Ertragskraft (oder Earnings Power): Der nachhaltig mögliche Gewinn eines Unternehmens im aktuellen Setup, d.h. ohne die Berücksichtigung von Wachstumsinvestitionen.
Die Ertragskraft wird von vielen Value Investoren verwendet, um den intrinsischen Wert des Unternehmens in einem stabilen Zustand ohne Wachstumsoptionen zu bestimmen. In einem solchen Zustand bzw. einem solchen (fiktiven) Szenario wird das Unternehmen aufhören in Wachstum zu investieren und den CapEx damit auf den Instandhaltungs-CapEx (Maintenance CapEx) reduzieren. Gleichzeitig wird der freie Cash Flow ansteigen und mehr Kapital in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückgeführt.
Die Ertragskraft spiegelt also kurz gesagt die Fähigkeit eines Unternehmens wider, regelmäßig Gewinne zu erwirtschaften und zwar unter der Annahme, dass das aktuelle Setup (Produktionsanlagen, Vertriebsmannschaft etc.) beibehalten wird, d.h. keine Investitionen in weiteres Wachstum stattfinden.
Damit ist die Ertragskraft (bzw. die Earnings Power) konzeptionell identisch zu Warren Buffett’s Owner Earnings. Wesentlicher Unterschied zwischen beiden Konzepten: Die Ertragskraft bezieht sich auf das gesamte Unternehmen und adressiert alle Kapitalgeber (Ausgangspunkt der Berechnung ist der nachsteuerliche EBIT), während die Owner Earnings eine Eigenkapital-Perspektive einnehmen (Ausgangspunkt der Berechnung ist der Nettogewinn).
Englische Bezeichnung: Earnings Power
Verwandte Begriffe
- Bewertungsverfahren
- Owner Earnings
- Earnings Power Value (EPV)
- Ewige Rente
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