Gute Shareholder Letters Teil 2: Deutsche Beteiligungsgesellschaften

Inhalt

Aktionärsbriefe Beteiligungsgesellschaften

Eine erste gute Anlaufstelle für neue Investmentideen – ich hatte dies bereits das ein oder andere Mal hier auf DIY Investor erwähnt – sind typischerweise die Investments bekannter Investoren. Unter anderem hatte ich ja bereits verschiedene Quellen und Webseiten vorgestellt, auf denen ihr die aktuellen Portfolios der großen US-amerikanischen Value-Fonds und Hedge Fonds einsehen könnt (schaut euch dazu meinen Artikel zu den Investments der Top-Investoren an) sowie die Links zu den besten Aktionärsbriefen ebendieser in einem Artikel zusammengestellt (Must Read: Die Aktionärsbriefe der Top-Investoren). Aber natürlich gibt es auch hierzulande einige Investoren (Fonds und Beteiligungsgesellschaften), die hilfreiche Informationen zu ihrem Investitionsansatz sowie auch einzelnen Investments zur Verfügung stellen.

In diesem Artikel möchte ich zunächst einmal die deutschen Beteiligungsgesellschaften mit den besten Aktionärsbriefen bzw. Geschäftsberichten vorstellen.

Wenn ich hier übrigens über Beteiligungsgesellschaften spreche, dann meine ich damit Beteiligungsgesellschaften mit Investments in an der Börse gelistete Unternehmen… denn nur diese können wir als DIY Investoren tatsächlich ggf. auch selbst tätigen. Firmen ausschlielich mit Private Equity Beteiligungen wie die Deutsche Beteiligungs AG oder Indus werdet ihr dem entsprechend in meiner Aufstellung nicht finden.

Aktionärsbriefe deutscher Beteiligungsgesellschaften

Das Gute an gelisteten Beteiligungsgesellschaften ist die Tatsache, dass diese in jedem Fall regelmäßige Reports bzw. Berichte über die Entwicklung ihrer Beteiligungen veröffentlichen müssen. Das absolute Minimum stellt dabei die Veröffentlichung eines jährlichen Geschäftsberichts dar.

Viele Beteiligungsgesellschaften veröffentlichen darüber hinaus aber auch Halbjahresberichte und / oder regelmäßige Aktionärsbriefe. Einige wenige Beteiligungsgesellschaften gehen sogar monatlich auf die Wert-Entwicklung der Beteiligungen ein (und darauf, wie sich der Aktienkurs der Gesellschaft in Bezug auf diesen NAV – den Net Asset Value – entwickelt hat).

Je nach Beteiligungsgesellschaft wird allerdings mal detaillierter, mal etwas mehr an der Oberfläche auf einzelne Investments eingegangen… Standard scheint allerdings eher letzteres zu sein. Im folgenden habe ich einmal die Links zu mir bekannten Beteiligungsgesellschaften mit entsprechenden Berichten bzw. Aktionärsbriefen zusammengestellt.

Falls ihr weitere Beteiligungsgesellschaften mit guten Aktionärsbriefen und Geschäftsberichten kennt, die hier auf gar keinen Fall fehlen sollten, dann sendet mir einfach eine Email und ich erweitere die unten stehende Linksammlung entsprechend.


Scherzer&Co AG

Scherzer & Co. ist mit Sicherheit eine der bekannteren deutschen Beteiligungsgesellschaften mit Investments in börsennotierte Unternehmen. Scherzer ist vor allem dafür bekannt, in Unternehmen mit laufenden bzw. abgeschlossenen Strukturmaßnahmen zu investieren (also i.W. in Squeeze-Outs und Unternehmen mit Gewinnabführungs- und Beherrschungsverträgen), um zu einem späteren Zeitpunkt von Nachbesserungen auf bereits erfolgte Abfindungen im Rahmen der Spruchverfahren zu profitieren.

Darüber hinaus verfolgt Scherzer aber auch einen entsprechenden Value Ansatz, wobei Investments in die zwei Kategorien “Sicherheit” und “Chance” klassifiziert werden. Nur damit ihr ein Gefühl bekommt: Zu den größten Positionen von Scherzer & Co gehören aktuell z.B. freenet AG, GK Software, Linde AG, Innogy und Lotto24, wobei es sich bei den letzten drei Positionen jeweils um Sondersituationen handelt.

Neben den jährlichen Finanz- bzw. Geschäftsberichten veröffentlicht Scherzer & Co sowohl eine monatliche NAV-Meldung sowie auch eine zugehörige Unternehmenspräsentation, in der auf aktuelle Entwicklungen bei einzelnen Beteiligungen eingegangen wird.


