Inzwischen habe ich ja schon einige Beiträge über das automatisierte Importieren von Aktienkursen und anderen Finanzdaten nach Microsoft Excel oder Google Sheets geschrieben (siehe z.B. meine Artikel zum Download von Finanzdaten von Yahoo Finance oder Google Finance). Wie viele von euch aber bestimmt bereits gemerkt haben, ändern die Betreiber der Finanzseiten ihre APIs oder Download URLs auch schonmal, sodass wir im schlimmsten Fall unser Makro regelmäßig aktualisieren oder neu programmieren müssen (wenn es denn überhaupt noch funktioniert). Da wir ja aber eigentlich hauptberuflich Investoren sind und uns nicht primär damit beschäftigen möchten, wie wir unsere Unternehmensdaten nach Excel kriegen, habe ich mich einmal auf die Suche nach einem (semi-)professionellen Tool begeben, das diese Aufgaben für uns erledigen kann. Bei MarketXLS, einem einfachen aber effektiven Excel Add-In, bin ich schließlich fündig geworden (und inzwischen auch Abonnent des Services).
In diesem Artikel findet ihr einen kurzen Review dieses Tools inkl. der Funktionalität, der Preisgestaltung und des Datenumfangs.
Warum ein professionelles Tool?
Zunächst aber möchte ich nochmal kurz der hier wesentlichsten Frage nachgehen: Warum eigentlich ein professionelles Tool?
Wie schon gesagt: Auch wenn wir mit selbst programmierten Makros oder Webabfragen schon enorm viel Zeit gegenüber der manuellen Eingabe unserer Daten sparen können. So richtig effizient sind unsere Self-Made Lösungen doch in den seltensten Fällen.
Unter anderem können uns damit die folgenden Dinge passieren (und sie passieren!):
- die APIs können sich ändern oder sogar ganz abgeschaltet werden (siehe Yahoo Finance im Mai 2017)
- die Download URLs können sich ändern, sodass unsere Funktionen nicht mehr nutzbar sind
- bei größeren Datenmengen kann der Download nach Excel recht langsam werden
- Daten aus verschiedenen Quellen (Echtzeitdaten von Yahoo, Financials direkt von der SEC oder von Gurufocus etc.) lassen sich nicht einfach kombinieren
- etc. etc.
All dies kann dann dazu führen, dass wir unsere Makros bzw. Formeln – in manchen Fällen sogar unsere gesamten Bewertungstools – in unregelmäßigen Abständen ändern bzw. ggf. sogar ganz neu aufsetzen und programmieren müssen.
Gleichzeitig sind wir aber keine professionellen Programmierer (jedenfalls nicht die meisten von uns – mich eingeschlossen) und haben im Zweifel nicht die Zeit oder die Muße, uns regelmäßig mit diesen Themen zu beschäftigen.
Im Gegenteil. Eigentlich sind wir Investoren und möchten gerne unterbewertete Unternehmen finden und analysieren und darauf basierend profitable Investitionen tätigen. Auf unserer Suche nach den besten Tools kann das aber schonmal etwas in den Hintergrund geraten.
Hier kommt nun MarketXLS ins Spiel.
MarketXLS hier testen: MarketXLS: Financial Tools for Investors
Was ist MarketXLS?
MarketXLS ist ein Excel Add-In, dass es uns ermöglicht, eine ganze Reihe an Finanzdaten direkt und ohne großen Aufwand in unser Excel zu ziehen.
Hier seht ihr einmal die Toolbar des Add-Ins:
Über diese Toolbar lassen sich bereits viele Daten analysieren und verschiedene Screens auswählen. Das charmanteste Feature ist aus meiner Sicht allerdings die Einbettung des MarketXLS Add-Ins in die Funktionenwelt von Excel.
Das heißt genauer gesagt: Wir können die Daten über viele speziell definierte Excel-Funktionen in jede beliebige Zelle in unserem Bewertungsmodell oder in unseren Screener einbauen.
Das ist auch der wesentliche Grund, warum ich mir ein Excel Add-In bzw. eine Excel-Lösung angesehen habe. Ich glaube, dass wir als Value Investoren immer die Flexibilität benötigen werden, die Daten so zu analysieren, wie wir es für richtig halten. Und im Zweifel weicht unsere Lösung von allen marktgängigen Lösungen mehr oder weniger stark ab.
