The One Thing
Die überraschend einfache Wahrheit über außergewöhnlichen Erfolg
von Gary Keller
Herausgeber: John Murray / Redline
ISBN: 978-3868816815
Warum ihr The One Thing unbedingt lesen solltet
Es gibt ein Zitat, welches den Inhalt und den Sinn und Zweck von The One Thing widerspiegelt wie kein anderes (und deshalb nutzt Gary Keller es vermutlich auch direkt auf der ersten Seite des Buches):
If you chase two rabbits, you will not catch either one. – Russian Proverb
Wenn wir also zwei Kaninchen gleichzeitig jagen, dann werden wir am Ende keines von beiden fangen! So ähnlich läuft es ja auch im wahren Leben. Wir versuchen ständig, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen.
Und dabei bleiben solche Themen wie das Arbeiten an unserer eigenen Zukunft (sprich Investieren oder etwas eigenes aufbauen!) in vielen Fällen leider auf der Strecke.
Wollen wir also, dass es nicht nur bei Lippenbekenntnissen bleibt, dann müssen wir unsere Aufgaben entsprechend priorisieren (und zwar die richtigen Aufgaben) UND gleichzeitig dafür sorgen, dass wir sie auch umsetzen.
Genauso sieht es auch Gary Keller und liefert uns mit seinem Buch The One Thing die perfekte Anleitung für einen Weg zu außerordentlichem Erfolg (so der Untertitel des Buches). Natürlich geht es dabei nicht primär ums Investieren. Es geht eher um eine Anleitung, die uns dabei hilft, uns auf die für uns wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren… und gleichzeitig auch etwas zu erreichen.
Mehr zu den Inhalten von The One Thing
The One Thing ist ein Buch mit sehr gut aufeinander aufgebauten Inhalten.
Gary Keller fängt zunächst mit etwas Theorie an und erklärt uns anhand des Dominoeffektes, wie Erfolg sich über die Zeit immer weiter aufbaut. Ein kleiner Dominostein kann nämlich einen zweiten, bis zu 50% größeren Dominostein umstoßen, dieser wiederum einen noch größeren und so weiter. Infolge der geometrischen Progression wäre dann der 31. Stein bereits um einiges größer als der Mount Everest.
Quelle: The One Thing
Der Clou hier ist: “It’s one thing at a time”, also nur ein Dominostein bzw. eine Sache gleichzeitig.
Anschließend geht Keller im Detail auf einige typische Verhaltensweisen wie z.B. das Führen von To Do Listen bzw. das Multi-Tasking ein und räumt mit Mythen wie z.B. der Wirkung der Willenskraft auf unser Tun (“Du musst es nur wollen”) auf.
Im Folgenden möchte ich auf ein paar der aus meiner Sicht interessantesten Thesen, die Keller in The One Thing aufstellt, nochmal etwas detaillierter eingehen.
1. Erfolgreiches Jonglieren mit verschiedenen Aufgaben ist eine Illusion
Jeden Tag schießen uns bis zu 4.000 verschiedene Gedanken durch den Kopf. Da fällt es leicht zu verstehen, warum wir tendenziell versuchen, viele verschiedene Dinge auf einmal zu erledigen (so genanntes Multi-Tasking).
Allerdings ist das was wir tatsächlich machen kein Multi-Tasking, sondern eher ein “Sequential Tasking”. Das heißt wir machen eigentlich gar nichts parallel bzw. gleichzeitig, sondern wechseln nur in kurzen Abständen zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her. Jeder dieser Wechsel erzeugt Reibungsverluste in Form der Zeit die wir benötigen, um uns wieder in die jeweils andere Aufgabe hineinzuversetzen. Dies führt leider unweigerlich dazu, dass wir nicht besonders effektiv sind, wenn es um die Fertigstellung wichtiger Aufgaben geht (ich wurde z.B. gerade eben durch einen Telefonanruf unterbrochen und musste mir erst wieder den gesamten Absatz durchlesen, bevor ich diesen Satz vollenden konnte… auch nicht Best Practice).
Viel besser ist es laut Keller, wenn wir uns für einen ausreichend langen Zeitraum von der Außenwelt abschotten und auf eine Aufgabe – nämlich unsere wichtigste – konzentrieren (Maker Time versus Manager Time).
2. Eine wirkliche Work Life Balance ist schwer zu erreichen
Work Life Balance ist laut Keller ebenfalls eine Illusion. Wie bei der Redewendung “die goldene Mitte” spielt auch beim Thema Work Life Balance der Konsens zwischen zwei extremeren Positionen eine wichtige Rolle. Wenn es darum geht, Familie und Business bzw. Investments (alles für unser Leben immens wichtige Themen) unter einen Hut zu bringen, ist eine funktionierende Work Life Balance deshalb eher eine theoretische Option. Praktisch funktioniert das meistens nicht (oder nur sehr eingeschränkt).
Keller schlägt stattdessen vor, eher die Extreme auszunutzen. Vielleicht gibt es dann zwar einerseits hin und wieder Phasen, in denen das Familienleben zu kurz kommt (in denen wir dann aber tatsächlich mit anderen Themen signifikant weiterkommen). Auf der anderen Seite sollte es dann aber auch längere Phasen geben, in denen wir unser Familienleben und unsere Freizeit wirklich genießen können (allerdings will auch das natürlich gelernt sein).