Sparta AG

Der Ansatz der Sparta AG ist vom Grundsatz her dem von Scherzer & Co sehr ähnlich, was bedeutet, dass auch Sparta vornehmlich in Sondersituationen investiert. Die größten Positionen von Sparta sind dem entsprechend hauptsächlich in diesem Betätigungsfeld zu finden: All for one Steeb, Innogy, Linde AG, Pfeiffer Vacuum und Stada.

Sparta veröffentlicht zwar keine monatlichen oder quartalsweisen Portfolio-Updates, hat aber im Geschäftsbericht einen ca. 5-6 seitigen Aktionärsbrief, aus dem ihr wertvolle Informationen hinsichtlich der Anlagegrundsätze, der Kernpositionen und weiterer für den Vorstand interessanter Aspekte erhalten könnt.


Bavaria Industries

Die Bavaria Industries ist im Gegensatz zu Scherzer & Co bzw. Sparta eher eine Beteiligungsgesellschaft im Sinne von Warren Buffett’s Berkshire Hathaway. Das heißt neben einem Wertpapierportfolio werden zunehmend auch Mehrheitsbeteiligungen an Privatunternehmen erworben. Das Portfolio der Bavaria wird allerdings im Gegensatz zu Berkshire viel aktiver gemanagt, d.h. Beteiligungen werden oft auch mit dem Ziel erworben, diese nach erfolgreicher Restrukturierung bzw. Neupositionierung wieder weiter zu veräußern.

Die größten Wertpapierpositionen von Bavaria sind aktuell Berkshire Hathaway, Ryman Healthcare, Brederode SA und Summerset Group Holdings.

Neben einem halbjährlichen Finanzbericht veröffentlicht Bavaria Industries den darin enthaltenen Aktionärsbrief auch nochmal separat. Der Informationsgehalt ist allerdings bei einem Umfang von zwei Seiten recht überschaubar. Allerdings gibt es noch einen Blog, auf dem CEO Reimar Scholz etwas mehr zu Anlagephilosophie und aktuellen Entwicklungen schreibt.


Deutsche Balaton

Die Deutsche Balaton ist ebenfalls eine Beteiligungsgesellschaft mit einem Portfolio bestehend einerseits aus “privaten” Minder- und Mehrheitsbeteiligungen, andererseits aber auch aus Anteilen an einer ganzen Reihe von gelisteten Kapitalgesellschaften.

Die Deutsche Balaton hat zwar weder einen separaten Aktionärsbrief, noch einen (Halb-)Jahresbericht mit vielen Details zu einzelnen gelisteten Beteiligungen. Dafür hat die Gesellschaft aber eine Liste mit den wesentlichen Beteiligungen an großen Kapitalgesellschaften sowie auch einige der aktuellen (freiwilligen) Übernahmeangebote (u.a. für die oben genannte Sparta AG) auf der Webseite veröffentlicht.

Bzgl. der Beteiligungen an großen Kapitalgesellschaften ist die Deutsche Balaton unter anderem an Biofrontera, Easy Software, Epigenomics und GK Software zu mehr als 5% beteiligt.


Elbstein AG

Die Elbstein AG ist im Vergleich zu den anderen hier vorgestellten Beteiligungsgesellschaften recht stark im Bereich Real Estate engagiert. Zu den größten Beteiligungen gehören dem entsprechend Immobilien-AGs wie Erwe Immobilien und Godewind Immobilien.

Die Elbstein AG veröffentlicht neben den jährlichen Geschäftsberichten auch einen kurzen Aktionärsbrief sowie den HV-Bericht von GSC Research.


Horus AG

Die Horus AG ist ebenfalls eine kleine Beteiligungsgesellschaft mit Investments in die Wertpapiere gelisteter Unternehmen.

Im jährlichen Geschäftsbericht, genauer gesagt im zugehörigen ca. 3-seitigen Lagebericht des Vorstands, sind ein paar Informationen zu den wesentlichen Portfoliobewegungen zu finden. Details zur Anlagestrategie bzw. zu einzelnen Beteiligungen (Investment Thesis o.Ä.) sind dort allerdings nicht enthalten.


Fazit

Auch einige deutsche Beteiligungsgesellschaften veröffentlichen hin und wieder nützliche Informationen zu ihrer Anlagestrategie und / oder ihren konkreten Investments.

In puncto Detailtiefe können die Briefe bzw. Jahresberichte allerdings – jedenfalls aus meiner Sicht – weder mit den Shareholder Letters der großen US-amerikanischen Value Investoren / Hedge Fonds noch mit den Publikationen einiger deutscher Value Fonds mithalten.

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