Deep Work / Konzentriert Arbeiten
Rules for focussed success in a distracted world / Regeln für eine Welt voller Ablenkungen
von Cal Newport
Herausgeber: Piatkus bzw. Redline in Deutschland
ISBN: 978-0349411903 bzw. 978-3868816570
Was wir aus dem Buch mitnehmen
In unserer von Informationsflut und kleinteiligen Aufgaben geprägten Welt fällt es uns immer schwerer, ungestörte Zeit für die Dinge freizuschaufeln, die uns wirklich weiterbringen (oft Dinge, die intensiveres Nachdenken erfordern).
Ich merke das ja an mir selbst: Da gibt es Ideen für recht anspruchsvolle Blog-Artikel, die auf ihre Umsetzung warten. Außerdem einen stetig wachsenden Cash-Bestand im Portfolio, der investiert werden möchte. Zusätzlich gibt es den tagtäglichen Wahnsinn: Kind bespaßen, Mieterwechsel oder Instandhaltungsmaßnahmen koordinieren, Freizeitstress etc. etc.
Es ist also wichtig, dass wir in der Lage sind, auch für so umfangreiche Aufgaben, wie das Analysieren eines potenziellen Investments, ausreichend ungestörte Zeit zu finden.
Deep Work bzw. in der deutschen Version Konzentriert Arbeiten (keine Ahnung, warum die den Titel wieder so hölzern übersetzt haben) ist – wie der Name schon sagt – ein Buch über das konzentrierte Arbeiten. In dem Buch beschreibt Autor Cal Newport sehr stringent warum Deep Work sinnvoll ist und wie wir konzentriertes Arbeiten praktisch erlernen können. Hierzu gibt uns Newport vier Regeln mit auf den Weg (dazu aber später mehr).
Die folgenden Dinge lernen wir also aus Newport’s Deep Work bzw. Konzentriert Arbeiten:
- Warum Deep Work wertvoll ist und warum heutzutage nur wenige dazu in der Lage sind (was uns einen Wettbewerbsvorteil verschaffen könnte)
- Welche Ansätze es gibt, um konzentriertes Arbeiten in unseren von Terminen und Deadlines geprägten Alltag zu integrieren (Stichwort Routinen)
- Wie wir mit Social Media und auch mit Langeweile umgehen können
- Wir wir Zeitfresser aus unserem typischen Tagesablauf eliminieren können
Mein Review
Deep Work ist aus meiner Sicht ein in sich sehr schlüssiges und gut aufbereitetes Buch. Man merkt, dass Autor Cal Newport aus der wissenschaftlichen Ecke kommt. Trotzdem ist das Buch ein typisch amerikanisches: Die Inhalte werden sehr einfach und anschaulich erklärt.
Beim Lesen habe ich festgestellt, dass ich bestimmte Dinge tatsächlich bereits nach einer der von Newport vorgeschlagenen Methoden täglich tue. Es ist aber die Kombination aus den verschiedenen Ansätzen, die am Ende zu einer wirklich spürbaren Steigerung der Produktivität führt. Das war für mich das wesentliche Learning aus dem Buch (ich bin dem entsprechend gerade dabei, meinen Ansatz noch etwas zu verfeinern).
Ich glaube außerdem, dass viele Privatinvestoren – gerade Investoren, die sich gut mit dem Value bzw. DIY Ansatz identifizieren können – sich gerne etwas detaillierter mit ihren Investments beschäftigen würden, es ihnen aber einfach an der nötigen Zeit fehlt. Deep Work bietet hier viele Ansatzpunkte, um tatsächlich mehr Zeit für diese intensiven Tätigkeiten zur Verfügung zu haben.
Hier ein paar Einzelheiten zu den Inhalten von Deep Work:
Konzentriertes Arbeiten ist wichtig: Zunächst mal schafft Newport die Grundlage für alles was später im Buch noch so kommt. Er geht detailliert darauf ein, warum Deep Work aus seiner Sicht so wichtig ist. Er beschreibt u.a., dass heutzutage der Großteil der Menschen aufgrund der vielen Ablenkungen – sei es durch Social Media, Email-Flut oder Arbeiten im Großraumbüro – viel weniger schafft als früher. Trotzdem herrscht aber das Gefühl der Produktivität vor, nämlich wenn besonders viele Emails beantwortet oder besonders viele unwichtige To Do’s abgehakt werden können.
