Quasi seit DIY Investor online ist, werde ich immer mal wieder nach meinen Erfahrungen mit dem CFA-Studium gefragt… ob ich es empfehlen würde oder nicht, wie ich mich damals vorbereitet habe, welche Lernmaterialien ich genutzt habe etc. etc.
In diesem Artikel möchte ich deshalb einmal kurz auf meinen Weg zur CFA Charter eingehen und (hoffentlich) die wesentlichen Fragen dazu einmal aus meiner eigenen Sicht beantworten.
Disclaimer vorab: Ich habe meine CFA Charter in 2011 erhalten und die Prüfungen zwischen Dezember 2009 und Juni 2011 abgelegt. Seitdem hat sich natürlich bestimmt einiges verändert. Ich schätze es gibt heute weitaus mehr professionelle Anbieter, die einem bei der Vorbereitung auf die Prüfungen helfen, und auch viel mehr digitale Lernformate, in die ich natürlich keinen detaillierten Einblick habe.
Chartered Financial Analyst: Wirklich “a mile deep”?
Wenn man sich ziemlich am Anfang seiner Karriere mit den verschiedenen Weiterbildungsoptionen befasst, stößt man irgendwann fast wie von selbst auf die Frage “MBA oder CFA?”… wobei das heute vermutlich auch nicht mehr in der Form gilt, da viele MBA-Programme (und auch Master of Finance Programme) die Lerninhalte des CFA Curriculums mehr oder weniger 1-zu-1 vermitteln und die Studenten so auch auf die CFA Prüfungen vorbereiten.
Der Punkt, auf den ich hinaus will, ist aber eigentlich ein anderer. Im Zusammenhang MBA vs. CFA hört bzw. liest man oft den folgenden Satz:
The MBA program is a mile wide and a foot deep, while the CFA program is a foot wide and a mile deep.
Oder mit meinen eigenen Worten ausgedrückt: Macht man einen MBA bekommt man eher einen Rundumschlag über alle wesentlichen betriebswirtschaftlichen Themen. Entscheidet man sich für die CFA Charter, setzt man sich mit einem einzelnen Thema – nämlich dem Thema Finanzen – sehr tief auseinander.
Die Aussage ist zwar im Grunde genommen für eine vergleichende Betrachtung nicht ganz falsch. Betrachtet man das CFA Programm aber einmal ganz isoliert, dann stellt man fest, dass das Themenspektrum für eine wirklich tiefgehende Betrachtung einzelner Aspekte auch hier bei weitem zu breit ist.
Was ich im Grunde damit sagen will: Das CFA Programm schafft vielleicht das theoretische Wissensfundament zu den einzelnen Finanzthemen (z.B. zum Thema DCF-Bewertung), kann aber auch nicht wirklich in die Details abtauchen.
Für jemanden, der sich grundsätzlich für das Thema Finanzen begeistert und / oder der in dem Bereich Karriere machen möchte, ist das Programm aus meiner Sicht unschlagbar und mit Sicherheit mit einem Master of Finance vergleichbar (inhaltlich).
Für jemanden, der sich insbesondere für einen spezifischen inhaltlichen Aspekt interessiert und dazu “hands on” etwas lernen möchte, für den ist das CFA Programm aus meiner Sicht nicht die richtige Option. Wer also beispielsweise insbesondere das Thema Unternehmensbewertung lernen und verstehen möchte, der sollte sich unter Umständen eher für einen entsprechenden Valuation-Kurs einschreiben und parallel dazu versuchen, die passenden Praxiserfahrungen zu sammeln.
Für mich persönlich war die Entscheidung für das CFA Programm mit Sicherheit eine der wesentlichsten beruflichen Weichenstellungen… und das obwohl es mir karrieretechnisch im Grunde genommen nicht explizit weitergeholfen hat (jedenfalls bisher und anhand üblicher Maßstäbe gemessen). Denn auch wenn die Vorbereitung recht zeitaufwendig und intensiv war, so hat mir die Zeit doch vor allem eines gezeigt: Es gibt bestimmte Themen, an denen man nie das Interesse verliert und für die man sich im Grunde genommen immer wieder motivieren kann… auch über drei Jahre lang jeden Morgen und am Wochenende.
CFA: Taktung der Prüfungen und Vorbereitungszeit
Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich mich im Februar 2009 für die erste Prüfung (CFA Level 1) im Dezember angemeldet. Die Prüfungen für die CFA Level 2 und 3 habe ich dann direkt im Juni der Folgejahre (also 2010 und 2011) geschrieben. Damals war übrigens nur die Prüfung für Level 1 sowohl im Dezember als auch im Juni möglich, die Prüfungen für die Level 2 und 3 konnten nur im Juni abgelegt werden… ich glaube das hat sich inzwischen auch etwas geändert.
