Wenn wir in Aktien investieren, dann brauchen wir eine Möglichkeit, den Return bzw. die Rendite unserer Investments zu bestimmen. Natürlich können wir z.B. auf der Webseite unseres Onlinebrokers (comdirect etc.) immer sehen, welche Werte wir gerade im Portfolio haben und was unser gesamter Gewinn bzw. Verlust bei jedem einzelnen Wert beträgt. Einen guten Überblick über unseren tatsächlichen Return erhalten wir allerdings damit nicht. Deshalb haben wir ein simples Tool in Goolge Sheets bzw. Excel entwickelt, das uns dabei hilft, alle unsere Transaktionen und Cash Flows sowie auch den Return genau nachzuverfolgen.
Was du in diesem Artikel lernst
- Welche Aussagen wir von einem Portfolio Analyse Tool erwarten
- Warum wir ein vernünftiges Analyse Tool brauchen
- Warum die Depotübersicht unseres Onlinebrokers nicht aussagekräftig genug ist
Welche Aussagen wir von einem Portfolio Analyse Tool erwarten
Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, ist diejenige nach den Informationen, die wir über unsere Aktien bzw. unser Depot benötigen. Im Wesentlichen brauchen wir ein Analysetool, mit dem wir
- den Erfolg bzw. die Performance unserer Investitionen überprüfen können
- nachverfolgen können, welchen Zielkurs, fairen Wert etc. wir ursprünglich für jeden Einzelwert zu Grunde gelegt hatten bzw. worauf unsere Kauf- / Verkaufsentscheidungen basierten
- die Zusammensetzung unseres Depots nachverfolgen können, um zu sehen, inwieweit wir uns noch im Rahmen unserer Gesamtstrategie bewegen
Messung des Erfolgs bzw. des Returns
Für die Ermittlung der Performance benötigen wir ein Tool, welches uns die Rendite in einer vergleichbaren Form ausgibt und das alle Bestandteile der Rendite berücksichtigt. Im Grunde genommen interessieren uns zwei Arten von Returns:
- Der Return jedes Einzelwertes in unserem Depot, um vernünftige Kauf- und Verkaufsentscheidungen treffen zu können
- Der Return bzw. die Rendite unseres Gesamtdepots, um einen Vergleich mit externen Benchmarks, z.B. der Performance des DAX oder der von Warren Buffett’s Berkshire Hathaway, oder anderen Anlageklassen, z.B. Immobilien, zu ermöglichen
Nachverfolgen unserer Kaufkriterien etc.
Typischerweise haben wir uns ein paar Gedanken gemacht, bevor wir in eine Aktie investieren. Idealerweise haben wir sogar eine etwas fundiertere Analyse durchgeführt, mit der wir Einstiegskurs, fairen Wert etc. der Aktie ermittelt haben. Hierfür haben wir oft separate Modelle bzw. Tools, die wir nutzen.
Oft wäre es aber hilfreich, wenn wir genau diese Kriterien direkt in der gleichen Übersicht sehen würden, in der wir die aktuelle Portfolioentwicklung sehen. Dann könnten wir direkt auch ableiten, ob wir uns eine Aktie nochmal genauer ansehen sollten, z.B. weil sie den von uns damals festgelegten fairen Wert erreicht hat.
Nachverfolgen unserer Depotzusammensetzung
Unsere Entscheidungen in bestimmte Aktien zu investieren hängen in vielen Fällen nicht davon ab, welche übergeordnete Strategie wir für unser Depot verfolgen. Und selbst wenn, kann es durch Preisänderungen über Zeit zu mehr oder weniger starken Verschiebungen im Depot kommen. Es könnte z.B. sein, dass auf einmal stark zyklische Werte einen großen Teil unseres Portfolios ausmachen, einfach weil diese Werte in letzter Zeit gut gelaufen sind. Ein Portfolio Analyse Tool sollte diese Information bereit stellen, sodass wir schnell korrigieren können.
Warum wir ein vernünftiges Portfolio Analyse Tool brauchen
Aus meiner Erfahrung hängt Erfolg in vielen Bereichen des Lebens, vor allem aber auch beim Investieren, davon ab, den Erfolg messbar zu machen und mit unseren Entscheidungen zu verknüpfen. Es gibt mit Sicherheit viele Menschen (vielleicht sogar der Großteil), die jahrelang in Aktien oder auch Immobilien investieren, ohne überhaupt genau zu wissen, ob sie damit positive Erträge erzielen. Ich gehörte zugegebenermaßen auch recht lange dieser Gruppe an.
