Bei einem ETF bzw. Exchange Traded Fund handelt es sich um einen börsengehandelten so genannten Indexfonds, also einen Fonds, dessen Vermögen nicht aktiv gemanagt wird, sondern sich an einem Index orientiert. Dem entsprechend kann ein ETF in der Theorie sowohl einen Aktienindex, einen Rohstoffkorb oder auch einen Warenkorb aus verschiedenen anderen Assets nachbilden.
DIY Investor empfiehlt ETFs als Investment für Anleger, die nicht die Zeit oder das Interesse haben, sich aktiv mit ihren Investments zu beschäftigen.
Eigenschaften eines ETF
Ein ETF oder Indexfonds ist ein passive Anlageform und bildet per Definition einen Aktienindex, einen Rohstoffkorb oder einen Warenkorb aus verschiedenen anderen Assets nach. Für Investments in konkrete Rohstoffe wie Gold, Rohöl oder Aluminium gibt es die so genannten ETCs (Exchange Traded Commodities).
Ein in den Aktienmarkt investierender ETF kann verschiedene Strategien haben. Zum einen kann der ETF einen globalen Index wie den MSCI Global oder einen regionalen Index wie den DAX oder den S&P 500 nachbilden. Zum anderen sind aber auch spezifischere Anlagestrategien wie z.B. Wachstum oder Value möglich.
“Nachbilden” heißt übrigens konkret, dass sich ein Indexfonds bzw. ETF auf den DAX genauso entwickeln wird wie der DAX selbst (vor Berücksichtigung von Management Fees und Transaktionskosten selbstverständlich). Für den Anleger stellt das Investment in einen ETF in der Regel die einfachste und bequemste Alternative für ein Investment in den DAX dar.
ETFs werden wie gewöhnliche Aktienfonds ebenfalls von Fondsgesellschaften begeben. Diese stückelt das Fondsvermögen in viele kleine Anteile, die anschließend über die Börse an die Anleger verkauft und beliebig gehandelt werden können. Im Gegensatz zu Aktienfonds, für die nur einmal täglich ein Kurs festgelegt wird, können ETFs quasi in Echtzeit ge- und verkauft werden.
Die von den Investoren einbezahlten Gelder werden im Übrigen analog zu Aktienfonds als Sondervermögen behandelt und vom Vermögen der Kapitalanlagegesellschaft getrennt verwahrt. Im Falle einer Insolvenz hat die Kapitalanlagegesellschft (der Emittent des ETF) darauf also keinen Zugriff.
Physische versus synthetische ETFs
Es wird zwischen physischen und synthetisch replizierenden ETFs unterschieden. Während physische ETFs die Aktien eines Index in der exakt gleichen Gewichtung wie das Benchmark enthalten, funktionieren synthetische ETFs auf Basis von Swap-Geschäften mit Partnerbanken.
Physische ETFs
Grundsätzlich kann ein ETF die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index bzw. der zugrunde liegenden Assets nur nachbilden, wenn der Fonds diese (jedenfalls teilweise) auch besitzt. Ein solcher, physischer ETF auf den DAX investiert also dem entsprechend in alle 30 DAX-Werte… und zwar genau in der Zusammensetzung bzw. Gewichtung des DAX. Hat z.B. die Linde plc einen Anteil am Index von 8,6%, dann muss die Aktie auch im nachbildenden ETF eine entsprechende Gewichtung aufweisen.
Soll ein ETF einen größeren Index wie den MSCI Global mit seinen über 1.000 Werten replizieren, dann wird die Nachbildung natürlich ungleich anspruchsvoller. In einem solchen Fall greifen die ETF-Anbieter meist auf die so genannte Sampling Methode zurück. Der ETF investiert dann nur in diejenigen Index-Werte mit dem statistisch gesehen größten Einfluss auf die Performance.
Ändert sich außerdem die Zusammensetzung des Index (z.B. die Commerzbank verlässt den DAX, Wirecard wird neu in den DAX aufgenommen), dann muss der ETF diese Veränderung ebenfalls nachbilden. Die dabei entstehenden Transaktionskosten schmälern die Rendite des ETF und führen zu einer gewissen – jedoch kleinen – Abweichung im Vergleich zur tatsächlichen DAX-Performance (dem so genannten Tracking Error).
Synthetische ETFs
Synthetische ETFs basieren in der Regel auf einem Swap-Geschäft mit einer (oft zum gleichen Konzern gehörigen) Partnerbank.
