Asset Allocation: Wie hoch der Cash-Anteil in unserem Portfolio sein sollte

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Asset Allocation - Cash Anteil Portfolio

Die Frage nach dem Cash-Anteil im Portfolio beschäftigt uns alle von Zeit zu Zeit einmal. Wenn wir allerdings im Internet nach einer Antwort auf die Frage suchen, wie hoch der Cash-Anteil in unserem Portfolio eigentlich sein sollte, dann stoßen wir meist auf eine ganze Reihe an Artikeln zur allgemeinen Asset Allocation und der Rolle von Cash als Mittel zur Diversifizierung. Was wir aber suchen, ist eine Logik, nach der wir Chancen-getrieben unseren Barmittelbestand managen können.

Die wesentlichen Fragen für uns sind also: Wie viel Cash sollten wir also regelmäßig auf unserem Festgeld- bzw. Tagesgeldkonto vorhalten? Nach welchen Kriterien sollten wir Cash aufbauen oder abbauen? Und was machen wir eigentlich mit unserem Cash? Sollten wir dieses in Staatsanleihen oder Ähnliches investieren oder einfach auf einem Tagesgeldkonto liegen lassen (möglich wäre das über Weltsparen.de, wo sogar Angebote aus ganz Europa wählbar sind)?

Auf diese Fragen möchte ich in diesem Artikel einmal etwas näher eingehen. In diesen Zusammenhang hat auch Value Investor Mohnish Pabrai einen sehr interessanten Ansatz, auf den ich weiter unten noch im Detail eingehen werde.


Level 1: Cash im Rahmen einer übergeordneten Asset Allocation

Wenn wir einen langfristig orientierten Vermögensberater zur richtigen Asset Allocation befragen, dann wird dieser in der Regel zunächst mal einen Fragebogen rausholen und uns nach drei Dingen fragen:

  • unserer generellen Risikopräferenz
  • unserem Anlagehorizont
  • unserem regelmäßigen Konsumverhalten

In Abhängigkeit dieser Präferenzen wird er uns dann eine bestimmte Allokation unseres Vermögens auf die verschiedenen Anlageklassen vorschlagen. Die Höhe der Cash-Allokation variiert je nach Risikoprofil, wobei Portfolios derjenigen Anleger mit der größten Risikoaversion (dem höchsten Verlangen nach Sicherheit) und/oder dem kurzfristigsten Zeithorizont (i.W. Anleger kurz vor der Rente) den größten Anteil liquider Mittel aufweisen werden.

Cash erfüllt in diesem Zusammenhang im Wesentlichen zwei Kriterien:

  1. Es dient als Sicherheitspuffer für schlechte Zeiten. Eine Daumenregel besagt, dass wir mindestens drei Monatsgehälter als Rücklage vorhalten sollten (lest euch dazu auch meinen Artikel zur Automatisierung unserer Finanzen durch)
  2. Cash wird im Rahmen der Diversifikation als eigene Anlageklasse gesehen, weil es mit der Wertentwicklung der meisten anderen Anlageklassen nicht korreliert, d.h. sich weder gleichförmig noch gegenläufig zu anderen Anlageklassen entwickelt

Diese Methodik der Asset Allocation basiert natürlich zu großen Teilen auf der Effizienzmarkthypothese, die besagt, dass alle Vermögenswerte zu jedem Zeitpunkt effizient und fair bepreist sind. Durch das Hinzufügen von Bargeld bzw. eine Asset Allocation, die nicht miteinander korrelierte Vermögenswerte miteinander kombiniert, lässt sich also das diversifizerbare bzw. unsystematische Risiko eliminieren.

Diese Logik hat zwar in einer übergeordneten Sicht irgendwo eine Daseinsberechtigung und gibt uns ggf. auch eine erste Indikation über die “richtige” Größenordnung des Cash-Anteils im Allgemeinen. Sie hilft uns allerdings nicht dabei, unseren Cash Bestand in Bezug auf unser Value Portfolio effizient zu managen. Uns treibt ja vor allem die Frage um, wie unser Cash Bestand von der aktuellen bzw. erwarteten Verfügbarkeit von interessanten Anlagemöglichkeiten (also i.W. von der aktuellen Bewertung des Aktienmarktes) abhängen sollte.