Wir entwickeln dann schnell dieses gefährliche Halbwissen, z.B. die Erinnerung an eine erfolgreiche Transaktion, bei der wir 100% Gewinn gemacht haben, während wie die ganzen kleinen Verluste schon lange vergessen haben. Und schon entsteht in uns das Bild eines erfolgreichen Investors. Fehlende Transparenz hindert uns aber auch daran besser zu werden. Wenn wir unsere Investitionshistorie nicht verstehen und nicht verstehen, wie unsere ursprünglichen Entscheidungen mit unseren Ergebnissen zusammenhängen, dann werden wir auch unsere Fehler nicht verstehen und nicht in der Lage sein, daraus zu lernen.
Du kannst nicht verbessern, was du nicht messen kannst. – Peter Drucker
Ins Portfolio Analyse Tool werden alle Transaktionen und Cash Flows eingetragen, d.h. jeder Kauf, jeder Verkauf und jede Dividendenzahlung. Zusätzlich wird der Grund des Kaufs angeben, damit du später noch weißt, wie du zu damals zu deiner Kaufentscheidung gekommen bist.
Warum die Depotübersicht der Onlinebroker nicht aussagekräftig genug sind
Die Depotübersicht unseres Onlinebrokers ist schonmal ein guter Startpunkt, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es um unser Depot bestellt ist. Allerdings gibt es ein paar wesentliche Punkte, die in diesen Übersichten typischerweise nicht berücksichtigt werden:
Der Zeitfaktor
Meistens ist aus der Depotübersicht nicht ersichtlich, wann die einzelnen Werte ins Depot aufgenommen wurden. Du kannst also nur schwer die Rendite für das letzte Jahr bestimmen. Allerdings ist es ja eigentlich das, was wir wollen: Am Ende jedes Jahres wissen, was unser Return im vergangenen Jahr war. Das ist unter anderem auch wichtig, weil alle anderen Anlageformen die Rendite pro Jahr angeben und wir natürlich auch immer schauen müssen, wie wir unser Kapital am besten allokieren.
Wenn also z.B. laut deiner Depotübersicht einer deiner Werte mit 40% im Plus ist, dann sieht das erstmal sehr gut aus. Was wäre aber, wenn du wüsstest, dass du den Wert bereits seit 10 Jahren im Depot hast. Die durchschnittliche Rendite pro Jahr würde dann nur 3,4% betragen:
Jährliche Wachstumsrate = (140 / 100) ^ (1 / 10) – 1 = 3,4%
Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate wird oft auch als CAGR – aus dem Englischen: Compound Annual Growth Rate – bezeichnet.
3,4% pro Jahr ist schon weniger attraktiv und bereits so niedrig, dass du mit einer weitaus risikoärmeren Anlage, z.B. Genossenschaftsanteilen von der örtlichen Wohnungsbaugenossenschaft oder Volksbank durchaus bessere Renditen erreichen könntest.
Ein Portfolio Analyse Tool sollte also die durchschnittliche Haltedauer deiner Aktien berechnen und darüber die durchschnittliche Rendite pro Jahr ableiten können.
Externe Cash Flows
Ein weiteres Problem wird aus dem obigen Beispiel ebenfalls ersichtlich: Was ist z.B. mit den Dividenden, die du über den Zeitraum der 10 Jahre ausgeschüttet wurden? Oder mit den Transaktionskosten, d.h. den Gebühren, die wir bei jeder Transaktion zahlen müssen. Externe Cash Flows werden in der Depotübersicht in der Regel nicht abgebildet, auch sie wirken sich aber natürlich auf den Return aus. Was sind laut unserer Definition externe Cash Flows?
Ein externer Cash Flow kann wie bereits angedeutet die regelmäßige Auszahlung einer Dividende sein. Oder aber auch der Kauf einer Aktie bzw. der Erlös aus dem Verkauf einer Aktie aus dem Depot. Die Dividende hat logischerweise einen positiven Einfluss auf deine Rendite, beim Erlös aus einem Verkauf hängt der Effekt vom Verkaufspreis ab. Vereinfacht gesprochen davon, ob du mit Gewinn oder Verlust verkauft hast.