Funktionen
Insgesamt stellt MarketXLS Excel-Funktionen aus den folgenden Bereichen zur Verfügung:
- Historische Fundamentaldaten bzw. Financials (aktuell nur für US-Aktien und nur in der Pro-Version, also der teuersten Version für 270 USD pro Jahr!) – ca. 100 Funktionen
- Echtzeitdaten (Closing Price, Bid, Ask etc., also im Wesentlichen die Yahoo Finance Daten) – ca. 140 Funktionen
- Währungen – ca. 10 Funktionen
- ETFs – ca. 10 Funktionen
- Optionen – ca. 10 Funktionen
- Aktienfonds – ca. 10 Funktionen
Diese Funktionen brauchen wir uns natürlich nicht alle zu merken, sondern können sie ganz einfach über die bekannte “Formel einfügen” Schaltfläche in Excel finden:
Eine komplette Liste der Funktionen könnt ihr euch hier ansehen: Aktuelle Liste der MarketXLS Funktionen.
Von der Funktionsweise her gehen wir einfach so vor, als würden wir eine normale Excel Funktion nutzen: Wollen wir beispielsweise den EBIT für Microsoft in eine bestimmte Zelle ziehen, dann nutzen wir einfach die Funktion
hf_Earning_before_Interest_and_Taxes_EBIT(Ticker, Year, Quarter, TTM)
Das Fenster “Funktionsargumente” kann uns dabei helfen, die richtigen Inputs bzw. Argumente für die jeweilige Funktion zu wählen.
Installation
Über die Installation brauche ich glaub ich nicht viele Worte verlieren. Wie bei den meisten Excel Add-Ins ist die Installation denkbar einfach:
- msi-Datei von der MarketXLS Webseite runterladen
- Installieren
- Excel öffnen, in der MarketXLS Toolbar auf “Settings/Help” gehen und den Lizenzschlüssel eingeben
Und fertig. Den Lizenzschlüssel erhalten wir nach erfolgreicher Anmeldung über die MarketXLS Webseite (dafür reicht erstmal auch der 14-Tage Testzugang).
Über Updates informiert und MarketXLS regelmäßig. Wir führen dann einfach die neue .msi-Datei aus und schon ist das Update installiert.
Umfang und Aktienuniversum in MarketXLS
Neben den Standard-Infos, also Kursdaten, wesentlichen Kennzahlen etc., die wir bereits aus anderen, frei verfügbaren Screenern kennen (also z.B. Earnings per Share, KGV etc.), beinhaltet MarketXLS einige weitere, speziell für uns Value Investoren bzw. DIY Investoren sehr nützliche Features bzw. Daten.
Aus meiner Sicht sind natürlich vor allem die Screening-Optionen sowie die Fundamentaldaten interessant – deshalb dazu auch später mehr. Es gibt darüber hinaus weitere Features zur technischen Analyse, zum Portfoliomanagement sowie zur grafischen Analyse bzw. Darstellung von Kursentwicklungen etc., die ich bis dato noch nicht genauer untersucht habe.
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann zieht MarketXLS die Daten übrigens aus verschiedenen Quellen, unter anderem auch wieder von Yahoo Finance (vermutlich aber über die professionelle API).
Da das Produkt wie die meisten anderen Tools aus diesem Bereich (z.B. Calcbench, Ycharts) aus den USA kommt, liegt der Fokus auch hier wieder auf US-Aktien (naja, mit Ausnahme der Werte im FTSE 100 – also dem englischen Leitindex). Bestimmte Daten wie Aktienkurse, 52-Wochen-Tiefstände etc. sind aber analog des Umfangs auf Yahoo Finance auch für deutsche Aktien verfügbar (habe einmal ein paar deutsche Ticker getestet).
Folgende Listen sind standardmäßig für den Aufbau unserer Screens hinterlegt, wir können weitere Ticker aber beliebig hinzufügen:
- Dow Jones Industrial Average
- NYSE Composite
- NASDAQ
- FTSE 100
- S&P 500
Screening und Financials
Was die Fundamentaldaten, also im Wesentlichen die Financials der Unternehmen, angeht, ist MarketXLS aus meiner Sicht schon recht weit.