Hierfür müssen wir also noch ein Level tiefer gehen.


Level 2: Cash-Anteil in unserem Value Portfolio

Wenn es um die Bestimmung des Cash-Anteils in unserem Portfolio geht, dann gehen wir das meist eher subjektiv und auf Basis qualitativer Informationen an.

Die erste Frage, die wir uns einmal stellen können, ist also: Welche grundsätzlichen Marktbedingungen sollten tendenziell einen hohen und welche einen niedrigen Cash-Anteil nach sich ziehen?


Hoher Cash-Anteil

Zwei Umgebungen, in denen der relative Cash-Anteil am Portfolio tendenziell hoch sein sollte, sind

  • Perioden steigender Zinssätze
  • die späte Phase eines Bullenmarktes.

Aufgrund des Zusammenhangs zwischen Zinssatz und KGV Ã¼bt ein steigendes Zinsniveau typischerweise Druck auf die Aktienkurse aus und zwar so lange, bis sich das Zinsniveau wieder etwas stabilisiert hat. Diese grundsätzliche Marktbewegung nach unten, können wir mit einem höheren Cash-Anteil etwas abfedern.

Darüber hinaus treten Zinsanhebungen oft im Zusammenhang mit einer überhitzten Wirtschaft auf. Wenn außerdem günstig verfügbares Fremdkapital nicht mehr in werthaltige Investments fließt, entwickeln sich Blasen. Aus diesem Grund ist auch das generelle Verschuldungsniveau sowie niedrige Returns (weil immer schlechtere Investments) ein guter Indikator für das Entstehen einer Blase und für ein Anheben des Cash-Anteils (jedenfalls so lange bis die Blase platzt und sich wieder gute Investitionsgelegenheiten ergeben).


Niedriger Cash-Anteil

Im Umkehrschluss sollte unser Cash-Anteil im Portfolio eher niedrig sein, wenn

  • ein sehr niedriges Zinsniveau vorliegt
  • die Wirtschaft sich auf einer Wachstumstrajektorie befindet.

In einem Umfeld, in dem die Zentralbank die kurzfristigen Zinssätze niedrig hält, um das Wirtschaftswachstum zu stimulieren (wie z.B. nach der Finanzkrise im Jahr 2008/09), sollte der Cash-Anteil eher unterdurchschnittlich sein. Da Barmittel sehr liquide sind, ist der an die Anleger gezahlte Zinssatz im Vergleich zur Rendite anderer Wertpapiere im Allgemeinen niedrig.

Wenn darüber hinaus die Unternehmensbewertungen noch moderat sind, weil sich die Wirtschaft erst am Anfang einer Erholungsphase steht, dann deutet das auf einen etwas niedrigeren Cash-Anteil im Portfolio hin.


Zyklen besser verstehen

Asset Allocation - Portfolio Cash - Big Debt CrisisUm dies besser zu verstehen, solltet ihr euch einmal das neue Buch von Ray Dalio, Big Debt Crisis, durchlesen.

Dalio hat für sein Buch über 20 historische Wirtschaftszyklen analysiert und daraus einen konzeptionellen Ansatz entwickelt.

Im Buch geht er detailliert auf die Entwicklung von Wirtschaftszyklen ein und erklärt genau die Wirkzusammenhänge.

Falls ihr Bücher auch gerne am Rechner oder auf dem Tablet lest: Hier könnt ich eine kostenlose PDF-Version des Buchs erhalten.


Quantitativer Ansatz zur Bestimmung des Cash-Anteils: Mohnish Pabrai

Bei unserer Suche nach einem konkreteren und eher quantitativen Ansatz für das Management unseres Cash-Anteils, stoßen wir auf einen Vortrag von Mohnish Pabrai an der Columbia Business School. In diesem beschreibt Pabrai ziemlich genau, nach welchen Kriterien er den Cash-Bestand seines Portfolios investiert.

