Eigenkapitalforum / EKF 2024

Meine Gedanken zum Deutschen Eigenkapitalforum (2024 Edition)

Eigenkapitalforum / EKF 2024

Inhalt

In den letzten Jahren war ich – inklusive 2024 – insgesamt sechs Mal beim deutschen Eigenkapitalforum (EKF) zu Gast… wenn ich mich recht erinnere war ich viermal tatsächlich physisch in Frankfurt vor Ort, zweimal habe ich virtuell am Rechner teilgenommen… nur einmal musste ich das EKF wegen einer Terminkollision leider ausfallen lassen.

Zu meinen ersten beiden Veranstaltungen – das waren die Jahre 2018 und 2019 – hatte ich ja auch jeweils einen kleinen Bericht mit einer Beschreibung meiner Eindrücke verfasst.

In diesem Artikel möchte nun ich einmal sozusagen meine Gesamtperspektive auf diese letzten sechs / sieben Jahre Eigenkapitalforum mit euch teilen. Dabei möchte ich insbesondere darauf eingehen, was sich in meiner persönlichen Wahrnehmung in den letzten Jahren so verändert hat… und wie ich in Zukunft sicherstellen möchte, dass die Veranstaltung auch in den kommenden Jahren weiterhin einen substantiellen Mehrwert für mich bietet.


Ãœbersicht Deutsches Eigenkapitalforum

Für alle, die das Eigenkapitalforum noch nicht kennen: Das EKF ist eine dreitägige Veranstaltung, welche einmal im Jahr im November in Frankfurt stattfindet und wo sich größtenteils kleinere börsengelistete Unternehmen jeweils im Rahmen von halbstündigen Vorträgen potenziellen Investoren vorstellen (vom Format her ähnliche wie z.B. die Münchener Kapitalmarktkonferenz (MKK), die Hamburger Investoren Tage (HIT), das Equity Forum, die Anlegerforen der DSW etc.). Großunternehmen sind auf dem EKF bisher eher eine Ausnahmeerscheinung, obwohl sich in den letzten zwei, drei Jahren auch schon das ein oder andere Großunternehmen beim EKF präsentiert hat (in 2023 und 2024 waren zum Beispiel u.a. die Deutsche Telekom, SAP und Vonovia mit Vorträgen am Start).

Ganz praktisch sieht der Ablauf dann folgendermaßen aus: Es gibt in der Regel fünf oder sechs Räume, in denen parallel Vorträge stattfinden (wobei für jeden Vortrag inkl. Q&A immer genau 30 Minuten eingeplant sind). Als interessierter Investor kann man sich also im Grunde genommen zu jedem Zeitslot immer den für einen selbst interessantesten Vortrag aussuchen. Das bedeutet, dass man sich, wenn man das Programm voll ausreizt, an den drei Tagen insgesamt so ca. 30-40 Vorträge anhören kann.

Darüber hinaus gibt es so genannte 1-on-1s, also Einzelgespräche, die man im Vorfeld oder ggf. auch während der Konferenz vereinbaren kann und die parallel zu den für alle offenen Vorträgen stattfinden. Hier gibt es im Grunde genommen zwei Formate:

  • Ein echtes 1-on-1, in dem man alleine ein 45-minütiges bis einstündiges Gespräch mit dem Management führen kann
  • 1-on-1s mit ein, zwei, drei weiteren Investoren auf der einen und dem Management auf der anderen Seite

Bei der Buchung der 1-on-1s muss man dem Veranstalter im Vorfeld erstmal mitteilen, zu welchen Zeiten man generell verfügbar ist. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die Terminvergabe etwas zu priorisieren. Man kann beispielsweise anzeigen, ob man selbst Shareholder ist, ob das Meeting im Vergleich eine erhöhte Priorität besitzt und welche “Kontaktstufe” man sich wünscht.