Ich habe einmal alle aktuell in MarketXLS zur Verfügung stehenden Financials für Microsoft (Ticker MSFT) für die Jahre 2007 bis 2016 in eine Übersicht gezogen (der Übersichtlichkeit halber sind hier nur die Jahre 2014 bis 2016 dargestellt):
Wie wir sehen, ist bereits eine ganze Reihe an Financials als Funktion bei marketXLS hinterlegt. Vor allem die Gewinn- und Verlustrechnung ist schon recht vollständig. Die Granularität ist meiner Meinung nach in jedem Fall ausreichend, um das vorhandene Aktienuniversum (also i.W. US Aktien) auf beliebige Art und Weise zu screenen. Im Zusammenspiel mit den Echtzeitdaten können wir uns hier sowohl den Magic Formula Screen nachbauen, als auch unseren eigenen, speziell auf unsere Bedürfnisse zugeschnittenen Screen selbst erstellen.
Hier mal ein Beispiel für eine einfache Liste mit EBIT, Umsatz und EBIT-Marge für den S&P 500. Im Grunde genommen bräuchten wir nur noch den Enterprise Value (der auch in MarketXLS hinterlegt ist) zu ziehen und schon hätten wir unseren EV/EBIT Screen fertig.:
Bezüglich der Nutzung als Input für unsere Bewertungsmodelle komme ich zu zwei Ergebnissen.
Zunächst mal die gute Nachricht: Die Ergebnisse stimmen zu 95% mit den offiziell in den Geschäftsberichten veröffentlichten Informationen überein. Die wesentlichen GuV-, Bilanz- und Cash Flow-Daten werden schonmal richtig zugeschlüsselt. Wobei ich trotzdem sagen muss, dass eine direkte Verlinkung zu den originalen Filings hilfreich wäre. Oftmals sind es nämlich abweichende Bezeichnungen in den Financials, die dazu führen, dass bestimmte Posten in den Anbieter-Tools nicht richtig berücksichtigt werden.
Für eine detaillierte Analyse der Owner Earnings oder des Earnings Power Value (EPV) ist die Granularität aber aus meiner Sicht noch nicht hoch genug. Wie gesagt ist die GuV zwar recht vollständig. Die Bilanz und Cash Flow Rechnung aber aktuell noch recht rudimentär. Themen wie aktienbasierte Vergütung, Änderungen des Working Capital, CapEx für Akquisitionen, langfristige Investments und einige andere fehlen aus meiner Sicht noch, um eine vollautomatisierte Nutzung für die DIY Unternehmensbewertung zu ermöglichen.
Auf der anderen Seite glaube ich aber eigentlich aktuell nicht, dass eine solche Vollständigkeit ohne Fehler und zu einem günstigen Preis (also automatisiert) zur Verfügung gestellt werden kann.
Abo-Kosten
Für das Plugin und die zugehörigen Funktionen gibt es Stand Juli 2017 drei Optionen, wovon die teuerste 270 USD pro Jahr, also etwas mehr als 20 USD pro Monat kostet.
Quelle: marketXLs.com
Diese gibt uns Zugriff auf alle hinterlegten Funktionen und Daten.
Es gibt darüber hinaus eine 14-tägige Testversion, die es uns erlaubt, alle Funktionen einmal zu testen und auszuprobieren, was ich nur empfehlen kann.
20 EUR pro Monat sind im Vergleich – aus meiner Sicht jedenfalls – sehr wenig Geld für das, was wir durch das Add-In an Zusatznutzen erhalten. Zum Vergleich: andere Tools fangen bei einem Preis von 400 USD/Monat in der günstigsten Version erst an.
Oder was meint ihr?
Was noch?
Abschließend muss ich sagen, dass ich MarketXLS für bestimmte Anwendungszwecke (fast) uneingeschränkt empfehlen kann.
Die Nutzung ist denkbar einfach, die Daten nach meiner stichprobenartigen Überprüfung recht zuverlässig und der Preis (max. 20 EUR/Monat bei aktuellem Wechselkurs) aus meiner Sicht einfach unschlagbar – vor allem im Vergleich mit anderen vergleichbaren Tools (wobei ich natürlich welche übersehen haben könnte).
Auch deshalb habe ich mich dazu entschieden, das Tool hier als Affiliate vorzustellen (heißt ich bekomme eine kleine Provision für jedes über DIY Investor abgeschlossene Abo). Ihr könnt MarketXLS aber auch einfach einmal für 14 Tage selbst testen und dann entscheiden, ob es euch 20 EUR pro Monat wert ist.
Hier könnt ihr MarketXLS testen:
MarketXLS: Financial Tools for Investors
Falls nicht, lasst mich doch wissen, was euch daran nicht gefallen hat.
