Outsourcing: Beim Outsourcing handelt es sich um ein Konzept, bei dem ein Unternehmen bestimmte bisher durch eigene Mitarbeiter durchgeführte Arbeiten (z.B. Dienstleistungen, Produktionsprozesse etc.) an externe Dienstleister vergibt.
Das Outsourcing wurde gegen Ende der 1980er Jahre als strategisches Konzept entwickelt und hat in den 1990er Jahre eine breite Verwendung gefunden. Das Outsourcing ist der Logik nach eng mit dem Aufbau einer internen Shared Services Einheit (also einer Zentralisierung bestimmter Dienstleistungen innerhalb des Unternehmens) im Rahmen der Unternehmensstrategie (Corporate Strategy) verknüpft.
Oft geht es vor dem Hintergrund der Kosteneffizienz um die Verlagerung bestimmter Tätigkeiten in Niedriglohnländer. Viele Befürworter des Outsourcing sehen daher im Konzept eine Möglichkeit, die Ressourcen genau dort einzusetzen, wo sie am effektivsten sind.
Outsourcing Rationale
Outsourcing wird in der Regel von Unternehmen als Maßnahme im Rahmen von Kosten- oder Sparprogrammen eingesetzt. Als solches kann es eine breite Palette von Tätigkeiten betreffen… von der Kundenbetreuung über die Lohnbuchhaltung bis hin zur Fertigung.
Grundsätzlich gibt es zwei Ausprägungen des Outsourcing, die jeweils auf anderen Grundüberlegungen basieren:
- Die Auslagerung personalintensiver, aber aus strategischer Sicht nicht kritischer isolierter Prozesse (a) im Verwaltungsbereich und (b) in der Produktion
- Das Outsourcing von nicht zum Kerngeschäft gehöriger Produktionsschritten / Geschäftsteilen
Im ersten Fall kann die Entscheidung bzgl. der Auslagerung relativ stark anhand von Kostenüberlegungen getroffen werden. Im zweiten Fall spielen eher strategische Ãœberlegungen eine Rolle. Ein Beispiel: Bayer verkauft das Geschäft mit Basischemikalien – bzw. lagert es aus -, um sich auf die Pharma- und Landwirtschaftsgeschäfte fokussieren zu können. Die benötigten Basischemikalien müssen in Zukunft zugekauft werden… mit allen Chancen und Risiken, die sich daraus ergeben.
Wege der Kosteneinsparung
Schlussendlich geht es bei der Auslagerung von Tätigkeiten vor allem darum, eine bessere operative Marge zu erzielen, indem auf der Kostenseite optimiert wird.
Je nach Ausprägung gibt es verschiedene Wege, auf denen eine solche Kosteneinsparung erzielt werden kann:
- Niedrigere Personalkosten durch Verlagerung in ein Land mit niedrigerem Lohnniveau (z.B. Polen, Indien), ggf. teilweise kompensiert durch eine geringere Produktivität
- Personalkosteneinsparungen durch andere Tarifverträge, z.B. Logistik- versus Einzelhandelstarif
- Niedrigere Kosten durch Skaleneffekte, weil beispielsweise ein Wirtschaftsprüfer die Bedarfe vieler Unternehmen hinsichtlich Steuererklärungen etc. bündeln und Fixkosten für Mitarbeiter sowie Software auf eine größere Kundenbasis umlegen und deshalb die Dienstleitung billiger anbieten kann. Hinzu kommt eine höhere Spezialisierung bzw. Expertise auf dem jeweiligen Themengebiet
Der letzte Punkt trifft dabei auch auf die Auslagerung (bzw. den Verkauf) ganzer als nicht strategisch angesehener Geschäftsteile zu. Um beim Beispiel der Chemie zu bleiben: Konsolidiert ein Player größere Teile der (bisher unter Umständen unprofitablen) Produktion von Basischemikalien unter seinem Dach, kann er sein Netzwerk optimieren und Skaleneffekte nutzen. Er erhöht damit seine Wettbewerbsfähigkeit und kann seine Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten.
Outsourcing isolierter Geschäftsprozesse
In seiner ersten Ausbaustufe kann sich das Outsourcing auf die externe Vergabe personalintensiver, aber im Sinne der Kernkompetenzen des Unternehmens nicht kritischer Prozesse beziehen.
Auf dieser Ebene kann grob zwischen produktionsnahen Aufgaben und Verwaltungsaufgaben unterschieden werden. Tatsächlich ist auch die Auslagerung bestimmter Tätigkeiten in der Produktion nicht unüblich.