Ich hatte damals verschiedene Meinungen zum Vorbereitungsumfang gehört.
Auf der einen Seite waren da die durch das CFA Institute und die Anbieter von Lernmaterialien (damals i.W. Kaplan Schweser und Stalla wenn ich das richtig in Erinnerung habe) genannten ca. 350 Lernstunden je CFA Level.
Auf der anderen Seite gab es – z.B. bei McKinsey – auch einige Leute, die mir sagten, dass sie das Level 1 mit grob 1-2 Wochen Lernen vorab (also bei 2 Wochen Vollzeit maximal 100 Stunden würde ich mal sagen) bestanden hätten.
Aufgrund der Tatsache, dass ich im Grunde keinerlei inhaltlichen Background hatte (und vermutlich auch aufgrund meiner eher vorsichtigen und auf Sicherheit bedachten Grundeinstellung) hatte ich damals für die Vorbereitung für das CFA Level 1 ca. acht Monate Zeit eingeplant.
Die Vorbereitung passierte allerdings wohlgemerkt parallel zum Job… u.a. auch deshalb, weil ich meine Teilnahme am Programm nicht offen kommunizieren wollte, jedenfalls nicht, bevor ich wusste, dass es – mit einiger Sicherheit jedenfalls – auch zum Ziel führen würde (mit anderen Worten: Ich wollte erstmal Level 1 bestehen!).
Nichts desto trotz: Ich schätze für Level 1 habe ich durchaus mehr als die proklamierten 350 Stunden investiert.
Nachdem ich im Februar dann im Februar 2010 die Resultate erhalten und gesehen hatte, dass das CFA Programm auch neben dem Beruf zu schaffen war, habe ich mich dafür entschieden, nicht erst wieder 1,5 Jahre vergehen zu lassen, sondern mich direkt für das Level 2 anzumelden.
Für die Vorbereitung für das Level 2 hatte ich dann also nach der Anmeldung nur ca. 4 Monate Zeit (zwischen der Bekanntgabe der Ergebnisse des Level 1 im Februar und der Prüfung im Juni).
Um sicherzustellen, dass ich ausreichend Zeit für die Prüfungsvorbereitung haben würde – und weil ich nach dem erfolgreichen Abschluss des Level 1 ja auch bereits etwas vorzuweisen hatte -, habe ich für den Monat vor der Prüfung einen unbezahlten Urlaub beantragt. Inzwischen war ich außerdem bei McKinsey auch projektseitig viel stärker eingespannt, sodass eine Vorbereitung ausschließlich früh morgens und am Wochenende nicht garantiert gewesen wäre.
Für das Level 3 habe ich die Lernzeit dann ebenfalls wieder auf die paar Monate direkt vor der Prüfung konzentriert.
Chartered Financial Analyst: Lernmaterialien und Lernmodus
Ich muss sagen, dass die Art und Weise, wie ich mich auf die Prüfungen vorbereitet habe, sich über die Zeit etwas verändert hat.
Für das CFA Level 1 habe ich noch mehr oder weniger intensiv auch mit der “offiziellen” CFA Literatur auseinandergesetzt (also mit den Büchern, die man im Zuge der Anmeldung für die Prüfung automatisch erhält). Ab Level 2 habe ich diese Informationsquelle allerdings nur noch gelegentlich für ein tieferes Verständnis ganz bestimmter Lernkonzepte (im CFA Sprech auch Lerning Outcome Statements oder LOS genannt) zu Rate gezogen bzw. nur noch die vom CFA Institute zur Verfügung gestellten Aufgaben gelöst… es gab, wenn ich mich recht erinnere, auch mehrere reale Prüfungen aus der Vergangenheit, die man durcharbeiten konnte (allerdings ohne Musterlösung).
Darüber hinaus habe ich mich eigentlich nur mit den Kaplan Schweser Lernmaterialien vorbereitet. Das Package, welches ich damals glaube ich für grob 599 USD erworben hatte, beinhaltete im Wesentlichen zwei Dinge:
- Die Schweser Notes, also eine Zusammenfassung der wesentlichen Lerninhalte geordnet nach den einzelnen Learning Outcome Statements (LOS)
- Eine CD mit der so genannten Question Bank… also im Wesentlichen eine Datenbank mit typischen Fragen, die man beliebig oft durchgehen konnte (ab dem Level 2 gab es das auch schon online und ich hatte die CD nur noch als Backup)
Ab dem Level 2 hatte Schweser zum ersten Mal auch online verfügbare Erklärvideos für die einzelnen LOS in das Lernpaket reingepackt (lustig eigentlich, wenn man bedenkt, wo wir heute bzgl. der Digitalisierung v.a. von Lerninhalten stehen). Diese habe ich dann entsprechend zusätzlich und in Gänze konsumiert.
