Zinsdeckungsgrad (oder auch Zinsdeckung bzw. Schuldendienstquote): Maß dafür, wie oft ein Unternehmen mit seinem EBIT die Zinszahlungen auf seine Schulden decken kann.
Die Zinsdeckung entspricht dem Quotienten aus dem operativen Ergebnis (Ergebnis vor Zinsen und Steuern bzw. EBIT) und den Zinsaufwendungen:
Zinsdeckungsgrad = EBIT / Zinsaufwand = EBIT / Interest Payments
Im Wesentlichen misst die Zinsdeckung also, wie häufig das Unternehmen seine laufenden Zinszahlungen mit dem erwirtschafteten operativen Gewinn (EBIT) decken kann. Je höher also die Zinsdeckung bzw. das Interest Coverage, desto geringer das Risiko eines Zahlungsausfalls.
Allgemein gilt ein Zinsdeckungsgrad größer als 10 als sehr sicher, ein Zinsdeckungsgrad von unter 1,5 als sehr risikoreich (vgl. dazu auch das Buch Invest Like a Guru von Charlie Tian), wobei Investoren und Banken typischerweise bereits einen Zinsdeckungsgrad von 2,5 als Warnzeichen ansehen. Das gilt gerade vor dem Hintergund der aktuell sehr niedrigen Zinsen und der (noch) gut laufenden Konjunktur.
Steigende Zinsen und wirtschaftliche Abschwünge können die Zinsdeckung recht schnell negativ beeinflussen, wobei diese Effekte natürlich bestimmte Unternehmen stärker treffen als andere. So kann es z.B. sein, dass für einen Immobilienkonzern wie Vonovia, also ein Unternehmen mit sehr stabilen und gut prognostizierbaren Erträgen ein niedrigeres Interest Coverage Ratio als sicher gilt, als z.B. für ein stark vom Konjunkturzyklus abhängiges Unternehmen wie Daimler.
Die oben vorgestellten Grenzen für den Zinsdeckungsgrad (>10 = gut, <2,5 = Risiko) können nur als Anhaltspunkte gesehen werden, denn das tatsächliche Insolvenzrisiko hängt auch stark vom jeweiligen Geschäftsmodell des Unternehmens ab.
Äquivalent dazu kann ein zu hohes Interst Coverage Ratio auf eine unzureichende Nutzung von Fremdkapital hindeuten und dem entsprechend den Return auf das Eigenkapital schmälern.
In der Vergangenheit wurde der Zinsdeckungsgrad bzw. das Interest Coverage in vielen Kreditverträgen als Covenant verwendet. Heutzutage wird allerdings tendenziell eher die kombinierte Kennzahl Net Debt/EBITDA verwendet. Dies liegt im Wesentlichen darin begründet, das das Interest Coverage eben nur die Deckung der Zinszahlung, nicht aber die Rückführung des ausstehenden Kredites betrachtet.
Englische Bezeichnungen: Interest Coverage Ratio
Verwandte Begriffe
- Finanzrisiko
- Stabilitätskennzahlen
- Debt-to-Equity Ratio
- Debt-to-Assets Ratio
- Net Debt/EBITDA
- Covenant
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