8 Kommentare zu „MarketXLS: Finanzdaten in Excel mit tollem Preis-Leistungsverhältnis“
Es ist eine sehr gute Idee das handwerkliche outsourcen. Wenn man ehrlich ist, verbbringt man sehr viel Zeit mit dem Stricken von Tools und dem gelegentlichen Anpassen. Auch wenn es Spaß macht führt das weg vom eigentlichen Ziel. Die analytischen Möglichkeiten sind wohl auf jeden Fall besser als z.B. bei FAST-Graphs (?). Der Preis ist verglichen mit dem ersparten Aufwand in Ordnung (nur deluxe).
Ich vermute als Haupquelle die SEC. Dann müssten alle Aktien, die an US Märkten notiert sind zugänglich sein, also auch DAX und EUROSTOX Werte (vgl. NASDAQ/NYSE Google Ticker), auch einige MDAX und SDAX Werte. Findet man sowas wie Copa Airlines (NYSE:CPA) und auch Fundamentaldaten dazu ?
Mal schauen, was man da noch rausfinden kann. Dafür gibt es ja die Testphase. Ich freue mich schon darauf eigene Screener zu bauen.
Vielen Dank für Deine Ausführungen
Hallo Axel,
vielen Dank für Deinen Artikel. Folgende konkrete Fragen habe ich:
1.) Wie geht Excel (konkret Excel 2010) bei Nutzung von marketXLS mit Hyperlinkwarnungen um. Das ist momentan mein persönliches Hauptproblem in der automatischen Berechnung von Kauf/Verkaufentscheidungen.
Die Hyperlinkwarnungen verhindern, dass ich der Reihe nach die historischen Schlusskurse von Aktien in meine Excelprogramme laden kann – dass heißt konkret, ich kann den Rechner nicht alleine rechnen lassen, sondern muss die Hyperlinkwarnung manuell bestätigen.
Sämtliche von Microsoft vorgeschlagenen Lösungen haben mir nicht weitergeholfen 🙁
2.) Wann stehen die Schlusskurse zur Verfügung: das ist sozusagen mein zweites Problem. Die Schlusskurse werden bei den kostenfreien Schnittstellen teilweise erst um 24.00 Uhr zur Verfügung gestellt. Was ich brauchen würde, wäre z.B. um 17.45 alle Schlusskurse der Aktien von DAX, SDAX, MDAX usw. sowie die Schlusskurse der Aktienindices.
Hallo Bernd,
diese Fragen kann ich dir leider ad hoc nicht beantworten. Ich würde vorschlagen, dass du MarketXLS einfach mal für 14 Tage kostenlos testest bzw. in die MarketXLS Dokumentation schaust. Istz glaub ich am einfachsten.
Viele Grüße,
Axel
Hallo,
wie kann ich die Testversion bekommen? Auf der Website ist leider kein Hinweis darauf.
Weißt du außerdem, ob die Lizenz monatlich zu zahlen und auch monatlich kündbar ist?
In dem dürftigen Bestellprozess steht konnte ich leider keine Antworten finden.
Vielen Dank und Gruß
Sebastian
Hallo Axel,
ist es noch Stand der Dinge, dass es eine Testversion gibt? Ich konnte auf der Website leider keine mehr finden.
Kannst du mir sagen, ob die Berechnung der Jahresgebühr einmalig und sofort erfolgt, oder ob diese monatlich abgebucht wird. Der Bestellprozess ist doch recht dürftig und leider mit wenig Informationen dahingehend.
Wenn ich richtig verstanden habe ist eine monatliche Kündigung möglich?!
Vielen Dank und Gruß
Sebastian
Hi Sebastian,
Es gibt eine 30-Tage Geld-Zurück-Garantie wenn ich es richtig weiß. Der Betrag wird bei mir auf Jahresbasis abgebucht. Zur monatlichen Kündigung kann ich nichts sagen… dazu fragst du am besten mal den Support.
Viele Grüße,
Axel
Hallo Axel,
wie sieht es mit der Abdeckung der historischen Fundamentals aus? Sprich wie viele Jahre zurück werden abgedeckt? Gibt es hier einen Unterschied zwischen US und Deutschland? Laut Support werden nur 5 Jahre rückwirkend abgedeckt. In deinem Microsoft Beispiel sind es aber mehr. Wie ist hier deine Erfahrung?
Gruß
Thomas
Hallo Thomas,
für die meisten US-Aktien habe ich auch 10 Jahre, für deutsche meistens 5. Habe eben nochmal MSFT und WDI.DE getestet und da ist es genau so. Kann sich aber natürlich je nach Company und Kennzahl etwas unterscheiden.
Viele Grüße,
Axel