Abends finden darüber hinaus verschiedene Veranstaltungen bzw. Investorentreffen statt, zu denen man sich dazugesellen kann. Diese sind teilweise organisiert von der Deutschen Börse, dem Veranstalter des EKF, bzw. teilweise auch privat organisiert. Wie bei jeder größeren Zusammenkunft spielt – logisch – auch das Networking und der persönliche Austausch mit Gleichgesinnten eine wichtige Rolle.


Mehrwert des EKF in den ersten Besuchsjahren (2018-2021)

Ich denke, dass das Eigenkapitalforum und auch andere ähnliche Konzepte wie die angesprochene Münchener Kapitalmarktkonferenz (MKK) aus vielerlei Hinsicht lohnenswerte Veranstaltungen darstellen.

Als ich vor Jahren, ich glaube im Jahr 2018, also zwei Jahre vor der Corona-Pandemie, zum ersten Mal am Eigenkapitalforum teilgenommen habe, ging es für mich insbesondere darum, einen Überblick über die deutsche Small Cap-Landschaft zu erhalten und ein paar lokale und kleinere Unternehmen mit interessanten Geschäftsmodellen und Wachstumsaussichten zu identifizieren. Um das zu bewerkstelligen, habe ich mir einfach mehr oder weniger wahllos alle möglichen Vorträge angehört… so viel eben, wie ich mental verarbeiten konnte.

Herausgekommen sind damals tatsächlich auch einige Investments (z.B. Aves One, Wallstreet Online und flatex), sodass ich das EKF des Folgejahres und auch die ersten beiden digitalen bzw. hybriden Version in den Jahren 2020 und 2021 neben dem Kennenlernen neuer Unternehmen auch dazu genutzt habe, um ein Update zur Weiterentwicklung meiner Investments zu erhalten… das alles aber nach wie vor außerhalb der 1-on-1s.


Eigenkapitalforum 2023 und 2024

Im Jahr 2022, als das Eigenkapitalforum zum ersten Mal nach Corona wieder als rein physische Veranstaltung stattfinden konnte, musste ich aufgrund eines privaten Termins meine Teilnahme am EKF leider absagen.

Heißt also, dass ich im Jahr 2023 zum ersten Mal seit 2020 wieder in persona in Frankfurt vor Ort gewesen bin… und zwar die gesamten drei Tage. Eine weitere Neuerung in 2023 (im Vergleich zu meinen bisherigen Teilnahmen): Ich habe zum ersten Mal auch an einzelnen (also wenigen) 1-on-1-Meetings teilgenommen und mir nicht ausschließlich nur die offenen Vorträge angeschaut.

Nichts desto trotz hatte ich allerdings im November 2023 das Gefühl, dass die bisherige Herangehensweise (also das EKF größtenteils ohne 1-on-1s zu absolvieren) nicht mehr so richtig passt… einfach weil gefühlt nur wenig Neues mit dabei war und weil die Vorträge im Grunde immer bei Null anfangen.

Wenn ich mir im Vergleich dazu z.B. bei Quartr einmal ein paar Sessions von US-amerikanischen Konferenzen anhöre (z.B. von der Morgan Stanley Global Consumer & Retail Conference oder der USB Global Media & Communications Conference oder so), dann gehen diese durch das etwas andere Format in vielen Fällen inhaltlich viel tiefer, setzen gleichzeitig aber gewisse Vorkenntnisse zum Unternehmen voraus (das Format sieht meistens so aus, dass ein Research Analyst den CEO 30 Minuten lang mit Fragen zu den aktuellen Herausforderungen des Unternehmens und zur Strategie löchert).

Strategie Going Forward: 1-on-1s, “Lernplan”, Netzwerken

Ich habe mir also in der Rückschau auf das EKF 2023 vor allem die Frage gestellt, wie ich in Zukunft wieder mehr aus dieser eigentlich ja tollen Veranstaltung herausziehen kann.