3. Willenskraft, Energie und Disziplin sind endlich und helfen uns nicht
So etwas wie Willenskraft gibt es nicht, Energie ist endlich und ein “diszipliniertes” Leben ist nur schwer möglich. Das sind kurz gefasst ein paar weitere Kernaussagen von The One Thing.
Wenn das stimmt, dann sind unsere typischen Tagesabläufe nicht gerade hilfreich. Denn wenn wir uns regelmäßig die wirklich wichtigen Tätigkeiten für abends aufheben (“wenn der Trubel vorbei ist und wir uns richtig konzentrieren können”), ist das in den meisten Fällen nicht wirklich ideal:
- Wir haben keine Energie mehr und sind ausgelaugt von dem vielen Kleinkram, den wir über den Tag bereits erledigt haben (der uns aber nicht wirklich weiter gebracht hat)
- Wir haben ggf. gar keine Disziplin oder Willenskraft mehr, um uns z.B. nochmal an den Rechner zu setzen (und schauen dann lieber fern)
Stattdessen sollten wir die wichtigen Dinge in konzentrierter Form genau dann tun, wenn wir die meiste Energie haben (in meinem Fall wäre das z.B. das Analysieren von Unternehmen und das Schreiben am frühen Morgen). Das gleiche Thema findet ihr übrigens auch in Deep Work, einem anderen guten Buch zum Thema Produktivität, wieder.
Success is about doing the right thing, not about doing everything right.
Und weil wir auch nicht immer alles richtig machen müssen, sondern “nur” die wenigen wichtigen (und richtigen) Sachen erledigen müssen, benötigen wir auch nur ein paar wenige Routinen (“Habits”)… gerade genug, um uns dabei zu helfen, die Zeit für unser “One Thing” zu finden.
Im Buch beleuchtet Gary Keller diese ganzen Themen natürlich noch viel detaillierter und intensiver.
Der einfache Weg zur Produktivität
Bis hierher hat Keller sich der Frage gewidmet, warum wir nicht an mehreren Aufgaben gleichzeitig arbeiten sollten und wie wir außerdem unsere Effizienz steigern können. Die Stichworte sind hier Zeitersparnis, Energiehaushalt, Reibungsverluste etc. Im hinteren Teil von The One Thing geht Keller aber dann vor allem auf die Frage ein, woran wir denn eigentlich arbeiten sollten (also wie wir diese eine Aufgabe – The One Thing also – für uns finden können).
Im Kern des Ganzen geht es darum, dass wir uns regelmäßig die folgende Frage stellen:
What’s the ONE thing I can do such that by doing it everything else will be easier or unnecessary?
Es geht also darum, die eine Aufgabe zu finden, die alles Folgende entweder einfacher oder im Idealfall sogar komplett überflüssig macht.
Diese Frage können wir uns eigentlich in Bezug auf alle unsere Lebensbereiche stellen (und Keller tut das in The One Thing auch):
Quelle: The One Thing
Wichtig ist dabei, dass wir bzgl. der Frage zwei Dinge beachten:
- Wir sollten groß denken (“Wie kann ich meinem Umsatz verdoppeln?” versus “Wie kann ich meinen Umsatz um 5% erhöhen?”)
- Wir sollten die Frage sehr spezifisch stellen (“Wie kann ich meinen Umsatz innerhalb der nächsten 6 Monate verdoppeln?”)
In vielen Fällen gibt es natürlich eine Reihe an Aufgaben, die wir abarbeiten müssen, um unser Ziel zu erreichen (also z.B. um unseren Umsatz zu verdoppeln). Bei der Priorisierung kommt nun der Nebensatz der Hauptfrage ins Spiel: Welche der vielen Aufgaben ist also diejenige, die alle folgenden Aufgaben überflüssig macht oder mindestens erleichtert?
Keller gibt in The One Thing viele verschiedene Beispiele für Fragen und Antworten und es würde zu weit führen, hier spezifischer darauf einzugehen.
Fazit
Alles in allem kann ich euch das Buch nur wärmstens empfehlen. Ich selbst habe es ca. vor zwei Jahren zum ersten Mal gelesen und muss sagen, dass ich mich immernoch an einige der Routinen halte, die ich damals für mich entwickelt hatte (ein paar sind ehrlicherweise im Laufe der Zeit aber auch verloren gegangen).
Aktuell lese ich das Buch gerade nochmal, um die Inhalte wieder etwas aufzufrischen. Hin und wieder hilft es auch mal, ein Buch zu lesen, in dem es nicht um die Unternehmensbewertung oder so geht :-).
Ãœber den Autor
Heutzutage ist Gary Keller ein viel gefragter Coach und Speaker.
Sein Lehrkonzept:
Teaching people how to think the way they need to think so they can do what they need to do when they need to do it so they can get what they want when they want it.
Seine berufliche Laufbahn gestartet hat Keller allerdings im Immobiliensektor. Er ist der Co-Founder von Keller Williams Realty International, welche stellenweise die größte Immobilienfirma in den USA war.
Keller war der Ernst & Young Entrepreneur of the Year und stand im Finale des Entrepreneur of the Year Awards des Inc. Magazins.