Lagerbestand

Lagerbestand - InventoryLagerbestand (Inventory): Zeigt den Bestand (in EUR bzw. einer anderen Währung) der Rohstoffe, Halbfertig- und Fertigerzeugnisse an, die das Unternehmen zu einem bestimmten Stichtag im Lager liegen hat. Der Lagerbestand ist Bestandteil des Net Working Capital und ist in der Bilanz unter den kurzfristigen Vermögenswerten bzw. dem Umlaufvermögen zu finden.

Der Lagerbestand dient im Unternehmen als Puffer zwischen Produktion und Vertrieb. Nach dem Umsatzkostenverfahren werden die Herstellungskosten eines Produkts genau dann in der GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) erfasst, wenn das Produkt verkauft wird.


Arten des Lagerbestands

Lagerbestände werden in den meisten Fällen in drei Kategorien unterschieden:

  1. Rohstoffe: Rohmaterialien, die zur Herstellung des fertigen Produktes erforderlich sind. Als Beispiele können hier z.B. Eisenerz und Kohle für die Stahlproduktion oder Silizium Wafer für die Herstellung von Memory Chips genannt werden
  2. Halbfertigerzeugnisse bzw. Zwischenprodukte (englisch auch Work In Progress Inventory bzw. WIP Inventory): Erzeugnisse, die bereits einen Teil der erforderlichen Prozessschritte zur Herstellung des Fertigprodukts durchlaufen haben
  3. Fertigerzeugnisse bzw. Fertigwaren: Produkte, die alle Herstellungsschritte bereits erfolgreich durchlaufen haben und zum Verkauf bereitstehen. Von Einzelhändlern wird der Fertigbestand oft auch als Warenbestand bezeichnet. Typische Beispiele für Fertigerzeugnisse sind Smartphones, Autos, Kleidung, Möbel etc.

Die Eingruppierung eines Rohstoffs bzw. Produkts in eine bestimmte Kategorie ist dabei stark vom Unternehmen abhängig. Für einen Hersteller von Silizium Wafern repräsentiert das Silizium den Rohstoff und der Wafer das Fertigerzeugnis. Der Hersteller der Memory Chips wiederum klassifiziert den Wafer typischerweise als Rohstoff und den Memory Chip als Fertigerzeugnis.


Sonderfall Konsignationslager (“Konsi-Lager”)

Typischerweise liegen die Lagerplätze bzw. Lagerhäuser für Rohstoffe, Halbfertig- und Fertigerzeugnisse auch physisch auf dem Produktionsgelände des Unternehmens. Ausnahmen bilden hier die so genannten Konsignationslager bzw. Konsi-Lager. Konsignationslager kommen vor allem in Industriezweigen vor, in denen eine Verfügbarkeit des Vorprodukts Just-In-Time (JIT) erforderlich ist (also z.B. in der Automobilindustrie).

Produkte, die in einem Konsignationslager liegen, gehören zwar auf dem Papier noch dem Hersteller bzw. Produzenten, können aber vom Kunden (also z.B. dem Auto OEM) jederzeit abgerufen und verbraucht werden. Dem entsprechend tauchen auch die in Konsignationslagern liegenden Produkte noch im Lagerbestand des Unternehmens auf.


Bewertung des Lagerbestands

Der Lagerbestand wird als Teil des Umlaufvermögens in der Bilanz ausgewiesen und muss deshalb entsprechend bewertet werden. Für diese Bewertung gibt es grundsätzlich drei verschiedene Optionen bzw. Verfahren:

  1. First In First Out (FIFO): Bei der FIFO-Methode werden die dem Lager entnommenen Fertigprodukte zu den Kosten der ältesten im Lager liegenden Produkte bewertet. Hat das Produkt im Einkauf bzw. in der Herstellung früher weniger gekostet als heute, dann erhöht sich durch die Entnahme der Wert des restlichen Lagerbestandes (sofern direkt wieder mit einem neuen Produkt aufgefüllt wird)
  2. Last In First Out (LIFO): Bei der LIFO-Methode werden die dem Lager entnommenen Fertigprodukte zu den Kosten der neuesten im Lager liegenden Produkte bewertet. Hat das Produkt im Einkauf bzw. in der Herstellung früher weniger gekostet als heute, dann verringert sich durch die Entnahme der Wert des restlichen Lagerbestandes (sofern direkt wieder mit einem neuen Produkt aufgefüllt wird)
  3. Gleitender Durchschnitt: Bei der Methode des gleitenden Durchschnitts werden die dem Lager entnommenen Fertigprodukte zu den durchschnittlichen Kosten der im Lager liegenden Produkte bewertet

Die Bewertung des Lagerbestandes ist dabei unabhängig von der tatsächlichen Entnahme der Produkte. Schüttgüter wie Eisenerz z.B. werden immer von einer entsprechenden Halde entnommen (die zuletzt hinzugefügte Tonne wird zuerst entnommen, was physisch der LIFO-Methode entspricht). Die Bewertung kann jedoch trotzdem nach der FIFO-Methode erfolgen.


Bestandsmanagement bzw. Working Capital Management

Ein zu hoher Lagerbestand ist für das Unternehmen typischerweise nachteilig, da neben den vergleichsweise hohen Lagerkosten vor allem die hohe Kapitalbindung große Nachteile mit sich bringt. Darüber hinaus besteht bei bestimmten Produkten die Gefahr einer Veralterung, wenn sie zu lange im Lager liegen.

Umgekehrt kann aber auch ein zu geringer Lagerbestand nachteilig sein, da es z.B. bei anziehender Nachfrage zu Lieferengpässen und unzufriedenen Kunden und damit ggf. auch zum Verlust von Marktanteilen kommen kann.

Englische Bezeichnungen: Inventory


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