Und auch wenn die Antwort aus meiner Sicht relativ banal ausgefallen ist, möchte ich sie hier kurz teilen: Erstens mehr 1-on-1s und weniger offene Vorträge besuchen… was allerdings eine gewisse Vorbereitung erfordert und an bestimmte Voraussetzungen geknüpft ist. Zweitens: Mit einem konkreten “Lernplan” zum EKF fahren. Und schließlich drittens: Mehr Netzwerken und die Stimmungslage anderer Investoren einfangen (was mir als eher introvertiertem Menschen ja traditionell nicht immer ganz so leicht fällt).


Das Beste aus den 1-on-1s herausholen

Zu den 1-on-1s: Ich denke generell, dass man nicht unvorbereitet in ein solches Privatgespräch reingehen und sich deshalb im Vorfeld intensiv mit dem Unternehmen, dem Geschäftsmodell und auch seinem Gesprächspartner gegenüber auseinandersetzen sollte. Das wäre Punkt Nr. 1. Durch diesen Anspruch ergibt sich denke ich bereits eine natürliche obere Grenze für die Anzahl an 1-on-1s, die man in einem Jahr besuchen kann bzw. sollte.

Als weiteres Entscheidungskriterium ist denke ich auch relevant, in welchem Setting das Gespräch stattfindet (echtes 1-on-1 versus z.B. 3-on-1). Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass ein Gespräch mit mehreren Teilnehmern auf der Investorenseite je nach Persönlichkeit der Teilnehmer auch in einem Fight um “Airtime” ausarten kann.

Auf der einen Seite nimmt es einem natürlich etwas den Druck, wenn noch ein, zwei weitere potenzielle Fragesteller im Raum sind, die den Gesprächsfaden ggf. aufnehmen können, wenn einem mal die Fragen ausgehen.

Auf der anderen Seite allerdings kann man nie wissen, welche Fragen andere Investoren so umtreiben und mit wie viel Ehrgeiz diese die Abarbeitung ihrer Fragenliste verfolgen. Naturgemäß nehmen z.B. auch viele professionelle Analysten an den Meetings teil, die noch Input für ihr Finanzmodell oder den nächsten Analystenbericht benötigen (und daher eine etwas andere Interessenslage haben, als man selbst).

Im schlechtesten Fall könnte es einem als “Introvert” also passieren, dass man nur mit viel Mühe überhaupt dazu kommt, die ein oder andere Frage zu platzieren… uns muss also bewusst sein, dass der Erfolg der 1-on-1s auch von einigen externen Faktoren abhängt.


Die psychologische Komponente der 1-on-1s

Ich denke das ganze Thema 1-on-1s hat darüber hinaus auch noch eine psychologische Komponente. Irgendwie fühlt man sich als Außenstehender nie ausreichend gut vorbereitet für das intensive Gespräch mit einem Insider… oder mit anderen Worten: Man hat Sorge, dass man im Grunde genommen nur dumme Fragen stellt, die den Gegenüber langweilen oder einen im Vergleich zu den anderen Teilnehmern in ein schlechtes Licht rücken bzw. dazu führen, dass man nicht ernst genommen wird.

Die Angst ist allerdings auf Basis meiner bisherigen persönlichen Erfahrungen mit 1-on-1s (und auch generell) größtenteils unbegründet. Meistens ist es aus meiner Sicht tatsächlich eher so, dass viele Menschen (die es meist auch nicht besser wissen… eher im Gegenteil) sich gar nicht trauen, auch vermeintlich einfache Fragen zu stellen…

… und die Befragten auf der anderen Seite sind in der Regel sehr gerne dazu bereit, uns ihr Geschäft mehr oder weniger von Grund auf zu erklären. Darüber hinaus sollte eine saubere Vorbereitung auf das Interview den Rest erledigen.


Eigener “Lernplan” fürs EKF

Was meine ich konkret mit Erstellung eines “Lernplans” für das EKF? Ich versuche einmal, euch das an einem einfachen Beispiel zu illustrieren.