Beispiele für eine Auslagerung von Aufgaben in der Verwaltung können sein:
- IT Helpdesk: Die Auslagerung des IT Helpdesk, z.B. an Microsoft oder HP
- IT Infrastruktur: Verlagerung von Daten in die Cloud und / oder Management der IT-Infrastruktur durch einen externen Anbieter. Dies beinhaltet oft auch Programmierungsleistungen (ein Anbieter hierfür ist z.B. Accenture)
- Kundenbetreuung / Call-Center: Die Übernahme von Telefonservices bzw. Call-Center-Tätigkeiten (z.B. an einen Dienst wie Büroservice24)
- Lohnbuchhaltung: Die Auslagerung der Lohnbuchhaltung inklusive der Meldungen an Krankenversicherung etc.
- Steuerberatung: Das Thema Steuererklärung kann bei Bedarf quasi komplett an externe Anbieter ausgelagert werden (z.B. an eine der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wie KPMG oder PWC)
Im Produktionsbereich werden unter anderem folgende Prozesse bzw. Aufgaben regelmäßig ausgelagert:
- Anlagenwartung: Hierbei geht es um Instandhaltungsdienstleistungen
- Logistikdienstleistungen: Z.B. die Abwicklung interner Werksverkehre, d.h. der Transport von Zwischenprodukten von einer Produktionsstufe zur nächsten, oder Lagerhaltung
- Lohnfertigung: Auslagerung bestimmter Prozessschritte in der Wertschöpfungskette an einen externen Dritten
Bei der Durchsicht der dargestellten Optionen fällt auf, dass nur ein Teil der Aufgaben tatsächlich für eine Auslagerung in ein Niedriglohnland in Frage kommt, z.B. aufgrund sprachlicher Anforderungen, sehr spezifischer Expertise (z.B. über das deutsche Steuerrecht) oder lokaler Anforderungen. Aus diesem Grund werden auch die Themen Skaleneffekte und Effizienzgewinne sowie andere Tarifverträge bzw. Gehaltsstrukturen auf Seiten des Anbieters eine große Rolle spielen.
Die Desintegration der Wertschöpfungskette
Natürlich kann eine Auslagerung auch für “kritischere” Prozesse in Frage kommen. Führt man den Outsourcing-Gedanken nämlich weiter, landet man schnell bei der Auslagerung bestimmter Produktionsprozesse und bei der Frage nach den Kernkompetenzen des Unternehmens.
Im extremen Fall können solche Fokussierungen auf das Kerngeschäft zu einer kompletten Auflösung historischer Wertschöpfungsketten führen.
Ein gutes Beispiel für diese sogenannte Desintegration der Wertschöpfungskette über die Zeit bietet die Computerbranche (hier ein Bild aus dem Buch von Andrew Grove, dem Gründer von Intel, aus dem Jahr 1994):
In den 1980er Jahren waren die PC-Hersteller entlang der Wertschöpfungskette noch komplett vertikal integriert. Bis in die 1990er Jahre hat sich das Bild dann fast komplett gedreht, was im Wesentlichen mit der Fokussierung der einzelnen Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen zu tun hat.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt konnte Intel die Computerchips aufgrund seiner Größe viel schneller entwickeln und auch viel günstiger anbieten, als es die PC-Hersteller konnten, die ihre Chips noch “inhouse” produzierten.
Die Kehrseite der Medaille: Es kann natürlich auch vorkommen, dass die Marktmacht eines durch das Outsourcing neu entstandenen Anbieters so groß wird, dass dieser die Preise quasi vorgeben kann.
Auch hierfür ist Intel ein gutes Beispiel. Oder auch die großen Anbieter von Eisenerz wie z.B. Vale. Diese haben heute eine enorme Marktmacht (i.W. dominieren drei Unternehmen den weltweiten Seaborne Markt), sind aber Anfang der 2000er überhaupt erst in der Größe entstanden, weil die Stahlhersteller keine eigenen Minen mehr betrieben wollten (oder es aufgrund des Kostendrucks nicht konnen).
Zusammenfassung
Das Konzept des Outsourcing wird von vielen Unternehmen genutzt, um die operativen Kosten zu senken (insbesondere die Personalkosten) und die Marge zu verbessern.
Neben der Auslagerung isolierter und relativ unkritischer Aufgaben und Tätigkeiten (z.B. IT-Helpdesk, Call Center) kann das Outsourcing auch ganze Unternehmensteile betreffen… solche nämlich, die vom Management nicht als Kernaktivitäten wahrgenommen werden.
Dem entsprechend kann das Outsourcing auch mit dem Verlust von Kompetenzen einhergehen und unter Umständen sogar zu höheren Kosten führen (nämlich dann, wenn beispielsweise die Marktmacht des neuen Zulieferers durch weitere Zukäufe zu groß wird.