Bestimmte Aufgaben erfordern allerdings nach wie vor konzentriertes und ungestörtes Arbeiten. Dies kommt aber laut Newport heute viel zu kurz. Ergo haben diejenigen, die es beherrschen, sich tiefgehend mit Problemen zu befassen und diese zu lösen, heute einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem ganzen großen Rest.
Im Anschluss an diese Einordnung stellt Newport dann die oben bereits angesprochenen vier Regeln vor.
Regel 1: Konzentriert arbeiten (mithilfe von Routinen): Eine der Grundvoraussetzungen für konzentriertes Arbeiten ist es, ausreichend große Zeitfenster zu definieren, in denen wir ungestört an unseren wichtigsten Themen – z.B. dem Analysieren von Investments – arbeiten können.
Hierfür stellt Newport vier verschiedene Philosophien vor:
- Mönchisch: Sich komplett von Ablenkungen wie Email, Internet etc. lösen und vollständig auf die Sache konzentrieren
- Bimodal: Bestimmte Phasen (Tage oder Wochen) definieren, in denen externe Ablenkungen abgeschaltet werden
- Rhythmisch: An jedem Tag eine oder zwei Phasen (z.B. morgens 90 Minuten) definieren, in denen ungestört gearbeitet werden kann
- Journalistisch: Eher opportunistisch vorgehen und sich dann Zeit nehmen, wenn es gerade in den Kalender passt
Regel 2: Die Langeweile umarmen: Hier bringt Newport die Analogie zu einem Spitzensportler, der täglich trainiert, aber außerhalb des Trainings natürlich sehr darauf achten muss, seinen Körper zu schonen und gut zu behandeln (also kein Alkohol, keine Drogen, gesundes Essen, nicht zuviel Beanspruchung etc.).
Genauso sollten wir laut Newport mit unserem Geist umgehen: Wenn wir auf der einen Seite z.B. zwei oder drei Stunden pro Tag (oder auch ein, zwei Tage pro Woche) mit sehr konzentriertem Arbeiten verbringen (uns also z.B. mit einer Unternehmensbewertung beschäftigen) und darüber hinaus viele kleinere To Do’s abarbeiten, dann sollten wir auf der anderen Seite auch darauf achten, nicht zwanghaft nach einer Beschäftigung zu suchen, wenn wir uns einmal langweilen. Tatsächlich sollten wir solche Phasen der Langeweile und des Nichtstuns vermutlich sogar bewusst in unseren Alltag integrieren.
Regel 3: Social Media Nutzung stark einschränken: Newport bestätigt, dass es bzgl. der Nutzung von Social Media keinen Schwarz-Weiß-Ansatz geben kann. Komplett auf Facebook etc. zu verzichten wäre für die meisten von uns auch keine realistische Option. Trotzdem schlägt Newport vor, die Nutzung der sozialen Medien viel stärker zu steuern (natürlich nur außerhalb der Deep Work Phase – währenddessen ist natürlich volle Konzentration gefragt).
Regel 4: Zeitfresser eliminieren: Schlussendlich stellt Newport noch verschiedene Ansätze vor, die uns dabei helfen sollen, möglichst viele von den unproduktiven und überflüssigen Dingen, die wir Tag für Tag tun, loszuwerden. Dazu gehören unter anderem, dass wir unsere Aufgaben viel selektiver auswählen (öfter “Nein” sagen), Emails in einem Rutsch beantworten oder uns schwer erreichbar machen.
Über den Autor
Cal Newport wurde 1982 geboren und studierte bis 2004 zunächst in Dartmouth. Anschließend machte er 2009 seinen Doktor (Ph.D.) am MIT. Seit 2011 ist Newport im Bereich Computer Sciences an der University of Georgetown als Associate Professor tätig.
Nebenbei betreibt Newport einen Blog namens Study Hacks, in dem er Studenten hilft, im von Ablenkungen geprägten digitalen Zeitalter produktiver zu sein.
Deep Work ist bereits das fünfte Buch von Cal Newport. er ist unter anderem Autor der Bücher “How to become a straight-A student” und “So good they can’t ignore you”.