Aktuell befindet sich die Halbleiterbranche in einem bereits länger anhaltenden zyklischen Tief. Dieses Tief resultiert insbesondere aus einer schwachen Nachfrage auf der Endkundenseite – siehe Automobil – sowie hohen Lagerbeständen entlang der Wertschöpfungskette. Allerdings sieht man an verschiedenen Stellen auch substantielles Wachstum, z.B. bei Servern (Stichwort AI). Im Grunde genommen warten alle Marktteilnehmer aktuell bereits auf den nächsten Boom.

Es liegt also nahe, sich mit der Halbleiterindustrie einmal etwas näher zu beschäftigen und den Markt etc. besser zu verstehen. Ich habe mich in den vergangenen Monaten ja bereits etwas intensiver mit der Branche auseinandergesetzt. Unter anderem habe ich Chip War gelesen, die Wertschöpfungskette der Halbleiterindustrie analysiert sowie auch verschiedene Earnings Calls und Konferenzmitschnitte angehört (u.a. von TI, Intel, Infineon, Global Foundries).

Was läge also näher, auch beim Eigenkapitalforum den Fokus auf die Halbleiterthemen zu legen und die Antworten auf einige ganz konkrete Fragen im persönlichen Gespräch und aus erster Hand zu erfahren?

Tatsächlich sind beim EKF regelmäßig auch ein paar gelistete Firmen aus der Halbleiterbranche vertreten (Infineon bisher allerdings leider nicht):

  • Aixtron – ein Anlagenbauer mit Fokus auf Abscheidungsanlagen (Deposition Systems) insbesondere für die Herstellung von Leistungshalbleitern und Optoelektronik
  • Siltronic – ein Hersteller von Wafern aus Silizium und anderen Materialien, also dem wesentlichen Vormaterial der Chiphersteller
  • Elmos Semiconductor – ein Chiphersteller (zukünftig nur noch Chipdesigner) mit Fokus auf die Automobilindustrie

Ein Aspekt meines “Lernplans” sah also vor, neue Erkenntnisse zum Thema Halbleiter zu erlangen. Dafür habe ich dann sowohl die relevanten Vorträge besucht, als auch mich für die relevanten 1-on-1s angemeldet (was jedenfalls in ca. 50% der Fälle auch zu einem Termin geführt hat).

Darüber hinaus habe ich mich mit verschiedenen Investoren über das Thema ausgetauscht und tatsächlich auch einige mit (sehr) relevanter Expertise sprechen können.

Ich denke ihr versteht den Ansatz! 🙂


Mehr Netzwerken

Mein dritter wesentlicher Punkt: Vor lauter Vorträgen und Firmenpräsentationen sollten wir das Netzwerken nicht vergessen (und ich sage das als jemand, der tendenziell eher zu wenig in diese Richtung unternimmt und sich stattdessen vielleicht etwas zu intensiv in die Vorträge stürzt.)

Schlussendlich muss man festhalten: Beim EKF kommen regelmäßig die am besten informierten deutschen Small Cap-Investoren zusammen… für sich genommen also bereits ein größer Pool an Erkenntnissen und Insights.

Mir das vor Augen führend denke ich nicht, dass ich die Vorteile der EKF-Community bisher in bestmöglicher Form genutzt habe. Dies möchte ich zukünftig also ganz explizit auch ändern.


Take Aways Eigenkapitalforum 2018-2024

Das jährlich im November in Frankfurt stattfindende Deutsche Eigenkapitalforum ist eine der besten Gelegenheiten, um sich einen Überblick über die deutsche Small Cap-Landschaft zu verschaffen.

Wer das EKF zum ersten Mal besucht, wird sicherlich genug mit den ganzen Vorträgen zu tun haben… und wer bereits für längere Zeit in Frankfurt zu Gast ist, wird die 1-on-1s sowie die Möglichkeiten zum Netzwerken sehr schätzen.

So oder so findet auf dem EKF denke ich jeder an Small Caps interessierte Investor eine sinnvolle Beschäftigung. 🙂

Habt ihr Meinungen zum Thema… also wie das beste aus dem EFK herausholen? Würd mich über weitere Anregungen freuen.

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