Auch der Aktienkauf stellt einen externen Cash Flow dar und kann signifikanten Einfluss auf den Depot-Return haben. Du könntest ja z.B. einfach den Depotwert zu Beginn des Jahres und am Ende des Jahres vergleichen und so deine Jahresrendite berechnen:
Rendite = Endwert Depot / Anfangswert Depot -1
Grundsätzlich ist das ja erstmal auch nicht falsch. Das Ergebnis wird allerdings stark verfälscht, wenn du im Verlauf des Jahres weitere Aktien hinzukaufst. Um in einem solchen Fall den Return richtig bestimmen zu können, müsstest du eine separate Renditebetrachtung für jeden Zeitraum zwischen zwei Transaktionen anstellen, d.h. eine zeitgewichtete Rendite ausrechnen (im Englischen “TWRR – Time Weighted Rate of Return”). Auch die hierzu benötigten Informationen gibt die Depotübersicht des Onlinebrokers nicht her.
Im Portfolio Analyse Tool wird jede einzelne Transaktion inklusive aller relevanten Informationen eingetragen, d.h. es ist möglich, die Rendite sehr genau zu bestimmen.
Transaktionshistorie und -kosten
Die Depotübersicht der Onlinebroker bietet typischerweise nicht die Möglichkeit, vergangene Transaktionen zu verfolgen. D.h. sobald du einen Wert verkauft hast, ist er in deinem Depot nicht mehr enthalten bzw. nicht mehr sichtbar und du müsstest in die pdf Mitteilungen des Brokers schauen, um zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zu erfahren, für wieviel du die Aktie damals gekauft bzw. verkauft hast.
Dies steht natürlich in engem Zusammenhang mit externen Cash Flows und ihrem Einfluss auf den Portfolio-Return. Auch die Entgelte, die wir bei jedem Aktienkauf zahlen, werden in der Depotübersicht der Onlinebroker in der regel nicht abgebildet.
Fazit
Die Depotübersicht unseres Onlinebrokers ist meist nicht aussagekräftig genug, um uns einen wirklich guten Überblick über unsere Portfolio-Rendite zu geben. Dividendenzahlungen, realisierte Gewinne oder auch Transaktionsentgelte werden in der Regel gar nicht in der Übersicht dargestellt. Darüber hinaus werden nur die Werte angezeigt, die sich derzeit im Depot befinden und die Rendite wird nicht auf Jahresbasis, also unter Berücksichtigung der Haltedauer der Aktien berechnet.
Wir benötigen allerdings aus mehreren Gründen eine solche umfängliche Portfolioübersicht. Zum einen möchten wir gerne in der Lage sein, unsere Rendite mit der Rendite anderer Anlageklassen oder z.B. mit einem Benchmark auf gleicher Basis zu vergleichen. Woher sollen wir sonst wissen, wie erfolgreich unsere Investitionsstrategie ist bzw. ob es nicht Sinn macht, eher in einen passiven Indexfonds zu investieren o.Ä. Zum zweiten benötigen wir eine Möglichkeit, um unsere Entscheidungen, unsere Transaktionhistorie etc. zurückverfolgen zu können, damit wir unsere eigenen Fehler entdecken und daraus lernen können.
Ich nutze für diese Berechnung ein Portfolio Analyse Tool, welches ich mir selbst in Excel bzw. Google Sheets zusammengebaut habe. Im Internet gibt es noch ein paar weitere Tools, die ähnlich funktionieren. Bisher habe ich allerdings bei keinem dieser Tools eine Funktionalität entdeckt, die die Berechnung einer jährlichen Rendite bzw. einer zeitgewichteten Rendite für mein Portfolio ermöglicht.
Du kannst das DIY Portfolio Analyse Tool hier kostenlos herunterladen. Eine ausführliche Anleitung zum Tool gibt es hier.
4 Kommentare zu „Wie du deine Portfolio-Rendite im Auge behältst“
Hi Axel,
kennst Du schon dieses Online-Tool: https://rentablo.de/software-depotverwaltung
Nutze ich regelmäßig und es kann die von Dir beschrieben Bedürfnisse direkt erfüllen.
BG Jan
Hi Jan,
danke dir für den Link. Kannte das Tool bisher noch nicht. Werde ich mir aber in jedem Fall einmal ansehen.
Viele Grüße,
Axel
Hallo zusammen,
ich bin gerade mit einem solchen Tool begonnen und dabei auf dein Tool gestoßen. Ich erhalte aber einen Fehler, wenn ich auf den Download-Link klicke, kannst du dir das bitte einmal anschauen?
Danke sehr und viele Grüße
Hallo Daniel,
danke dir für den Hinweis, sollte jetzt wieder funktionieren.
Viele Grüße,
Axel