Dabei macht sich Pabrai einen einfachen Zusammenhang zu Nutze:

  • Wenn sich die (Welt)wirtschaft im Krisenmodus befindet sind die Aktienkurse tendenziell niedrig und es gibt eine ganze Reihe an guten Investitionsgelegenheiten
  • Befindet sich die Wirtschaft am Ende einer langen Expansion (und hat sich ggf. in bestimmten Wirtschaftszweigen sogar eine Blase gebildet), dann sind wirklich gute Investitionsmöglichkeiten eher rar

Pabrai nimmt also gewissermaßen die verfügbare Anzahl an attraktiven Investments als Gradmesser für die Allokation seines Cash-Bestandes. Folgendermaßen geht Pabrai dabei konkret vor:

  • die ersten 75% des Portfolios investiert er in Aktien mit einem Returnpotenzial von mindestens 26% pro Jahr (entspricht einer Verdopplung innerhalb von 3 Jahren). Pabrai scheint davon auszugehen, dass er mit diesem Anteil über den Zyklus hinweg investiert bleiben kann (er gibt allerdings keine weiteren Infos dazu)
  • an die restlichen 25% des Portfoliowertes stellt er höhere Return-Anforderungen, nämlich
    • eine Verdreifachung (3x) innerhalb von 2-3 Jahren für die nächsten 10% des Portfoliowertes
    • eine Vervierfachung (4x) für die nächsten 5% des Wertes
    • eine Verfünffachung (5x) für die nächsten 5%
    • mehr als eine Verfünffachung für die letzten 5%

Sollten die verfügbaren Investments seine Kriterien nicht erfüllen, dann bleibt Pabrai beim Cash, ansonsten wird investiert.

Dass Pabrai in einer Boomphase bzw. einer überhitzten Wirtschaft mit einem tendenziell sehr hoch bewerteten Aktienmarkt voll investiert ist, ist also recht unwahrscheinlich.

Hier nochmal die Zusammenfassung des Ansatzes für die Cash Allokation:

Asset Allocation - Cash Anteil Portfolio

Rendite Ziele Mohnish Pabrai. Quelle: Vortrag an der Columbia Business School


Investitionsmöglichkeiten für unser Cash: Tagesgeld und kurzfristiges Festgeld

Bleibt schlussendlich noch die Frage: Was machen wir eigentlich mit unserem Barmittelbestand? Sollten wir diesen ebenfalls irgendwo investieren?

Im Grunde genommen haben wir für die Investitionen unseres Barmittelbestandes nicht besonders viele Optionen, denn die kurzfristige Verfügbarkeit soll ja nach wie vor gewährleistet sein. In Frage kommen deshalb aus meiner Sicht vor allem die Anlage auf einem Tagesgeldkonto oder alternativ die kurzfristige Anlage (3 bis 6 Monate) als Festgeld. Geeignete Angebote im In- un Ausland könnt ihr z.B. bei Weltsparen.de oder anderen Vergleichsportalen finden.

Beim aktuell sehr niedrigen Zinsniveau stellt sich allerdings die Frage, ob sich der Aufwand für die Eröffnung eines neuen Tages- oder Festgeldkontos tatsächlich lohnt. Ich z.B. lasse meinen Cash Bestand aktuell deshalb einfach auf dem zu meinem Depot zugehörigen Tagesgeldkonto liegen.


Fazit

Der Cash-Anteil in unserem Value Portfolio sollte von verschiedenen Faktoren abhängen. Unter anderem können wir uns am aktuellen Zinstrend sowie unserer Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage orientieren. Möchten wir einen eher quantitativen Ansatz für die Ermittlung des Cash-Anteils in unserem Portfolio, kann können wir uns an der Methodik von Mohnish Pabrai orientieren, der seinen Cash-Anteil an die Verfügbarkeit von außerordentlich guten Investmentgelegenheiten knüpft. Die letzten 10% des Portfolios investiert Pabrai z.B. nur, wenn das Investment mindestens eine Verfünffachung des Einsatzes verspricht.

Habt ihr eine bestimmte Logik, nach der ihr festlegt, wie viel Cash ihr im Portfolio haltet? Ich freue mich über eure Kommentare.

1 Kommentar zu „Asset Allocation: Wie hoch der Cash-Anteil in unserem Portfolio sein sollte“

  1. Hallo,

    vielen Dank für die interessante Sicht auf den möglichen Cashbestand.

    Auf der Seite http://www.deine-aktien.de ist auch ein intersssanter Artikel darüber zu finden, welcher sich an dem Buffett Indikator orientiert. Vielleicht könnte Dich diese Einschätzung ebenfalls interessieren?

    Viele Grüße
    Stefan

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