnahme: Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft (im Grunde ja eine erwartete Wertminderung bzw. Abschreibung auf die Kreditforderungen) stellt natürlich keinen Mittelabfluss dar und kommt dem entsprechend in der Kapitalflussrechnung nicht vor.

Darüber hinaus finden wir im operativen Cash Flow auch noch die Veränderung der Forderungen im Kreditgeschäft. Die Ausgabe der Darlehen an die Kreditnehmer wird sozusagen als Working Capital Position angesehen, deren Veränderung im operativen Cash Flow abgebildet wird.

Auf der anderen Seite sind die durch die Einleger bereitgestellten Mittel in der obigen Kapitalflussrechnung als Cash Flows aus Finanzierungstätigkeit dargestellt. Allerdings ist fraglich, ob diese Mittel auch als “Schulden” im eigentlichen Sinne angesehen werden können.

Man könnte nämlich genauso gut argumentieren, dass es sich bei den Einlagen eher um einen “Rohstoff” handelt, der zum Betrieb des Geschäfts erforderlich ist… und nicht um eine “Kapitalquelle”, wie bei gewöhnlichen Industrieunternehmen.

Und nebenbei: Ja nach Bank kann die Veränderung der Einlagen auch genauso gut als operativer Cash Flow klassifiziert werden.

Aus diesem Grund ist eine Nutzung der Kapitalflussrechnung einer Bank im Rahmen der Unternehmensbewertung mit einigen Schwierigkeiten behaftet (aber darauf gehen wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal etwas genauer ein).


Eine typische Bankbilanz (Schlussbilanz)

Nach Abschluss des Geschäftsjahres treffen sich die Investoren zur Gesellschafterversammlung und besprechen, wie sie ihr erstes Geschäftsjahr abgeschlossen haben.

Ein wesentliches Ergebnis: Es wird beschlossen, den vollständigen Gewinn ins nächste Jahr vorzutragen, um den Risikopuffer zu erhöhen bzw. das Fundament für das weitere Wachstum der Bank zu legen.

Die Bilanz zum Ende des abgelaufenen GJ (und nach Beschluss über die Gewinnverwendung) sieht dem entsprechend folgendermaßen aus:

Bankbilanz zum Ende des GJ

Käme jetzt die BaFin bzw. die zuständige Aufsichtsbehörde und würde auf Basis der Schlussbilanz die Kapitalquote ermitteln (wieder unter der Annahme, dass die Forderungen aus dem Kreditgeschäft 1-zu-1 in die Berechnung der risikogewichteten Aktiva eingehen), dann würde sich ein Wert von ca. 8,7% ergeben… also bequem oberhalb des einzuhaltenden Mindestwertes.

Auf dieser Basis könnte die Bank also nun – mindestens in geringem Maße – weitere Kredite ausgeben, ohne zusätzliche Eigenmittel (also EK oder nachrangige Anleihen o.Ä.) aufbringen zu müssen.

Ihr erinnert euch: Mit jeweils 8 EUR Eigenkapital auf der Passivseite der Bilanz kann die Bank auf der Aktivseite 100 EUR an Assets (heißt Kreditforderungen) hinzufügen. Weitere 70.000 EUR an EK bedeuten also ein mögliches Wachstum des Kreditgeschäfts um 875.000 EUR (was einem Wachstum von 8,75% entspricht)… diese Wachstumslogik wird später nochmal wichtig, wenn es um die konkrete Valuation einer Bank bzw. eines Finanzinstituts geht.


Zum Abschluss: Typische finanzielle KPIs einer Bank

Zu den wesentlichen KPIs bzw. Rentabilitätskennzahlen:

Die InnoBank hat im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Gesamtkapitalrendite (ROA – Return on Assets) i.H.v. 0,65% erzielt:

ROA = 70.000 EUR / 10.800.000 EUR = 0,65%

Die Eigenkapitalrendite (ROE – Return on Equity) betrug 8,75%:

ROE = 70.000 EUR / 800.000 EUR = 8,75%

Angesichts der Tatsache, dass die Bank gerade erst das erste Geschäftsjahr ihres Bestehens abgeschlossen hat und bis dato nur im eher konservativen Kreditgeschäft unterwegs ist, kann das als durchaus zufriedenstellendes Ergebnis angesehen werden.

So, das war’s fürs Erste. Jetzt weißt ihr schonmal in Grundzügen, wie eine Bank funktioniert, was sie tut und wie sie Geld verdient. Im nächsten Schritt beschäftigen wir uns einmal mit den wesentlichen bewertungsrelevanten Unterschieden zu einem typischen Industrieunternehmen.


Weitere Ressourcen

The Bank Investor's Handbook - So funktioniert eine Bank

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