Das Ganze funktioniert so: Die Bank zahlt dem Emittenten des ETF den Return des Index. Im Gegenzug zahlt der Emittent den Return eines quasi beliebigen Portfolios (Sicherheiten-Portfolio), welches zwar Aktien aus dem entsprechenden Index enthalten kann, aber nicht muss. Der Emittent des ETF erhält also immer die Rendite des Index, während die Bank den tatsächlichen Return des Sicherheiten-Portfolios erhält (welcher mal oberhalb und mal unterhalb des Index-Returns liegen kann).
Die Rendite wird dann – abzüglich Management Fees natürlich – an die Investoren weitergegeben. Hierin liegt auch das größte Risiko von synthetischen im Vergleich zu physischen ETFs: Geht die Partnerbank pleite, fallen die Zahlungen unter Umständen aus. In diesem Fall dient das Sicherheiten-Portfolio, welches meist zum Großteil aus Blue Chip Aktien besteht, als Sicherheit.
Ausschüttende versus thesaurierende ETFs
Eine weitere Einteilung von ETFs wird hinsichtlich des Umgangs mit Dividendenzahlungen vorgenommen. Diese können genauso wie bei Aktienfonds entweder einbehalten (d.h. thesauriert) oder ausgeschüttet werden.
Im ersteren Fall werden die Dividenden reinvestiert und der Wert der einzelnen Fondanteile (sozusagen der NAV) nimmt zu. Im letzteren Fall werden die Ausschüttungen in der Regel wieder in neue Fondsanteile investiert (d.h. es werden neue Anteile ausgegeben) oder aber direkt an die Anleger ausgeschüttet.
Laufende Kosten von Exchange Traded Funds
Die laufenden Kosten von ETFs – i.W. Management Fees – sind im Vergleich zu vielen Aktienfonds oft vernachlässigbar und liegen bei ca. 0,5 bis 1% der Investitionssumme jährlich. Dies liegt vor allem daran, dass ein ETF nicht aktiv gemanagt wird und dem entsprechend auch ohne Fondsmanager auskommt.
Darüber hinaus werden in der Regel auch keine Provisionen, Ausgabeaufschläge oder besondere Verwaltungsgebühren erhoben. Beim Erwerb des ETFs über die Börse (bzw. den Online-Broker) fallen lediglich die üblichen Ordergebühren an.
Sofern also der bereits angesprochene Tracking Error vernachlässigbar ist, sollte ein ETF immer nur ca. 0,5 bis 1% schlechter abschneiden als der Benchmark-Index. Bei einem typischen Aktienfonds summieren sich die Gebühren und Aufschläge im Jahr des Kaufs durchaus schonmal auf 5-7% des Investitionsvolumens.
Die Wahrscheinlichkeit eine zufriedenstellende Rendite zu erwirtschaften ist also mit einem ETF ungleich höher.
ETF-Sparplan
Aufgrund der niedrigen Kosten sowie auch der breiten Diversifikation eignet sich ein ETF bzw. Indexfonds hervorragend für den kontinuierlichen Vermögensaufbau mittels eines monatlichen Sparplans. Warren Buffett empfiehlt für diesen Zweck z.B. regelmäßig den Vanguard S&P 500 ETF. In der Regel können ETF-Sparpläne bereits ab einer monatlichen Sparrate von 25 bis 50 EUR abgeschlossen werden.
Inzwischen gibt es darüber hinaus bereits Angebote, die ab 50 EUR pro Monat eine noch breitere Streuung erlauben weil sie gleichzeitig in mehrere ETFs investieren. Auf der Webseite von Weltsparen beispielsweise kann ein Sparplan für ein Portfolio bestehend aus mehreren ETFs eingerichtet werden. Damit können Anleger global diversifiziert in bis zu 16.000 Einzeltitel investieren.
Fazit
Bei einem ETF handelt es sich um einen nicht aktiv gemanagten Fonds, der einen bestimmten Index nachbildet (daher auch der Name Indexfonds). Bei diesem Index kann es sich um einen globalen oder regionalen Aktienindex (wie den MSCI Global oder den DAX), einen Rohstoffindex oder aber auch einen Index bestehend aus anderen Wertpapieren (z.B. Anleihen) handeln. ETFs zeichnen sich deshalb in der Regel auch durch eine breite Risikostreuung bzw. Diversifikation aus (Stichwort Asset Allocation).
Da ein ETF nicht aktiv gemanagt wird, ist er von den laufenden Kosten her deutlich günstiger als ein aktiv gemanagter Aktienfonds. Unter anderem auch deshalb eignen sich ETFs gut für Anleger, die über einen längeren Zeitraum kontinuierlich (d.h. in Form eines Sparplans) kleinere Summen investieren möchten.
Weitere Ressourcen
- Gerd Kommer: Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs
- 5 Gründe, die gegen ein Investment in Aktienfonds sprechen
- Buffett: “Passiver Indexfonds schlägt langfristig alle Hedge Fonds”