Irgendwelche zusätzlichen Pakete mit Intensivlernkursen und Präsenzveranstaltungen habe ich darüber hinaus nicht gebucht.
Was rückblickend wirklich sehr hilfreich für die Vorbereitung auf die CFA Prüfungen war, sind aus meiner Sicht vor allem zwei Dinge:
- Ich habe für alle Lerninhalte jeweils eine stichpunktartige Kurzzusammenfassung erstellt, sodass ich erstens die Konzepte mindestens einmal selbst entsprechend meiner eigenen Denklogik aufschreiben musste und zweitens immer schnellen Zugriff auf die wesentlichen Inhalte hatte
- Ich habe extensiv Aufgaben gelöst – jede in der Question Bank verfügbare Aufgabe vermutlich 5-10 mal – und das Ergebnis in einer Excel-Tabelle nachverfolgt (diesen Fokus auf das Lösen von Aufgaben habe ich aus dem Ingenieurstudium mitgenommen)
Hier einmal beispielhaft eine Seite aus meinen damaligen Aufzeichnungen (ich müsste mich allerdings selbst nochmal genau damit befassen, um den gesamten Text identifizieren zu können 🙂 ):
Das Excel File habe ich leider bisher noch nicht wiedergefunden, sonst hätte ich hier auch einmal einen Screenshot davon gezeigt (vor allem die Grafik, an der ich ablesen konnte, wie sich der prozentuale Anteil richtig gelöster Aufgaben über die Zeit nach oben entwickelt hat). Anyway, ich denke ihr könnt euch auch so etwas darunter vorstellen.
Die CFA Prüfungen
Zu den Prüfungen selbst kann ich im Grunde genommen nicht besonders viel sagen. Für mich fanden die jeweils 6-stündigen Prüfungen (nach 3 Stunden gab es eine Pause) damals in der Messe Frankfurt statt.
Im Grunde genommen habe ich im Vorfeld zur Prüfung nur versucht, mental fit und auch fokussiert zu sein:
- Ich bin immer bereits am Abend zuvor angereist und in einem besseren Hotel in Laufweite von der Messe abgestiegen (ermöglicht guten Schlaf, ein gesundes Frühstück plus morgens ein paar Schritte laufen)
- Ich hatte ausreichend Flüssigkeit und auch etwas zu essen für die Pause dabei
- Ich habe auf die wesentlichen Materialien geachtet: Anmeldung, Personalausweis, Stift in der richtigen Farbe sowie zwei Texas Instruments BAII Plus Taschenrechner (zwei, weil ich weder den Ausfall des einen Taschenrechners riskieren, noch ggf. mit einem Schraubenzieher einen Batteriewechsel durchführen müssen wollte)
An den letzten Tagen vor der Prüfung habe ich außerdem nicht mehr gelernt (insbesondere nicht während der Fahrt nach Frankfurt oder am Tag bzw. Abend vor der Prüfung). Das hätte auf der einen Seite inhaltlich keinen Unterschied mehr gemacht und mich auf der anderen Seite ggf. nur verunsichert.
What’s next?
Habt ihr ebenfalls Erfahrungen mit dem CFA Programm gesammelt oder überlegt ihr vielleicht, euch dafür einzuschreiben? Kommentiert unten gerne eure Erfahrungen, Erwartungen etc. mit dem Programm.
2 Kommentare zu „Chartered Financial Analyst: Meine Erfahrungen mit dem CFA-Programm“
Schön geschrieben, vielen Dank! Ich meine gesehen zu haben, dass man zumindest für die höheren CFA-Level auch eine gewisse relevante Berufserfahrung vorweisen muss. War das bei dir mit der Arbeit bei McKinsey schon erfüllt?
Hallo Daniel,
Ja, das ist genau richtig. Für die Verleihung der Charter ist der Nachweis einer gewissen Berufserfahrung eine Voraussetzung. Wenn ich mich recht erinnere, braucht man dafür mindestens zwei entsprechende Referenzen, wobei eine von einem CFA Charterholder kommen muss.
Für mich war das mit meiner Arbeit bei McKinsey erfüllt.
Viele Grüße,
Axel